Expertin warnt vor massiver Überbewertung am Aktienmarkt
Die starke Entwicklung der Aktienmärkte 2021 und die angelaufene Berichtssaison haben eine Expertin dazu veranlasst, Anleger vor zu viel Optimismus zu warnen.
• Strategin warnt vor zu hohen Bewertungen am Aktienmarkt
• Anleger seien in "Buy the dip"-Strategien getrieben worden
• Auch Jeff Gundlach besorgt über drohende Rezession
Das Jahr 2021 war ein durchaus erfolgreiches für Aktienmarktanleger. Der deutsche Leitindex DAX konnte ein Plus von 15,8 Prozent einfahren, für den TecDAX ging es mit +22 Prozent nochmals deutlich höher. Auch im Ausland waren Aktieninvestoren im alten Jahr in Kauflaune: Der S&P 500 lag zum Jahresende um knapp 27 Prozent über seinem Startwert aus dem Januar, Dow Jones und Nasdaq verbesserten sich daneben um knapp 19 sowie mehr als 21 Prozent. Und auch ein Blick auf den MSCI World, der die Kursentwicklung von 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern nachvollzieht und 2021 rund ein Drittel zugelegt hat, zeigt: Anleger waren im alten Jahr durchaus in Kauflaune.
Strategin warnt vor Überbewertung
Doch nicht alle Experten teilen den Optimismus am Aktienmarkt. Immer häufiger melden sich kritische Stimmen, die sich besorgt über die anhaltende Bullenstimmung am Markt zeigen. Eine davon gehört Lenore Hawkins, die als Chefstrategin bei Tematica Research tätig ist. Gegenüber Yahoo Finance Live nahm sie die aktuellen Entwicklungen am Aktienmarkt unter die Lupe. "Wir haben noch nie erlebt, dass Aktien so hoch bewertet wurden. Das bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis steigt auf das 40-fache. Das letzte Mal haben wir das im Jahr 1999 gesehen. Aber wenn Sie sich das Kurs-Umsatz-Verhältnis ansehen, ist das mehr als das Dreifache - das ist höher als das, was wir in der Dot-Com-Blase gesehen haben", so die Expertin besorgt.
Aktien sind ihrer Ansicht nach "massiv überbewertet", was darauf hindeute, dass Anleger eher in Momentum-Trades investieren würden, statt ihre fundamentalen Hausaufgaben zu machen, betont sie.
Investoren zum Kauf bei Kursrücksetzern "erzogen"
Auf die Frage, ob Anleger derzeit irrational handeln würden, antwortete Hawkins: "Ich glaube, dass Anleger ziemlich irrational handeln, in der Art, wie sie von der Fed und dem Markt darauf trainiert wurden". Anleger, die in den letzten zehn Jahren nicht Kursrücksetzer zum Kaufen genutzt hätten, seien "gekillt" worden.
Investoren hätten diese Lektion gelernt und "Buy the dip"-Strategien verfolgt, die sich vorrangig um Wachstums- und Techtitel gedreht hätten. Einige von denen hätten auch aus fundamentaler Sicht keinen Sinn ergeben, so die Expertin weiter. Zwar erkenne sie die großen Chancen, die sich in der Techindustrie ergeben, durchaus an, dennoch verwies Hawkins im Interview insbesondere auch auf deflationäre Gefahren.
2022 werde sich alles um Risiken im Zusammenhang mit der Rezession drehen, nachdem 2021 Inflation das Hauptthema an den Aktienmärkten gewesen sei.
Auch Gundlach sieht Rezessionsgefahr
Auch der als Anleihenkönig bekannt gewordene Jeff Gundlach stützt diese Argumentation und warnte vor einer drohenden Rezession, die die US-Notenbank Federal Reserve durch ihre geplante Straffung der Geldpolitik auslösen werde.
"Die Bewertungen waren bereits früher so extrem, aber normalerweise ist das nicht gut ausgegangen", so der Milliardär im Interview mit Yahoo Finance. "Jetzt befindet sich die Fed im Rückwärtsgang", nachdem es zwei Jahre lang umgekehrt gewesen sei. Wenn die Federal Reserve die Zinsen anheben und ihre Anleihenbestände reduzieren würde, könnte dies die Aktienkurse belasten und die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, warnt Gundlach weiter.
Redaktion finanzen.net
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