Europa: Länder wollen Konjunkturerholung schützen
Im Gegensatz zu den USA und China ist Europa im Konjunkturzyklus noch nicht so weit fortgeschritten.
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von Julia Groß, Euro am Sonntag
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zwang vergangene Woche die Arztterminvereinbarungs-Website Doctolib in die Knie: Bei einer Fernsehansprache verkündete er nicht nur eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal und Pflegekräfte, sondern auch das Ende kostenfreier Corona-Tests und die Einführung eines obligatorischen Gesundheitspasses, mit dem Besucher von Gastronomie und Kulturveranstaltungen entweder ein negatives Testergebnis oder ihre vollständige Impfung nachweisen müssen. Wie Macron stemmen sich aktuell mehrere europäische Regierungen mit aller Kraft gegen eine mögliche vierte Welle der Pandemie, die die wirtschaftliche Erholung wieder zurückwerfen könnte. Ähnliche Maßnahmen führt auch Griechenland ein, wo Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erklärte, das Land werde nicht wegen einiger weniger Impfunwilliger wieder herunterfahren. Beschränkungen für Nicht-Getestete und Nicht-Geimpfte gibt es beispielsweise auch in Deutschland und Österreich, eine Impfpflicht für bestimmte Berufe in Italien.
Es steht viel auf dem Spiel, denn selten waren die Ausgangsbedingungen für europäische Unternehmen so positiv. Mit dem Geld aus dem Corona-Wiederaufbaufonds können Länder in den kommenden Jahren Milliardeninvestitionen vornehmen. Das neue Klimaschutzprogramm birgt erhebliches zusätzliches Wachstumspotenzial für bestimmte Wirtschaftszweige. Und gleichzeitig unterstützt die EZB die Konjunktur mit ultralockerer Geldpolitik, die laut jüngsten Aussagen von Präsidentin Christine Lagarde "lang anhaltend" sein wird. Für das laufende Jahr hat Frankreich gerade seine Wachstumsprognose von fünf auf sechs Prozent erhöht, Italien erwartet fünf, Spanien sechs Prozent.
An den Märkten wurde die prognostizierte positive Entwicklung schon teilweise vorweggenommen. Europäische Aktien verzeichneten erhebliche Mittelzuflüsse. Der Stoxx Europe 600 Index ist seit Jahresbeginn rund 15 Prozent gestiegen.
"Im Gegensatz zu den USA und China ist Europa im Konjunkturzyklus noch nicht so weit fortgeschritten, und wir gehen davon aus, dass die Region noch etwas länger Rückenwind genießt - vorausgesetzt, dass neue Covid-Varianten und die deutsche Bundestagswahl im September nicht für Unsicherheiten sorgen", sagt Didier Saint-Georges, Mitglied des Strategic Investment Committee bei Carmignac. Wer sich nicht darauf verlassen will, dass Value-Titel weiter en vogue bleiben, kann sich mit dem Deka Strong Style 40 ETF (ISIN: DE 000 ETF L05 2) auch gleichzeitig auf der Wachstumsseite positionieren - in den vergangenen Jahren ging dieses Konzept sehr gut auf.
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