Nach gutem Jahr

Varta-Aktie tiefrot: Varta übertrifft mit starkem Jahresschluss Erwartungen und will erstmals seit IPO Dividende ausschütten

18.02.21 16:50 Uhr

Varta-Aktie tiefrot: Varta übertrifft mit starkem Jahresschluss Erwartungen und will erstmals seit IPO Dividende ausschütten | finanzen.net

Der Batteriekonzern Varta setzt nach einem starken Wachstumsschub im neuen Jahr zunächst auf kleinere Sprünge.

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Das Management um Vorstandschef Herbert Schein veranschlagt für 2021 ein Umsatzplus von rund 8 Prozent auf 940 Millionen Euro, wie der MDax-Konzern mit seinen vorläufigen Zahlen vom Donnerstag bekanntgab. Im Vorjahr war Varta dank des Booms bei Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer um 47 Prozent gewachsen, wenn die Übernahme der Haushaltsbatteriesparte herausgerechnet wird. Analysten hatten vereinzelt schon angemerkt, dass das Unternehmen womöglich wegen stärkerer Konkurrenz mit dem Umsatzausblick enttäuschen könnte.

Das Tagesgeschäft lief allerdings weiter rund. Varta hat im vergangenen Jahr vor allem vom Geschäft mit Akkus für kabellose Kopfhörer profitiert. Der Umsatz kletterte auch dank des Zukaufs der Haushaltsbatteriesparte um rund 140 Prozent auf 870 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um 145 Prozent auf 239 Millionen Euro zu. Sowohl Umsatz als auch operatives Ergebnis fielen damit besser aus als von Analysten zuvor geschätzt und übertrafen auch die jüngste Prognose des Konzerns.

Bereits am Vorabend hatte Varta mitgeteilt, wie in Aussicht gestellt, erstmals seit dem Börsengang 2017 eine Dividende zu zahlen. Je Aktie sollen es 2,50 Euro sein, insgesamt will der Konzern rund 100 Millionen Euro an die Aktionäre ausschütten.

Im laufenden Jahr will Varta die bereinigte operative Marge (Ebitda) um bis zu 2,5 Prozentpunkte auf bis zu 30 Prozent steigern. Vor allem im Vergleich zu den angepeilten 940 Millionen Euro Umsatz hatten Analysten aber mit deutlich mehr gerechnet und im Schnitt über eine Milliarde Euro Erlös auf dem Zettel.

Varta erwarte ein hohes organisches Umsatzwachstum, hieß es vom Unternehmen. Die Nachfrage nach wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Batterien für teurere Konsumentenprodukte, vor allem kabellose Kopfhörer, sei weiterhin sehr hoch. Den detaillierten Jahresbericht inklusive aller Finanzzahlen wie dem Nettogewinn will Varta am 31. März vorlegen.

Varta-Papiere brechen ein - Schwacher Ausblick

Bei Varta scheint nach der Erholungsrally seit Monatsbeginn die Luft erst einmal raus zu sein. Wie schon zur Wochenmitte stießen auch am Donnerstag viele Anleger die Aktie ab.

Am Nachmittag büßten die Papiere 13,53 Prozent auf 133,60 Euro ein, was den zweitletzten Platz im MDAX bedeutete.

Am Dienstag waren die Varta-Aktien noch bis auf 168,40 Euro geklettert. Auf ihrem Rekordhoch von 181,30 Euro Ende Januar konnten sie für das noch junge Jahr 2021 ein stolzes Plus von gut 53 Prozent vorweisen und damit die beste Entwicklung aller 60 MDax-Titel. Die Rally wird auch im Zusammenhang mit Eindeckungskäufen von Anlegern gesehen, die mit Wetten auf fallende Kurse auf dem falschen Fuß erwischt worden waren. Dies hatte eine regelrechte Kursexplosion ausgelöst - direkt danach war es aber erst einmal steil bergab gegangen.

Die Eckdaten von Varta für das vergangene Jahr gaben wenig Grund zur Klage: Dank des Booms bei Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer hatte das Unternehmen den Umsatz um fast die Hälfte gesteigert, wenn die Übernahme der Haushaltsbatteriesparte herausgerechnet wird. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand gar ein Plus von 145 Prozent zu Buche. Beide Kennziffern lagen sowohl über der jüngsten Planung als auch über den Analystenschätzungen.

Analyst Florian Pfeilschifter von Stifel Europe fand indes ebenso wie sein Commerzbank-Kollege Florian Treisch im schwachen Segment Microbatteries & Solutions das sprichwörtliche Haar in der Suppe. Zudem wurde der Ausblick auf 2021 von Analysten einhellig als Enttäuschung bezeichnet. Vor allem das in Aussicht gestellte Umsatzplus von rund acht Prozent auf 940 Millionen Euro sei "noch schwächer als erwartet", so Treisch. Sowohl seine als auch die Konsensprognose hätten über einer Milliarde Euro gelegen, und das Unternehmen habe davor "knapp eine Milliarde Euro" in Aussicht gestellt.

Dass Varta erstmals seit dem Börsengang eine Dividende zahlen will, konnte Treisch ebenfalls nicht begeistern. Die geplante Gewinnausschüttung von 2,50 Euro je Aktie, was insgesamt rund 100 Millionen Euro entspricht, falle für seine Einschätzung der Aktie nicht ins Gewicht, betonte der Experte. Denn er habe als einziger Analyst schon zuvor mit einer Dividende gerechnet. Ein Händler stellte gar die Sinnhaftigkeit der Gewinnausschüttung in Frage, da die Aktie ein Wachstumswert sei und das Unternehmen hohe Investitionen zu stemmen habe.

ELLWANGEN/FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Mirco Vacca / Shutterstock.com

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