Wie Trumps Handelspolitik der eigenen Landwirtschaft schadet
Der US-chinesische Handelsstreit zieht sich schon mehrere Monate hin. Eine Einigung ist trotz zwischenzeitlich guter Gespräche noch nicht in Sicht. Doch die Auswirkungen des Handelskonflikts kriegen insbesondere die zu spüren, die zu US-Präsident Trumps treuesten Unterstützern zählen: Die Landwirte.
Seit US-Präsident Donald Trump durch die Erhebung von Strafzöllen auf chinesische Importe den Handelskrieg im letzten Jahr auslöste, sind die Fronten weiter verhärtet. Zwar finden auch derzeit erneut Gespräche zwischen Vertretern beider Länder statt, die bislang recht positiv zu verlaufen scheinen, ob jedoch eine Lösung des Handelskonflikts gefunden werden kann, bleibt weiterhin ungewiss. Zwar gab US-Präsident Trump jüngst über Twitter bekannt, eine Frist für Strafzollerhöhungen vorerst zu verschieben, nähere Details sind allerdings nicht bekannt. Doch schon jetzt kriegen die Bevölkerungen beider Länder die Auswirkungen des Handelsstreits zu spüren. Ein Sektor wird in den USA dabei besonders getroffen: Die Landwirtschaft.
25 Millionen Tonnen Sojabohnen ohne Käufer
So berichtete die Financial Times kürzlich, dass 25 Millionen Tonnen US-Sojabohnen dieses Jahr nicht verkauft werden können. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so wirken mag: Die Ursache dafür ist im sino-US-amerikanischen Konflikt zu finden. Damit lassen sich die direkten Auswirkungen des Handelsstreites nun genau beziffern. China war seit 2017 der größte Abnehmer US-amerikanischer Sojabohnen. Die Ölfrüchte werden in China hauptsächlich als Futtermittel bei der Tierhaltung eingesetzt. Jedoch gingen die Importe nach China im Laufe des Handelsstreits um 6 Prozent zurück, sodass das Land der Mitte derzeit nur noch auf dem fünften Rang der größten Abnehmer von Sojabohnen platziert ist. Im Zuge des Handelskonflikts hatte China im Juli des vergangenen Jahres die US-amerikanischen Hülsenfrüchte mit einem Strafzoll in Höhe von 25 Prozent belegt. Um den Bedarf an Ölsamen im Land zu decken, kaufte China stattdessen in Brasilien ein, wodurch die Reserven an Sojabohnen in den USA stetig anwuchsen und zu einem massiven Überangebot führten. Die Financial Times bezifferte den durch den Handelsstreit verursachten Schaden der US-amerikanischen Sojabohnen-Bauern im vergangenen Jahr auf 7,9 Milliarden USD.
Landwirte wichtige Wählerschaft Trumps
Dabei sollte sich Trump in Hinblick auf seine angekündigte, erneute Kandidatur 2020 eigentlich mit den Landwirten gut stellen. Sie gehören zu einem wichtigen Teil seiner Wählerschaft, wie die Internetseite POLITICO berichtet. Allerdings sei das Durchschnittseinkommen der Landwirte seit Trumps Amtsbeginn auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Des Weiteren seien keine weiteren Handelshilfsprogramme geplant. Im vergangenen Jahr half die US-Regierung Landwirten mit einem 12 Milliarden Dollar schweren Handelshilfsprogramm aus, um gegen die Auswirkungen des Handelskonflikts anzugehen. Angesichts einer ausbleibenden weiteren Hilfe gibt sich der Chefökonom der amerikanischen Landwirtschaftslobby (American Farm Bureau Federation), John Newton, wenig optimistisch: "Die Landwirtschaft ist in einer ziemlich schwierigen Verfassung. Schaut man sich an, was noch auf uns zukommt, sieht man die ersten Risse".
Erste Entspannungssignale
Nichtsdestotrotz zeigt die jüngste Entspannung im US-chinesischen Zollkonflikt erste Wirkungen. So haben sich die Sojaeinfuhren nach China einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge im Januar im Vergleich zum vergangenen Dezember verdoppelt. Trotzdem sind die Einfuhrzahlen noch weit davon entfernt, das Überangebot in den USA zu senken. So importierte China im Januar lediglich 135.814 Tonnen Sojabohnen, verpflichtete sich allerdings, weitere 10 Millionen Tonnen aufzukaufen, wie der US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue am Freitag über Twitter bekanntgab. Es bleibt nun abzuwarten wie sich der Handelskonflikt weiterentwickelt, und ob die Landwirte in den USA angesichts wachsender Schwierigkeiten auch weiterhin zum Präsidenten Trump halten werden.
Redaktion finanzen.net
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