Nach CS-Rettung

Barclays-Aktie, ING-Aktie & Co: Banken könnten nach Credit Suisse-Zusammenbruch Emissionspause bei AT1-Anleihen einlegen

03.04.23 13:55 Uhr

Barclays-Aktie, ING-Aktie & Co: Banken könnten nach Credit Suisse-Zusammenbruch Emissionspause bei AT1-Anleihen einlegen | finanzen.net

Banken könnten nach der Rettung von Credit Suisse nach Einschätzung von Analysten versucht sein, aus Kostengründen so genannte AT1-Anleihen über ihre ursprünglich geplante Auslauffrist hinaus zu verlängern.

Damit würden sie einerseits die derzeit sehr hohen Kosten einer AT1-Emission umgehen. Andererseits droht ihnen in diesem Fall ein Reputationsproblem.

Additional-Tier-1-Anleihen sind Kapitalinstrumente, die Banken begeben müssen, um für den Fall von Problemen zusätzliches Eigenkapital zu bekommen. Diese Anleihen werden bei Erreichen bestimmter Schwellenwerte zwangsweise in Aktien umgewandelt - allerdings erst dann, wenn zuvor die Aktionäre ihr Investment abschreiben mussten. Bei der Rettung von Credit Suisse wurde diese Reihenfolge jedoch missachtet.

ING: Neue AT1-Anleihen derzeit sehr teuer

Und obwohl die europäischen Aufsichtsbehörden versichert haben, dass man außerhalb der Schweiz diesen Weg nicht beschreiten werde, gelten AT1-Anleihen nun als riskanter als zuvor. Entsprechend sind ihre Renditen gestiegen. Wer jetzt eine alte AT1-Anleihe ablösen will, muss den Investoren einen höheren Zins bieten. "Die Ausgabe von AT1-Anleihen ist für Banken derzeit sehr teuer", sagte ING-Kreditstratege Timothy Rahill in einem Interview mit Dow Jones.

AT1-Anleihen haben zwar keine Fälligkeit, aber eine Kündigungsfrist, die in bestimmten Zeiträumen, oft in fünf Jahren, festgelegt wird. "In Anbetracht der hohen Refinanzierungskosten könnte es für sie (die Emittenten von AT1-Anleihen) billiger sein, den ersten Kündigungstermin auszulassen, an dem sie normalerweise eine AT1-Anleihe durch eine neue Anleihe ersetzen", schrieben Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einem Kommentar.

Barclays: Die meisten Banken dürften vor Verlängerung zurückschrecken

Analysten von Barclays erklärten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Banken AT1-Anleihen über den Kündigungstermin hinaus verlängerten, erheblich gestiegen sei, meinen aber: "Wir gehen davon aus, dass Emittenten und Aufsichtsbehörden wegen der derzeit erhöhten Sensibilität der Investoren einen anlegerfreundlicheren Ansatz verfolgen werden. Wir erwarten, dass die meisten AT1-Benchmark-Anleihen im Jahr 2023 gekündigt werden."

LONDON (Dow Jones Newswires)

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