Nach Leitzinserhöhung

DAX springt hoch - Viel Beifall für Zinswende der Fed - Warnung vor Risiken

17.12.15 12:54 Uhr

DAX springt hoch - Viel Beifall für Zinswende der Fed - Warnung vor Risiken | finanzen.net

Als erste große Notenbank wagt die Fed in den USA die Zinswende und setzt damit einen Schlusspunkt unter die Finanzkrise. Nach breiter Zustimmung wird auch vor Risiken gewarnt.

Die US-Notenbank beendete nach sieben Jahren die Ära des billigen Geldes und hob den Leitzins von nahe null auf eine neue Obergrenze von 0,5 Prozent an. Die Märkte waren von Fed-Chefin Janet Yellen bereits auf die geldpolitische Zäsur vorbereitet worden, die Kredite verteuert und so weniger Rückenwind für Börse und Wirtschaft bedeutet. Sie will die Zügel nur sanft anziehen, um die konjunkturelle Erholung nicht abzuwürgen: "Auch nach der Erhöhung stimuliert unsere Geldpolitik die Wirtschaft weiter", versicherte Yellen.

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An den Finanzmärkten wurden damit Spekulationen auf eine forschere Gangart der Fed gedämpft. An der Wall Street ging es entsprechend deutlich bergauf. Der Euro fiel auf rund 1,09 Dollar. Die USA müssen sich Experten zufolge nun darauf einstellen, dass der Dollar zum Euro wegen der Zinsdifferenz tendenziell stärker wird und sich amerikanische Firmen im Export schwertun, weil ihre Produkte in Übersee teurer werden.

Die Währungshüter in Washington preschen mit der ersten Anhebung seit fast zehn Jahren weltweit vor. In der Euro-Zone und auch in Japan dürfte der Nullzins wegen der mauen Konjunktur und niedriger Inflationsraten wohl noch lange unangetastet bleiben.

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"EIN GROSSER SCHRITT FÜR DAS FINANZSYSTEM"

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt David Folkerts-Landau sprach von einem historischen Moment: "Er bildet den Auftakt zu einer Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik." Auch sein Kollege Ulrich Kater von der DekaBank sieht dies ähnlich: "Ein kleiner Schritt für die Fed, aber ein großer für das Finanzsystem." Die Fed begrabe symbolisch die Finanz- und Bankenkrise von 2008. Zudem schüre die Zinswende die Hoffnung, dass auch in der Euro-Zone eine Umkehr bei den Zinsen irgendwann möglich sei.

Yellen sagte, das Tempo weiterer Zinserhöhungen werde maßgeblich davon abhängen, wie sich die Wirtschaft entwickele und wie schnell sich die Jahresteuerung dem Ziel der Fed von zwei Prozent annähere: "Falls die Inflation stärker anziehen sollte, würde dies größere Zinsschritte nötig machen."

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Mit ihrer laxen Geldpolitik trug die Fed maßgeblich dazu bei, dass die US-Wirtschaft die Rezession schnell überwand und den Finanzmärkten nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 die Kernschmelze erspart blieb. Später sorgte das viele billige Geld dafür, dass die Börsen trotz mauer Konjunktur von Rekord zu Rekord eilen konnten.

Zuletzt hat sich die US-Konjunktur etwas abgekühlt. Sie legte im Sommer aufs Jahr hochgerechnet nur noch um 2,1 Prozent zu, nachdem es im Frühjahr noch 3,9 Prozent waren. Doch Experten sehen darin kein Schwächezeichen: Denn der private Verbrauch, der rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, zog weiter an. "Die Entscheidung der Fed war fällig. Angesichts der guten wirtschaftlichen Situation können die USA einen langsamen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes gut verkraften", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Zur Erfolgsbilanz der Fed gehört auch, dass nach der Weltwirtschaftskrise nun annähernd wieder Vollbeschäftigung herrscht. Kritiker befürchten jedoch, dass die Fed mit dem vielen billigen Geld den Boden für Preisblasen an den Märkten bereitet.

