Investor probt den Putsch: Was ist eigentlich bei STADA los?
Aktivistische Investoren, die sich in Unternehmensbelange einmischen, sind der Albtraum vieler börsennotierter Unternehmen. Davon kann auch der Pharmakonzern STADA ein Lied singen: Der größte Einzelaktionär macht nun richtig Dampf.
Bei STADA brennt die Luft: Der aktivistische Investor "Active Ownership Capital" (AOC), der gut fünf Prozent an Stada hält, erhöht den Druck auf das Unternehmen - die Beteiligten liefern sich einen Schlagabtausch. Und die Zeit wird knapp: Sollte man bis Freitag in grundsätzlichen Dingen keine Einigung erzielt haben, wird der Streit öffentlich auf der anstehenden Hauptversammlung ausgetragen.
Vorwürfe gegen das Management
Der Hauptkritikpunkt von AOC betrifft insbesondere die Führungsebene. Die Zusammensetzung des Aufsichtsratsgremiums stößt dem Investor besonders sauer auf. Durchschnittlich halten Mitglieder des Aufsichtsrats ihr Mandat für 17 Jahre - eine beachtliche Zeit für ein börsennotiertes Unternehmen. Zudem seien viele Mitglieder des Führungsgremiums vom alten Schlag, miteinander vertraut und somit kaum anderen Kontrollinstanzen ausgesetzt. Auch die Kompetenzen der Vertreter zweifelt der unbequeme Investor an: Ein Überschuss an Apothekern und Ärzten, die teils seit Jahrzehnten ihr Amt bekleiden, passe nicht mehr zum Geschäftsmodell von STADA. "STADA hat sich von einem in Deutschland tätigen Generikahersteller, dessen Kunden hauptsächlich aus deutschen Apotheken bestanden, zu einem global agierenden Pharmaunternehmen mit einer internationalen Kundschaft entwickelt, ohne dabei die Kompetenzen im Aufsichtsrat entsprechend anzupassen", so der Vorwurf von Active Ownership.Und tatsächlich konnte AOC in diesem Punkt bereits einen ersten Erfolg vermelden: Das MDAX-Unternehmen soll in Kürze einen neuen Aufsichtsrat bekommen - fünf von sechs Kapitalvertretern werden ausgetauscht.
STADA gibt nur vermeintlich klein bei
Doch wer glaubt, der Streit wäre damit gelöst, der irrt. Denn obwohl das Unternehmen bereit ist, die Zusammensetzung des Aufsichtsrates zu verändern, soll die Anpassung doch nicht weiter gehen als unbedingt nötig. Die Personalvorschläge von AOC wurden komplett ignoriert, auf der Vorschlagsliste für die neuen vier Kandidaten findet sich keine der von Active Ownership präferierten Personen. Eine Runderneuerung, wie von dem größten Einzelaktionär gefordert, bleibt damit aus.Kritik auch am etablierten Wirtschaftsprüfer
Neben dem Gerangel um die Zusammensetzung des Aufsichtsrates setzt AOC noch an anderer Stelle den Hebel an. Auch der langjährige Wirtschaftsprüfer von STADA ist dem Investor ein Dorn im Auge. Seit Jahren ist der Hamburger PKF als Abschlussprüfer des Konzerns gesetzt - geht es nach Active Ownership, ist das jetzt aber vorbei und eine der vier großen Wirtschaftsprüfungsfirmen KPMG, PwC, Deloitte und EY sollen die Aufgabe von nun an übernehmen. Ein Teil der Aktionäre steht dabei hinter den Forderungen von AOC - 27 Prozent der STADA-Anteilseigner hatte sich im vergangenen Jahr bereits gegen die Berufung von PKF ausgesprochen.Von der neuen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erhofft sich der Investor dabei vor allem, dass STADA den deutschen Kodex zur guten Unternehmensführung (Corporate-Governance-Kodex) besser einhält. Schließlich lege das Unternehmen keine Informationen über den Aktienbesitz der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder offen. Auch in welcher Beziehung Führungsmitglieder geschäftlich zu anderen nahestehenden Personen stehen, werde nicht im üblichen Maße kommuniziert, so der Vorwurf von AOC.
Zeit wird knapp
Noch gibt es Hoffnung auf eine gütliche Einigung zwischen den beiden Parteien: "Wir befinden uns derzeit im Dialog mit der Gesellschaft zur künftigen Zusammensetzung des Aufsichtsrats mit dem Ziel, die Interessen der Kapitalseite angemessen zu reflektieren", heißt es von Seiten des Investors. Sollte man keine Einigung erzielen, werde man einen eigenen umfassenden Vorschlag vorlegen, wie die Unternehmensführung bei STADA verbessert werde könnte, kündigte AOC an. STADA-Aufsichtsratschef Martin Abend meldete sich am Vorabend ebenfalls zu Wort und nahm zu den Vorwürfen des Investors Stellung. Bei der Suche nach neuen Mitgliedern für den Aufsichtsrat habe man auch die von AOC vorgeschlagenen Kandidaten berücksichtigt. Offenbar haben diese aber nicht dem Anforderungsprofil entsprochen, das man "für unabhängige, dem Unternehmen und allen Aktionärsinteressen dienende Kandidaten" herausgegeben habe.Auch in punkto Wirtschaftsprüfungsgesellschaft will man offenbar auf AOXC zugehen. Derzeit führe man ein Ausschreibungsverfahren für Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2017 durch. "Dieses Thema steht bei uns also schon längere Zeit auf der Agenda", so Abend weiter.
Ein möglicher Kompromiss muss allerdings so schnell wie möglich erzielt werden, denn am Freitag muss die Tagesordnung für das Aktionärstreffen am 26. August stehen. Andernfalls droht auf der Hauptversammlung im August ein offener Schlagabtausch.
Claudia Stephan, Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, STADA Arzneimittel
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