Citigroup und Société Générale: Analysten uneins über Perspektiven von Europas Aktien
Nach dem guten Jahresstart an den europäischen Aktienmärkten sind sich Analysten uneins über die weiteren Perspektiven.
So rieten die Experten des US-Bankhauses Citigroup am Freitag zu einer Übergewichtung der Börsen diesseits des Atlantiks, während die Strategen der französischen Bank Société Générale(SocGen) ebenfalls zum Wochenschluss eine gegenteilige Auffassung vertraten.
"Wir kaufen noch keine europäischen Aktien", schrieb das Analystenteam der SocGen um Roland Kaloyan. Diese sind nach Meinung der Experten im Vergleich zu Anleihen aktuell zu teuer. Die Fachleute rechnen in ihrem Basisszenario damit, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen als wichtiger Maßstab für den europäischen Anleihenmarkt bis Ende des ersten Quartals auf 2,5 Prozent steigen könnte. Aktuell beträgt sie 2,3 Prozent.
Doch angesichts des unerwartet großen Angebots an Anleihen und der entschiedenen Haltung der Zentralbanken, die hohe Inflation zu bekämpfen, schließen die SocGen-Analysten nicht aus, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis Ende März sogar auf 3,0 Prozent steigt. Derart hoch rentierten sie zuletzt 2011.
"Ein solches Renditeniveau wäre für europäische Aktien nur schwer zu verkraften", urteilte Kaloyan. Bereits jetzt bewege sich das Verhältnis zwischen Gewinnrenditen auf dem Aktienmarkt und Staatsanleihenrenditen deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt und auf einem Achtjahrestief. Ein niedriger Wert dieses Quotienten bedeutet, dass Aktien überbewertet sind. Im Verhältnis zu qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen seien europäische Aktien sogar noch teurer.
Demgegenüber rieten die Fachleute der Citigroup, europäische Aktien im Portfolio überzugewichten. Die Strategen rund um Robert Buckland argumentierten, dass die "schlechten Gewinnnachrichten" der Konzerne inzwischen in den Kursen berücksichtigt seien.
US-Aktien hingegen sollten untergewichtet werden. Die Gewinnerwartungen des Marktes seien hier immer noch zu optimistisch, insbesondere angesichts der von den Citi-Volkswirten für das zweite Halbjahr prognostizierten Rezession.
Mit Blick auf die Schwellenländer sind die Citigroup-Strategen China gegenüber weiterhin positiv eingestellt. Das Land sollte von der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach dem Ende der Null-COVID-Politik profitieren. Brasilien bleibe wegen der attraktiven Bewertung des Aktienmarktes die wichtigste Übergewichtung im Segment der Wachstumsmärkte.
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PARIS/NEW YORK (dpa-AFX)
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