Die Fed will ihren Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen und die Zinsen nun konsequent, wenn auch behutsam anheben: In ihren aktuellen Prognosen veranschlagen die Währungshüter im Mittel einen Satz von 1,375 Prozent für Ende 2016 - das entspricht drei bis vier Zinsschritten im kommenden Jahr. Damit hat sich gegenüber September nichts an der Einschätzung der Notenbanker geändert. Yellen zufolge werden die Zinsschritte wohl nicht gleich groß ausfallen.

Auch im September hatten viele Experten bereits mit einer Erhöhung gerechnet: Die Fed wagte den Schritt nach einem Börsenbeben in China jedoch aus Sorge vor einer harten Landung der dortigen Wirtschaft nicht. Die jetzige Zinswende im fernen Washington wird für viele chinesische Firmen wohl negative Folgen haben: Schätzungen zufolge halten die Unternehmen in der Volksrepublik rund ein Viertel ihrer Kredite in Dollar. Eine Aufwertung der US-Währung dürfte es für diese Unternehmen somit teurer machen, die Schulden zu bedienen.

Auch Warnungen vor Risiken

Professionelle Investoren warnen allerdings vor Risiken. "Die Fed betritt mit ihren Zinsschritt ganz klar Neuland", so der Chefanleger der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank, Stefan Kreuzkamp. "Noch nie hat sich eine US-Notenbank auf den Weg in einen Zinserhöhungszyklus gemacht, wenn die Raten für das Wirtschaftswachstum so niedrig waren und die eigene Bilanz so aufgeblasen", erklärte Kreuzkamp, dessen Deutsche Asset & Wealth Management ein Vermögen von 1,09 Billionen Euro verwaltet. Da die Fed 2016 ihre Zinsen weiter anheben dürfte, werde der Euro-Kurs fallen.

An der Börse wird nun heftig darüber spekuliert, wieviel Zinsschritte im kommenden Jahr folgen werden. Die US-Notenbank hat für das kommende Jahr vier Erhöhungen in Aussicht gestellt. Für 2016 erwartet die BayernLB dagegen weiterhin einen deutlich flacheren Zinspfad. Kevin O'Nolan, Fondsmanager bei Fidelity International, schließt dagegen nicht aus, dass die Fed die Zinsen 2016 schneller anhebt als erwartet.

Auch wenn die Fed nun den ersten Schritt gegangen ist, ist das zukünftige Tempo entscheidend für den Kapitalmarkt. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten. Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Federal Reserve darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet", sagt Christopher Probyn, Chef-Ökonom bei State Street Global Advisors.

Für die Devisenstrategen der Commerzbank liegt es zum Großteil in der Hand der Fed-Präsidentin selbst, die Konditionen für weitere Zinserhöhungen zu kreieren. Sollte sie die Zinserwartungen zu stark schüren und damit eine zu schnelle Aufwertung des US-Dollars auslösen, die wiederum den Preisauftrieb zu bremsen drohe, könne sie selbst gegensteuern, in dem sie zu diesem Zeitpunkt eine Zinspause einlege. Für die Marktteilnehmer bedeute das, dass es nicht ausreiche, auf die US-Daten alleine zu schauen, um die Erwartungen für den Zeitpunkt des nächsten Zinsschrittes zu formen.

Von den höheren Leitzinsen der Fed dürften Bankenaktien mittelfristig profitieren. "Vor allem Finanzwerte haben sich in der Vergangenheit stets sehr stark entwickelt, sobald Zentralbanken die Zinsen erhöht haben", sagt Stefan Kreuzkamp, CIO im Asset Management der Deutschen Bank. Kreuzkamp nennt Finanzwerte neben dem Technologiesektor und zyklischen Konsumgütern die Hauptprofiteure steigender Zinsen. Die Deutsche Bank und HSBC haben nach der Zinserhöhung der Fed über Nacht bereits ihre Benchmark-Zinsen (Prime Lending Rates) um 25 Basispunkte auf 3,50 Prozent erhöht.

Der DAX legte am Donnerstag zeitweise um rund 3 Prozent zu.

Washington/Berlin Reuters/DOw Jones Newswires

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