Börse Frankfurt nach Inflationsdaten: DAX-Anleger dank US-Rückenwind zunehmend optimistischer - Neues Zwischenhoch seit August
Am deutschen Aktienmarkt ging es nach verhaltenem Start am Mittwoch deutlicher in die Gewinnzone.
Der DAX war mit einem Plus von 0,12 Prozent bei 16.013,16 Punkten in den Handel eingestiegen, drehte im Verlauf aber weiter auf. Damit setzte sich der deutsche Leitindex deutlich oberhalb von 16.000 Punkten fest und erklomm bei 16.208,97 Zählern ein neues Zwischenhoch seit August. Das Jahreshoch liegt bei 16.528,97 Einheiten. Zuletzt stieg der DAX um 1,09 Prozent auf 16.166,45 Punkte.
Zinshoffnungen aus den USA
Rückenwind für den heimischen Aktienmarkt kam aus den USA. Frischer Optimismus in Sachen Zinssenkungen hatte tags zuvor den US-Börsen einen Schub gegeben. Auslöser waren Aussagen von Christopher Waller, der dem Direktorium der US-Notenbank Fed angehört, die laut Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets dem DAX geholfen haben, seinen kleinen Rücksetzer zu beenden. Aus charttechnischer Sicht rücke bis Jahresende nun auch wieder das Rekordhoch in Reichweite. Das hatte das deutsche Börsenbarometer Ende Juli bei etwas unter 16.530 Punkten erreicht. Seit dem Zwischentief im Oktober war der DAX rund vier Wochen lang nach oben gelaufen und hat sich nun wieder um rund 10 Prozent erholt.
Waller habe die Investoren in ihrem geldpolitischen Optimismus bestärkt, sagte Stanzl. "Zwar wird man am Freitag noch auf die Worte von Fed-Präsident Jerome Powell hören. Aber nach Wallers Rede sehen sich die Anleger in ihrer Erwartung bestätigt, dass als nächster Schritt die Wende in der Geldpolitik eingeleitet wird. Für das kommende Jahr rechnet der Markt jetzt mit vier kleinen Zinssenkungen durch die Fed."
Inflationsdaten auf Agenda
Die Inflation in Deutschland hat sich im November unterdessen weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen um 3,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats - nach 3,8 Prozent im Oktober, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Am Donnerstag stehen außerdem noch Daten zur Teuerung aus den Euro-Ländern und den USA an.
Für Deutschland wurde eine erneute Abschwächung der Teuerung erwartet. "Zum einen war das Preisniveau vor einem Jahr besonders hoch", schreiben Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. "Zum anderen sei trotz des Konflikts im Nahen Osten der Preis für Brent-Öl deutlich gefallen, was sich positiv auf die Kraftstoff- und Heizölpreise ausgewirkt habe. Wichtig sei, dass sich der Preisanstieg weiter abschwäche, und die Notwendigkeit einer erneuten Zinserhöhung nicht mehr bestehe, betonen die Experten der Helaba.
Aktien im Blick
Unter den Einzelwerten stachen aus dem SDAX Aroundtown nach Neunmonatszahlen mit einem kräftigen Abschlag hervor. Der Gewerbeimmobilienspezialist steckt wegen des schwachen Umfelds unter dem Strich weiter tief in den roten Zahlen. Wie viele Konkurrenten auch, machen Aroundtown die hohen Zinsen zu schaffen. Dennoch bestätigte der Vorstand seine Prognose für das operative Ergebnis, das er zum Halbjahr angehoben hatte.
Deutlich höher präsentierten sich unterdessen die Papiere von Borussia Dortmund: Der Bundesligaclub BVB meisterte die schwerste Gruppe der Champions League mit Bravour und erreichte vorzeitig das Achtelfinale.
Fraport-Titel wurden ebenfalls verstärkt gekauft: Vorstandschef Stefan Schulte rechnet für übernächstes Jahr mit der Wiederaufnahme von Dividenden. "Wir wollen 2025 einen positiven freien Cashflow generieren", sagte der Flughafenchef der "Börsen-Zeitung". Dann werde Fraport auch wieder dividendenfähig sein.
Analystenstimmen sorgen für Bewegung
Umstufungen bewegten indes vor allem Autowerte aus dem DAX. Die US-Bank JPMorgan äußerte sich vor allem zu Volkswagen vorsichtiger, während sie BMW positiver beurteilt. Die Internationalisierung des Automobilmarktes werde sich 2024 fortsetzen, betonte Analyst Jose Asumendi in seiner Sektorstudie. Neue Anbieter aus China und Nordamerika träten auf den Plan, gewännen Marktanteile und wirbelten den Markt durcheinander. Große etablierte Hersteller wie etwa Volkswagen verzeichneten in dieser Gemengelage seit einigen Jahren Marktanteilsverluste. BMW dagegen habe eine gut ausbalancierte Strategie zur Sicherung der Gewinne und Marktanteile. Er stufte daher die Vorzugsaktie von Volkswagen auf "Neutral" ab und senkte auch das Kursziel. Zugleich wurde das BMW-Papier auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel angehoben.
Zum Waferhersteller Siltronic aus dem SDAX äußerte sich die Privatbank Berenberg nun positiver. Sie hob die Aktie auf "Buy" und setzte auch das Kursziel nach oben. Nach sechs aufeinanderfolgenden Quartalen mit verlangsamtem Wachstum und einem von geringerer Profitabilität geprägten Jahr 2023 dürfte sich das Blatt für den Wafer-Hersteller wenden, erwartet Analyst Gustav Froberg.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX
Weitere News
Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag