Mehr Digitalisierung

Deutsche Post-Aktie fällt deutlich: Gewinnziele überzeugen Anleger nicht

01.10.19 20:07 Uhr

Deutsche Post-Aktie fällt deutlich: Gewinnziele überzeugen Anleger nicht | finanzen.net

Die Deutsche Post bleibt auf Wachstumskurs, wird aber etwas vorsichtiger beim Setzen neuer Ziele.

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Bis zum Jahr 2022 soll der operative Gewinn (Ebit) auf mindestens 5,3 Milliarden Euro steigen, wie der DAX-Konzern bei der Vorlage seiner neuen "Strategie 2025" am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Dabei setzt Vorstandschef Frank Appel auch auf eine stärkere Digitalisierung. Am bisherigen Ziel eines operativen Gewinns von mehr als fünf Milliarden Euro für das kommende Jahr halten die Bonner fest. Dieses Ziel stammt im Kern bereits aus dem Jahr 2014.

Jetzt gibt der Vorstand zunächst nur Ziele für die nächsten drei Jahre aus: "Angesichts der zunehmenden Volatilität in unseren Märkten und im gesamtwirtschaftlichen Kontext werden wir unsere mittelfristigen Finanzziele zukünftig in einem flexibleren Prozess entwickeln", sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Daher teile der Konzern zunächst nur Ziele bis 2022 mit. Dazu gehört, dass der freie Barmittelzufluss in den Jahren 2020 bis 2022 kumuliert zwischen 4,5 und 5,5 Milliarden Euro erreichen soll.

Die mindestens 5,3 Milliarden Euro seien das, "was wir aus eigener Kraft umsetzen können", erläuterte die Finanzchefin. "Aber die Gesetze der Schwerkraft gelten auch für uns." Wenn sich die Lage außerordentlich verschlechtere, könne das natürlich Auswirkungen haben. Die Ziele für die weiteren Jahre würden dann später fortgeschrieben. "Damit geben wir unseren Investoren mittelfristige Planungssicherheit", sagte Kreis. Die Ziele für 2023 will der Vorstand im März 2021 bekanntgeben.

Wesentlicher Wachstumstreiber soll nach Vorstellung des Vorstands weiterhin der Online-Handel bleiben. Den Konkurrenten Amazon, der mittlerweile auch selbst Pakete ausliefert, fürchtet die Post weiterhin nicht. Konzernchef Frank Appel betonte: "Amazon wird auch 2025 noch ein großer Kunde von uns sein."

Auf der anderen Seite verändere sich die Logistik nach Darstellung der Post rasant. Geopolitische Einflüsse wie zunehmende Handelskonflikte vergrößerten die Unsicherheit. Zuletzt hieß es allerdings, im Gegensatz zum US-Konkurrenten FedEx spüre man noch wenig vom Handelsstreit. Dieser strich vor kurzem erst die Gewinnziele.

Der Konzern will sich Unternehmenschef Appel zufolge weiter auf die Logistik konzentrieren. "Und die Digitalisierung wird dabei der größte Hebel sein." Die Post müsse sich dabei nicht neu erfinden, sagte er - sie werde sich aber digitalisieren. Daher will er diesen Prozess in den nächsten Jahren beschleunigen. Der Konzern will für die Digitalisierung in den nächsten sechs Jahren insgesamt 2 Milliarden Euro ausgeben.

Eine Vergleichszahl liegt nicht vor - nach Angaben des Unternehmens werden die Ausgaben in neue Technik und bessere Datenauswertung aber deutlich erhöht. Durch automatisierte Abläufe soll die Arbeit effizienter werden, Routen werden verbessert. Zudem will die Firma verstärkt auf Roboter setzen. "Technologie wird unsere Effizienz verbessern", sagte Appel.

Diese Investitionen in die Digitalisierung sollen bis 2025 jährlich einen Ergebnisbeitrag von mindestens 1,5 Milliarden Euro liefern. Insgesamt betrachtet will die Post die Investitionen in den kommenden Jahren eher stabil halten. In den vergangenen Jahren seien stetig steigende Investitionen nötig gewesen, weil auch das Sendungsaufkommen stark gestiegen sei. Um das Kerngeschäft zu stärken, hat die Post bereits die Frachtflugzeug-Flotte ihrer Tochter DHL Express erneuert.

Der Streetscooter spielt in der mittelfristigen Strategie offensichtlich wie erwartet keine große Rolle mehr. Auf Nachfrage betonte der Vorstand, sich auf die Kernsparten fokussieren zu wollen und für das E-Auto ein "neues Set-up" finden zu wollen. Derzeit seien die Bedingungen nicht gegeben, um das "erfolgreich weiter zu führen", erläuterte Kreis. "Wir suchen noch die richtige Konstellation, könnten uns aber vorstellen, andere mit an Bord zu nehmen."

Der Bonner Konzern bestätigte auch das Vorhaben aus dem Jahr 2010, weiterhin 40 bis 60 Prozent des Nettogewinns als Dividende auszuschütten. Größter Nutznießer der Dividende ist die Bundesrepublik Deutschland, der zuletzt noch gut ein Fünftel der Post-Aktien gehörten. Auf die Frage, wie lange Appel der Post noch treu sein wolle und ob er die gesetzten Ziele noch erlebe als Konzernchef sagte er, er sei noch jung genug über diesen Zeitpunkt hinaus zu arbeiten. "Ich weiß heute nicht, wann ich dieses Unternehmen verlassen werde."

Gewinnziele der Deutschen Post reichen Anlegern nicht

Ernüchtert haben Anleger am Dienstag auf die neuen strategischen Ziele der Deutschen Post für die kommenden Jahre reagiert. Konnte der Aktienkurs im frühen Handel zunächst noch leicht zulegen, so drehte er anschließend ins Minus und weitete die Verluste kontinuierlich aus.

Weil auch der Gesamtmarkt am Nachmittag im Zuge enttäuschender US-Wirtschaftsdaten deutlich Federn ließ, ging es für die "Aktie Gelb" zum Handelsende um 3,92 Prozent auf 29,445 Euro nach unten. Deutsche Post waren damit das Schlusslicht im Leitindex DAX. Die Kursgewinne der vergangenen Tage sind damit wieder dahin.

Analysten bemängeln in erster Linie, dass die Gewinnprognosen für die kommenden Jahre hinter ihren Erwartungen zurückblieben. Matija Gergolet von der Investmentbank Goldman Sachs beispielsweise rechnet im Jahr 2022 mit einem Ebit von 5,8 Milliarden Euro. Das sind 500 Millionen Euro mehr, als die Deutsche Post mindestens erreichen will.

Die vom Logistikkonzern anvisierten mindestens 5,3 Milliarden Euro seien "etwas weniger als erwartet", sagte auch Christian Obst von der Baader Bank und fügte hinzu: "Das gilt auch für den Ausblick auf den Free Cashflow". Obst zeigte sich jedoch gelassen. Denn alles in allem seien die Prognosen angesichts der großen konjunkturellen Unsicherheiten letztlich doch "werthaltig".

William Fitzalan Howard von der Berenberg Bank wertete vor allem das Szenario der Post für die Kapitalausgaben und den freien Barmittelzufluss als enttäuschend. Seine Schätzungen seien "eindeutig zu ambitioniert" gewesen, wie Howard nun einräumte.

Die Aktien der Deutschen Post hatten in diesem Jahr einen guten Lauf, lediglich im Mai gab es eine ausgeprägtere Schwächephase. Seit Jahresbeginn steht ein Gewinn von fast einem Viertel zu Buche. Damit haben sie den deutschen Leitindex Dax ebenso abgehängt wie den europäischen Industriegütersektor, in dem die Titel enthalten sind.

FRANKFURT/BONN (dpa-AFX)

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