Aussichten weiter eingetrübt: IWF senkt Prognosen zum Wachstum der Weltwirtschaft
Die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft haben sich aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) weiter eingetrübt.
Die durch die Pandemie bereits geschwächte Weltwirtschaft sei von mehreren Schocks getroffen worden, erklärte der IWF, darunter die überraschend hohe Inflation in vielen Ländern und daraus resultierende Zinserhöhungen sowie die unerwartet deutliche Konjunkturabschwächung in China. Der IWF verwies zudem auf die ökonomischen Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg, der zu Gas- und Getreideknappheit geführt hat.
In einem Update zum World Economic Outlook (WEO) senkte die Sonderorganiation der UN ihre Wachstumsprognosen für die globale Wirtschaft für 2022 und 2023 auf 3,2 (zuvor: 3,6) und 2,9 (3,6) Prozent. Für die USA, Deutschland und Frankreich wurden die Prognosen besonders deutlich zurückgenommen.
"Der Ausblick hat sich seit April deutlich verschlechtert. Die Welt könnte schon bald am Rande einer globalen Rezession stehen, nur zwei Jahre nach der letzten Rezession", warnte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. "Die multilaterale Zusammenarbeit wird in vielen Bereichen von entscheidender Bedeutung sein, vom Klimawandel und der Pandemievorsorge bis hin zur Ernährungssicherheit und Schuldenproblematik." Eine verstärkte Zusammenarbeit sei nach wie vor der beste Weg, um das Risiko einer geoökonomischen Fragmentierung zu mindern.
Das geringere Wachstum zu Jahresbeginn, die geringere Kaufkraft der privaten Haushalte und die straffere Geldpolitik führten zu einer Abwärtskorrektur um 1,4 Prozentpunkte für die USA. Der IWF prognostizierte für 2022 und 2023 jetzt nur noch Zuwächse des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,3 (3,7) und 1,4 (2,3) Prozent.
In China haben weitere Lockdowns und die sich verschärfende Immobilienkrise dazu geführt, dass das Wachstum um 1,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert wurde, was erhebliche globale Auswirkungen hat. Der IWF senkte die Wachstumsprognosen für China in den beiden Jahren auf 3,3 (4,4) und 4,6 (5,1) Prozent.
Und in Europa spiegeln die erheblichen Herabstufungen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die straffere Geldpolitik wider. Für Deutschland sanken die BIP-Prognosen auf 1,2 (2,1) und 0,8 (2,7) Prozent. Auch für Frankreich wurden die in Aussicht gestellten Zuwächse erheblich gekappt - und zwar auf 2,3 (2,9) und 1,0 (1,4) Prozent.
Der IWF erwartet zudem wegen der hohen Lebensmittel- und Energiepreise sowie anhaltenden Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage einen stärkeren Preisauftrieb als bisher. Die globale Inflation soll in diesem Jahr voraussichtlich 6,6 Prozent in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften und 9,5 Prozent in den Schwellen- und Entwicklungsländern erreichen - das sind Aufwärtskorrekturen von 0,9 beziehungsweise 0,8 Prozentpunkten.
DJG/apo/sha
FRANKFURT (Dow Jones)
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