US-Handelskammer: Das passiert, wenn Trump die Grenze zu Mexiko schließt
Die Drohung von Donald Trump, die US-amerikanische Grenze zu Mexiko zu schließen, hätte extrem negative Auswirkungen für die US-Wirtschaft. Das Forbes-Magazin glaubt sogar daran, dass ein solcher Schritt die Rezession auslösen könnte.
Werte in diesem Artikel
Allein im Jahr 2018 wurden Güter im Wert von 346 Milliarden US-Dollar von Mexiko in die USA importiert und Waren im Wert von 265 Milliarden US-Dollar von den Vereinigten Staaten nach Mexiko exportiert. Pro Tag sind das somit Exporte im Wert von 725 Millionen US-Dollar und Importe im Wert von 950 Millionen US-Dollar. Dies entspricht einem Gesamtbetrag von Waren im Wert von rund 1,675 Milliarden US-Dollar, die tagtäglich die südliche Grenze der USA passieren.
Die zwei untrennbaren Volkswirtschaften
Die Volkswirtschaften der USA und Mexikos haben sich seit einem Vierteljahrhundert, mit der Unterzeichnung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens 1994, untrennbar miteinander verbunden. Nach Kanada und China ist Mexiko sogar der drittgrößte Handelspartner der USA. Diese innige gesellschaftliche und wirtschaftliche Verbindung setzte US-Präsident Trump nun mit einem einzigen Tweet aufs Spiel.
....through their country and our Southern Border. Mexico has for many years made a fortune off of the U.S., far greater than Border Costs. If Mexico doesn’t immediately stop ALL illegal immigration coming into the United States throug our Southern Border, I will be CLOSING.....
- Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. März 2019
Ein Desaster für die US-Exporteure
Die Güter im Wert von insgesamt 265 Milliarden US-Dollar die im Jahr 2018 aus den USA nach Mexiko exportiert wurden, ergeben sich aus 28,8 Milliarden US-Dollar für Erdöl, 25,9 Milliarden für chemische Erzeugnisse, 20,2 Milliarden für Autoteile, 17,3 Milliarden IT-Zubehör, 13,1 Milliarden für Mikrochips, 11,3 Milliarden für Plastikerzeugnisse, 8,2 Milliarden für Energieantriebe, 5,2 Milliarden für Papier, 4,5 Milliarden für Eisen und Stahl und 3,1 Milliarden für Mais. Diese präzise Aufteilung lässt unschwer erkennen, dass nahezu jede amerikanische Industriebranche von einer Grenzschließung betroffen wäre.
Führt eine Grenzschließung zur Rezession?
Das nominale Bruttoinlandsprodukt im Dezemberquartal der USA betrug 5,2 Billionen US-Dollar. Laut Experten soll das BIP im kürzlich beendeten Märzquartal bei 5,3 Billionen US-Dollar liegen. Dies würde bedeuten, dass das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten um rund zwei Prozent gewachsen ist. Um das wirtschaftliche Wachstum weiter aufrecht zu erhalten, sollte sich das BIP im Juniquartal nun auf etwa 5,45 Billionen US-Dollar belaufen. Dies würde einer Steigerung von rund 150 Milliarden US-Dollar erfordern.
Teilt man dieses benötigte Wachstum nun durch die 90-Tage eines Quartals, stellt man fest, dass es die Vereinigten Staaten von Amerika im Juniquartal auf ein zusätzliches Wachstum von mindestens 1,6 Milliarden US-Dollar pro Tag bringen müssen. Dies entspricht wiederum genau dem Gesamtbetrag der täglich gehandelten Güter mit Mexiko. Wenn man nun davon ausgeht, dass der gesamte Handel mit Mexiko zum Erliegen kommt, kann man mutmaßen, dass eine Grenzschließung rein rechnerisch das gesamte BIP-Wachstum eines Quartals vernichten würde.
Die negativen Folgen wären unkalkulierbar
Sollte die Lieferkette zwischen Mexiko und den USA tatsächlich unterbrochen werden, dürften die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen jedoch noch viel extremer ausfallen. Denn Unternehmen, die tagtäglich Lebensmittel, Medikamente und andere lebensnotwendigen Güter über die Grenze bringen, müssten ihre Lieferungen unverzüglich vom LKW auf den viel teureren Lufttransport umstellen. Des Weiteren müssten auf beiden Seiten der Grenze, sofern sich die Produktion durch die Grenzschließung verlangsamt oder gar komplett zum Stillstand kommt, Arbeitnehmer entlassen werden.
"Offensichtlich wäre es nicht sehr gut für die US-amerikanische Wirtschaft, die sich bereits zurückbewegt", so Sal Guatieri, der Direktor der volkswirtschaftlichen Abteilung bei BMO Capital Marktes in Bezug auf die Pläne des US-Präsidenten.
Die US-Automobilproduktion würde stillstehen
"Die Autoindustrie würde ernsthaften Störungen ausgesetzt sein. Etwa ein Drittel der importierten Autoteile stammen aus Mexiko [...] Viele Früchte und Gemüse werden auch aus Mexiko importiert. Die Preise würden wahrscheinlich in die Höhe schnellen", so der Direktor weiter.
Die US-Börsen regieren nicht auf die Drohung von Trump
Schon mehrmals drohte Donald Trump die Grenze zu Mexiko zu schließen, jedoch ließen sich die großen US-Indizes, wie der S&P 500 und der Dow Jones, von dieser Nachricht nicht wirklich beeindrucken. Allein in den zurückliegenden vier Wochen kletterte der S&P 500 um über fünf Prozent und steht nun mit einem Punktestand von 2.887 nur noch knapp unter seinem Allzeithoch von 2.940 Punkten. Auch der Dow Jones zeigt sich unbeeindruckt von den angriffslustigen Tweets des US-Präsidenten. In den zurückliegenden vier Wochen stieg der Index um über drei Prozent und pendelt nun mit einem Punktestand von 26.120 nur noch rund 830 Punkte unter seinem Allzeithoch.
Sollte der US-Präsident seine Drohung, entgegen der allgemeinen Erwartung, dennoch umsetzten, hätte dies sehr negative Auswirkungen für die US-Börsen. Dies dürfte andererseits aber auch der Grund dafür sein, dass Donald Trump seine Androhung nicht in die Tat umsetzt.
Pierre Bonnet / finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Andrew Cline / Shutterstock.com, JStone / Shutterstock.com