Bank of England legt überraschend Zinspause ein
Die britische Notenbank hat ihren Leitzins zur Überraschung von Fachleuten zunächst nicht weiter angehoben.
Der Leitzins beträgt damit weiterhin 5,25 Prozent, wie die Bank of England am Donnerstag nach ihrer Sitzung in London mitteilte. Ökonomen hatten dagegen überwiegend mit einer weiteren Straffung gerechnet.
Es wäre die fünfzehnte Zinserhöhung seit Ende 2021 gewesen. Seinerzeit hatte der Zins noch knapp über der Nulllinie gelegen. Aktuell rangiert der Leitzins auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008.
Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus. In dem neunköpfigen geldpolitischen Ausschuss MPC votierten fünf Mitglieder für stabile Zinsen. Die übrigen vier Notenbanker sprachen sich für eine weitere Anhebung um 0,25 Prozentpunkte aus.
Schon am Mittwoch waren erste Zweifel aufgekommen, ob die Zentralbank auf Zinserhöhungskurs bleiben wird. Im August war die Inflation entgegen den Erwartungen rückläufig gewesen. Die Entwicklung hatte einige Notenbankexperten dazu veranlasst, von ihrer ursprünglichen Prognose einer Zinsanhebung Abstand zu nehmen.
Das britische Pfund, das bereits nach den Inflationsdaten unter Druck gestanden hatte, gab am Donnerstag nach dem Zinsentscheid weiter nach. Zum US-Dollar fiel es auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten. Höhere Zinsen kommen einer Währung in der Regel zugute. Bleiben dagegen erwartete Zinserhöhungen aus, lastet das auf dem Wechselkurs. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank Fed am Vorabend eine mögliche weitere Zinserhöhung in den USA signalisiert hatte.
Für Erleichterung dürfte die BOE-Zinsentscheidung vor allem bei vielen britischen Haushalten sorgen, die unter den stark gestiegenen Hypothekenzinsen leiden. Auch viele Unternehmen, die sich in den vergangenen Monaten zu immer höheren Zinsen Kapital beschaffen mussten, dürften etwas aufatmen.
Offen ist allerdings, ob der straffe Kurs der Notenbank jetzt ein Ende hat. Die Notenbank wiederholte frühere Aussagen, wonach eine weitere Straffung angezeigt sein könnte, falls es Anzeichen für anhaltenden Preisauftrieb gebe. Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen gibt es nicht: Die Leitzinsen müssen laut Zentralbank ausreichend lange auf hinreichend hohem Niveau liegen, um die Inflation einzudämmen.
Obwohl eine Zinsanhebung ausblieb, beschloss die Zentralbank eine anderweitige Straffung. Ab Oktober soll der Abbau der angeschwollenen Bilanz beschleunigt werden. In den folgenden 12 Monaten soll der Wertpapierbestand anstatt um insgesamt 80 Milliarden Pfund um insgesamt 100 Milliarden Pfund reduziert werden. Diese Wertpapiere wurden in den Krisen der vergangenen Jahre erworben, um das landesweite Zinsniveau zu drücken. Wird der Bestand jetzt reduziert, bewirkt das tendenziell steigende Kapitalmarktzinsen.
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LONDON (dpa-AFX)
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