Nach Gewinnwarnung

thyssenkrupp schließt weitere Finanzrisiken nicht aus

19.11.18 10:35 Uhr

thyssenkrupp schließt weitere Finanzrisiken nicht aus | finanzen.net

Nach der Gewinnwarnung vergangene Woche infolge von Kartellermittlungen schließt thyssenkrupp weitere Finanzrisiken nicht aus.

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"Richtig ist, dass wir weitere Risiken für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage grundsätzlich nicht ausschließen können", sagte Compliance-Vorstand Donatus Kaufmann der Rheinischen Post auf die Frage, ob weitere Rückstellungen auf thyssenkrupp zukommen könnten.

thyssenkrupp hatte am 8. November vor "erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns" wegen des laufenden Kartellverfahrens gewarnt, nachdem das Unternehmen eine Risikorückstellung vorgenommen hatte. Der Jahresüberschuss 2017/18 soll jetzt nur noch rund 100 Millionen Euro erreichen. Bislang hatte thyssen unter dem Strich ein besseres Ergebnis als im Vorjahr von 271 Millionen Euro erzielen wollen.

Der Konzern steht in dem seit 2013 laufenden Verfahren unter dem Verdacht, vor etlichen Jahren in der Stahlsparte mit Konkurrenten wie Salzgitter und voestalpine in verbotener Weise Absprachen über Preise für Grobblech und Qualitätsflachstahl getroffen zu haben. Selbst die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist involviert.

Kaufmann hatte in einem Mitarbeiterbrief geschrieben: "Mittlerweile haben wir Erkenntnisse in dem Ermittlungsverfahren, die uns dazu bewogen haben, im Konzernjahresabschluss eine Rückstellung zu bilden." Angaben zu deren Höhe machte der Konzern nicht, auch in der Rheinischen Post lehnte es Kaufmann unter Verweis auf das laufende Verfahren ab, einen Betrag zu nennen. Analyst Seth Rosenfeld und auch die DZ Bank schätzen die unbare Vorsorge auf rund 200 Millionen Euro.

Kaufmann sagte in der Rheinischen Post, die Bildung der Rückstellung sei nicht als Schuldeingeständnis zu missverstehen. "Es handelt sich um eine Maßnahme zur Risikovorsorge", sagte er.

Hiesingers Abfindung geschmälert

Die Gewinnwarnung hat auch Folgen für den Ex-Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Dieser habe "selbst Wert darauf gelegt, dass die zum Jahresabschluss eingetretenen Konzernrisiken bei der Berechnung seiner Abfindung voll berücksichtigt werden", sagte Kaufmann der Zeitung weiter. Mit Blick auf die Höhe der Zahlung sagte Kaufmann lediglich: "Die Auflösung des Vertragsverhältnisses wurde nach den Regeln und Empfehlungen des Governance Kodex für gute Unternehmensführung und vertragskonform abgewickelt."

Kaufmann fügte aber mit Blick auf das Kartellverfahren hinzu, dass es Themen aus der Zeit vor Heinrich Hiesinger seien, "die mit seiner Rolle nichts zu tun haben. Ganz im Gegenteil war es ja Hiesinger, der die Kultur wesentlich verändert hat." Er habe immer für ein kompromissloses Einstehen für Recht und Compliance gestanden.

thyssenkrupp droht mit Ausstieg aus Stahlverband

Der Wirtschaftsvereinigung Stahl will thyssenkrupp möglicherweise den Rücken kehren. Hintergrund sind die laufenden Kartellermittlungen. "Dass bei Verbandstreffen ein erhöhtes Risiko für Kartellverstöße besteht, ist uns seit Langem klar. Schließlich treffen dort Wettbewerber aufeinander. Daher haben wir auch immer darauf gedrungen, dass sich die Verbände reformieren, auch die Wirtschaftsvereinigung", sagte Kaufmann.

Zwar habe sich der Verband reformiert und etwa die Satzung angepasst, die Ausschussarbeit auf den Prüfstand gestellt und statistische Erhebungen angepasst. Jetzt komme es aber darauf an, dass die neuen Regeln auch gelebt würden, sagte Kaufmann. "Darauf werden wir genau achten. Wenn nicht, werden wir Konsequenzen ziehen." Auf die Frage, was dies konkret bedeute, sagte der thyssenkrupp-Manager: "In letzter Konsequenz heißt das, dass wir den Verband verlassen. Das ist aber die Ultima Ratio."

FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquellen: thyssenkrupp AG

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