MARKT-AUSBLICK/EZB-Senkungen treiben DAX über 20.000 Punkte

18.10.24 11:47 Uhr

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FRANKFURT (Dow Jones)--Eine spannende, vielleicht sogar historische, Börsenwoche steht dem DAX bevor. Denn dann dürfte der Sprung über die magische Marke von 20.000 Punkten erfolgen. Mit dem Abwarten auf die EZB-Sitzung konnten sich die Märkte einige Zeit davor drücken, doch nun ist es so weit, die psychologische Angst vor der Großen Marke abzulegen.

Für die Börse spielt sie genau genommen gar keine Rolle: Denn allein ein Kursanstieg von knapp 3 Prozent bei allen DAX-Werten würde den Index vom aktuellen Stand aus schon darüber schieben. Bei guten Zahlen aus der anlaufenden Berichtssaison in Europa ist das kein Thema. Es dürfte daher schnell abgelöst werden von der Frage, wie weit nach oben es danach mit dem DAX gehen kann.

China legt die Karten auf den Tisch

Hilfe bekommt der DAX gleich ab Montag aus China: Denn dann soll der Ständige Ausschuss des Volkskongresses die mit Spannung erwarteten Details zum Konjunkturpaket bekanntgeben. Damit wird klar, wie viele Milliarden genau in welche Sektoren fließen werden. Im Fokus stehen vor allem Infrastruktur, Immobilien und Umschuldungen. Letztere dürften die Kaufkraft der chinesischen Haushalte erhöhen, was wiederum auch für europäische Exportfirmen interessant ist.

Neue Einkaufsmanagerindizes im Fokus - Deutschland schwach erhofft

Am Donnerstag geht es dann weltweit rund mit den neuen Einkaufsmanagerindizes (PMI). Die ersten Schätzungen für den Oktober werden Aufschluss auf den Zustand der globalen Industrie und des Servicebereichs geben. Wie üblich dürfte es fast überall auf der Welt rund laufen - außer in Deutschland. Dies wäre für die Börsen aber nicht schlecht: "Je schlechter die deutschen PMIs, desto besser die Zinssenkungsaussichten durch die EZB", lautet das Motto im Handel.

Denn den Märkten ist bewusst, dass die Wirtschaftsschwäche Deutschlands zu einer Bedrohung für die gesamte EU geworden ist. Symptomatisch dafür war in der alten Woche eine Reihe von Warnungen aus allen wichtigen Branchen: So vermeldete der Verband ZVEI der Elektro-Industrie einen Produktionseinbruch von 7 Prozent zum Vorjahr und sieht schwarz für die Zukunft, die Industrie- und Handelskammer DIHK warnte, dass Deutschlands Politik im Ausland immer mehr als "wirtschaftsfeindlich" wahrgenommen wird. Hilferufe kamen auch vom Bundesverband der Deutschen Industrie BDI und in der Vorwoche aus der Chemie-Industrie vom VCI. Ein schwacher Ifo-Index am Freitag dürfte dieses Bild untermalen.

Kurstreiber Zins - EZB könnte viel stärker senken als eingepreist

Der beschleunigte Absturz Deutschlands dürfte aber beschleunigte EZB-Aktionen zur Folge haben. Schon die gerade erfolgte Zinssenkung auf der September-Sitzung sei noch vor ein paar Wochen "weder von den Märkten noch von den politischen Entscheidungsträgern erwartet" worden, sagte Tomasz Wieladek, Chefökonom für Europa bei T. Rowe Price.

Leicht gemacht wird der EZB die Arbeit dazu noch von der Inflation. Denn nachdem die Euro-Verbraucherpreise auf 1,7 Prozent nach unten revidiert wurden, kann sie ihr Augenmerk voll auf Wirtschaftsdaten richten. Die "Chance" ist damit hoch, dass die EZB viel schneller und häufiger die Zinsen senken wird, als die Märkte bisher erwarten - für die Aktienmärkte ein absoluter Kurs-Turbo.

Das Zinssenkungspotenzial ist hoch: So erwartet Konstantin Veit, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter Pimco eine laufende Abfolge von Senkungen mit sehr viel tieferen Zinsen in einem Jahr: "Ein Endzinssatz von etwa 1,85 Prozent für die zweite Jahreshälfte 2025 erscheint uns realistisch".

USA nun mit Wahl statt Fed im Fokus

In den USA dürfte es auf der Zinsseite kommende Woche eher ruhig zugehen: Die nächste Fed-Sitzung ist erst in rund zweieinhalb Wochen. Dass sie den Leitzins um 25 Basispunkte senkt, erwarten die Märkte mit 92 Prozent Wahrscheinlichkeit. Das Beige Book der Fed am Mittwochabend sollte auf eine stabile US-Wirtschaft deuten.

Ein unkalkulierbares Risiko für Europas Aktien bleibt dagegen die US-Vorwahl. Hohe Änderungen in den Meinungsumfragen können dann schnell zu Umschichtungen in hoch politisierten Branchen führen, so z. B. bei erneuerbaren gegen fossile Energien.

Bis dahin werden sich Marktteilnehmer die Zeit mit der Berichtssaison vertreiben. In der kommenden Woche legen unter anderem Mercedes, SAP, Deutsche Bank und DWS, Deutsche Börse, Beiersdorf und MTU ihre Daten vor.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 18, 2024 05:48 ET (09:48 GMT)

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