US-Notenbank strafft Geldpolitik und bleibt auf Kurs
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve hat ihre Geldpolitik erwartungsgemäß gestrafft.
Werte in diesem Artikel
Zudem signalisierte sie nach ihrer regulären Zinssitzung für dieses und kommendes Jahr ein unverändertes Straffungstempo. Fed-Chefin Janet Yellen stellte vor der Presse weitere Zinsanhebungen in "graduellem" Tempo in Aussicht. Der US-Dollar geriet unter Druck, weil vor der Zinssitzung über raschere Zinsanhebungen spekuliert wurde.
Wie die Fed am Mittwoch in Washington mitteilte, steigt der amerikanische Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Die Fed Funds Rate, wie der Zins genannt wird, liegt damit in einer Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent. Bankanalysten und Anleger hatten mit der Entscheidung gerechnet, nachdem zahlreiche Zentralbanker den Zinsschritt Anfang März signalisiert hatten.
UNVERÄNDERTES STRAFFUNGSTEMPO
Die Notenbank begründet die Zinsanhebung mit Fortschritten am Arbeitsmarkt und einer höheren Inflation. Während sich der Jobmarkt zuletzt weiter von seiner starken Seite gezeigt habe, sei die Inflation in Richtung des Ziels der Fed von zwei Prozent gestiegen. Die Wirtschaft sei weiter moderat gewachsen. "Wir nähern uns unseren Inflations- und Beschäftigungszielen", erklärte Notenbankchefin Yellen.
Ihr absehbares Straffungstempo änderte die Fed nicht. Der geldpolitische Ausschuss geht im Mittel (Median) nach wie vor von zwei weiteren Zinsanhebungen in diesem Jahr aus, gefolgt von drei Anhebungen im kommenden Jahr. Yellen erklärte dazu, dass drei Zinsanhebungen in einem Jahr durchaus mit einem "graduellen" Straffungskurs vereinbar seien. Allerdings gelte dies auch für eine Anhebung weniger oder eine mehr pro Jahr.
'GRADUELLE' ZINSANHEBUNGEN
Einen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt des nächsten Zinsschritts gab die Fed allerdings nicht. Man erwartet eine "graduelle" Anpassung der Geldpolitik, heißt es in einem Kommentar zur Zinsentscheidung. Bisher hatte die Notenbank von einer "nur" graduellen Anpassung gesprochen. Yellen unterstrich auf Rückfrage, dass in diese Änderung nicht allzu viel hinein interpretiert werden solle.
Grundsätzlich will die Federal Reserve eine konjunkturstützende Geldpolitik beibehalten. Yellen bekräftigte frühere Aussagen, dass der geldpolitische Kurs abhängig von der konjunkturellen Entwicklung sei. In diesem Zusammenhang hob sie den positiven Stimmungsumschwung in der Wirtschaft hervor, der "offensichtlich" sei. Zudem seien die weltweiten Wachstumsrisiken etwas weniger stark ausgeprägt, wenngleich es nach wie vor große Risiken gebe.
'US-NOTENBANK TIPPT AUF DIE BREMSE'
"Die US-Notenbank tippt auf die Bremse, steigt aber nicht in die Eisen", kommentierte Martin Moryson, Chefvolkswirt bei Sal. Oppenheim, die Entscheidung der Fed. "Es ist insgesamt ein gutes Zeichen, das die Fed mit der Zinserhöhung aussendet: Die Wirtschaft läuft so gut, dass sie der Stimulierung durch Niedrigzinsen immer weniger bedarf." Zudem sei der Schritt ein Signal an andere große Notenbanken, dass der Ausstieg aus der jahrelangen Niedrigzinspolitik gelingen könne.
Harm Bandholz von der Unicredit stellte heraus, dass sich die Fed alles andere als auf einem raschen Straffungskurs befinde. Vielmehr sei ihre Haltung einfach nur weniger locker. Nach seinen Berechnungen müsste der Leitzins aktuell um einiges höher liegen. "Es gibt also immer noch viel Unterstützung für die Wirtschaft."
DOLLAR UND RENDITEN UNTER DRUCK
An den Finanzmärkten geriet der US-Dollar nach den Entscheidungen unter Druck. Auch die Renditen für amerikanische Staatsanleihen gaben spürbar nach. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass es vor der Zinsentscheidung Spekulationen gegeben hatte, dass die Fed ein höheres Straffungstempo signalisieren könnte - was sie aber nicht getan hat.
Die aktuelle Zinsanhebung ist erst die dritte nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. Das zeigt, wie sehr die Krise das globale Finanzsystem und die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen hat. Von Ende 2008 bis Ende 2015 hatte die Fed den Leitzins an der Nulllinie gehalten, um die Konjunktur zu stützen und zu beleben. Ende 2015 und Ende 2016 erfolgten dann zwei vorsichtige Zinsanhebungen, denen die jetzige folgte.
Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch wie erwartet die Zinsen angehoben. Ökonomen kommentieren die Entscheidung und die Aussagen von Notenbankchefin Janet Yellen:
Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research:
"Die besser als erwartet ausgefallenen Daten zur Arbeitslosigkeit stützen die Fed zwar in ihrem eingeschlagenen Kurs, jedoch bleibt abzuwarten, inwiefern das aktuelle Inflationsniveau von 2,7 Prozent für Februar in Anbetracht auslaufender Basiseffekte gehalten wird. Sollten sich diese im Rahmen der Erwartungen entwickeln, wäre für mich mit einem weiteren Zinsschritt frühestens am 14. Juni zu rechnen."Martin Moryson, Sal. Oppenheim:"Die Fed hat sich mit der Entscheidung ihre politische Unabhängigkeit einmal mehr unter Beweis gestellt. Im Wahlkampf hatte Trump die Niedrigzinspolitik kritisiert. Jetzt als Präsident wünscht er sich niedrige Zinsen, weil sie ihn in seiner Absicht unterstützen, für mehr Wachstum zu sorgen. An seiner Reaktion auf die heutige Entscheidung wird sich zeigen, ob auch Donald Trump die Unabhängigkeit der Notenbank zu schätzen weiß. Wir gehen von zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr aus?Friedrich Heinemann, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW):"Die Entscheidung der Fed ist auch für die Eurozone von Bedeutung. Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät mit der sich nun abzeichnenden zügigen Erhöhung der Dollar-Zinsen noch stärker unter Druck, endlich das Ende der Negativzinsen einzuläuten. Reagiert EZB-Präsident Mario Draghi nicht bald< auf die Entscheidungen der Fed, dann wird die Geldpolitik der EZB immer mehr zum Wettbewerbsnachteil für europäische Banken im Vergleich mit ihren US-Konkurrenten."/bgf/jsl/fbrWASHINGTON/FRANKFURT (dpa-AFX)
Weitere News
Bildquellen: spirit of america / Shutterstock.com, Mesut Dogan / Shutterstock.com