Kabelnetzbetreiber Tele Columbus verdient operativ weniger - Aktie springt hoch
Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus hat im dritten Quartal seine Umsätze leicht gesteigert.
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Beim kriselnden Kabelnetzbetreiber Tele Columbus kommen die Geschäfte langsam wieder in Gang. Nach einem schwachen ersten Halbjahr konnte das Unternehmen im dritten Quartal seine Umsätze leicht steigern. Nach bereits zwei Prognosesenkungen in diesem Jahr hält das Management nun an seinen Zielen für 2018 fest, wie das SDAX-Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Auch finanziell erscheinen die Berliner inzwischen wieder besser aufgestellt, was an der Börse für regelrechte Euphorie sorgte.
Der mit rund 3,3 Millionen angeschlossenen Haushalte drittgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands hatte in der jüngsten Vergangenheit zahlreiche Probleme. Nach einem Personalwechsel im Vorstand, der seit Jahreswechsel von Timm Degenhardt geführt wird, sorgte für Unruhe, dass das Unternehmen seine Halbjahresbilanz verschob.
Unter anderem lief die Integration des übernommenen Konkurrenten Pepcom nicht so wie erhofft, weshalb Tele Columbus im Sommer dann zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognose senkte. Sorgen um mögliche Liquiditätsengpässe machten die Runde. Im vergangenen Monat sicherten sich die Berliner jedoch einen neuen - wenn auch teuren - Kredit der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Die Zeiten, in denen Tele Columbus Geld verbrannt hat, könnten nun nach Einschätzung von Experten sogar bald vorbei sein. Im kommenden Jahr dürften die freien Barmittel positiv werden, ein Jahr später werde es einen großen Sprung dieser Kennziffer geben, zeigte sich Analyst Cengiz Sen vom Analystehaus Equinet in einer ersten Reaktion auf die Zahlen überzeugt.
Branchenkenner hatten bereits in den vergangenen Wochen den Ausbau der Zusammenarbeit mit der Immobiliengesellschaft Ado Properties und den Start einer Vermarktungsoffensive gelobt, mit der Kabelnetzbetreiber unter anderem einige Produktneuheiten und den Relaunch seiner eigenen TV- und Video-Plattform in den Markt drücken will.
Tele Columbus vermarktet nach der Übernahme von Pepcom und Primacom sein komplettes Angebot unter der Marke Pyur. Die wichtigste Aufgabe für Tele Columbus werde es nun sein, wieder zu Kundenwachstum zurückzukehren, schrieb Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe. Er lobte, dass das Unternehmen im dritten Quartal bereits umsatzseitig die Wende geschafft habe.
So konnte Tele Columbus für das Jahresviertel einen Anstieg der Erlöse um 3,6 Prozent auf 127,7 Millionen Euro vermelden. Allerdings schlug negativ zu Buche, dass die Umsätze aus margen-stärkeren Geschäften zurückgingen, zusammengenommen mit höheren Kosten sank das bereinigte operative Ergebnis deshalb um 14,1 Prozent auf 58,6 Millionen Euro. Das war aber mehr, als Analysten auf dem Zettel hatten. Auch der Umsatz fiel höher aus als gedacht.
Wie der Konzern weiter mitteilte, kommt die Integration der übernommenen Unternehmen voran, inzwischen seien etwa die Buchhaltungssysteme vereinheitlicht. Dabei hätten sich die Kosten für die Integration im dritten Quartal mehr als halbiert. Dank positiver Effekte bei der Neubewertung von steuerlichen Verlustvorträgen stieg das Nettoergebnis von 2 auf 5,6 Millionen Euro. Nach neun Monaten steht hier jedoch weiter ein Verlust zu Buche. Für anhaltende Spekulationen über einen möglichen Ausstieg oder eine Übernahme sorgt aktuell der Großaktionär United Internet. Der Konzern zog vor knapp zwei Monaten seinen Vertreter aus dem Tele-Columbus-Aufsichtsrat ab. Obwohl United Internet wegen des stark gesunkenen Kurses der Aktie im dritten Quartal mehr als 200 Millionen Euro abschreiben musste, betonte das Management des Konzerns zuletzt, es sei zufrieden mit seinem "strategischen Investment".
Aktie zieht an
Nach vier Wochen Schlingerkurs haben Anleger die Aktien von Tele Columbus am Donnerstag wiederentdeckt. Mit einem Sprung um zeitweise gut 14 Prozent sprangen die Papiere nach dem Zwischenbericht des Kabelnetzbetreibers auf das höchste Niveau seit Mitte Oktober. Zum Ertönen der Schlussglocke am Donnerstag stehen die Papiere noch 13,20 Prozent höher bei 3,52 Euro.
Analyst Cengiz Sen von der Equinet Bank lobte in einer ersten Einschätzung vor allem die Entwicklung der freien Barmittel. Er rechnet im kommenden Jahr mit einem Zufluss und ein Jahr später dann mit einem "großen Sprung" nach oben. Auch habe der Umsatz seine und die Markterwartungen überboten. Letzteres gelte ebenfalls für das operative Ergebnis (Ebitda). Simon Bentlage von Hauck & Aufhäuser lobte den Free Cashflow und betonte, dass jegliche Liquiditätssorgen unbegründet seien.
Sie waren ein Grund für den jähen Absturz der Aktie auf ein Rekordtief im September - nebst Verschiebung der Halbjahreszahlen Anfang August und wiederholter Prognosesenkung. Zeitweise mussten die Anleger in diesem Jahr einen Kurssturz um 75 Prozent hinnehmen. Aktuell liegen sie 2018 noch mit 62 Prozent unter Wasser.
BERLIN (dpa-AFX)
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