Marihuana könnte zu einem bedeutenden Jobmotor werden

Seit diesem Monat können Patienten in Deutschland erstmals Marihuana auf Rezept bekommen. In weiten Teilen der USA wurde das Rauschmittel bereits legalisiert und wird von vielen als Wachstumstreiber gepriesen.
Umfragen zufolge sollen in den USA derzeit 100.000 bis 150.000 Jobs direkt und weitere 90.000 Stellen indirekt an der Cannabis-Industrie hängen - Tendenz steigend. "New Frontier Data" etwa erklärt in ihrem Jahresbericht, dass die Zahl der Beschäftigten im legalen Cannabis-Markt bis zum Jahr 2020 auf annähernd 300.000 anwachsen könnte. Zum Vergleich: Im produzierenden Gewerbe dürften nach offiziellen Schätzungen bis 2024 über 800.000 Stellen verloren gehen.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass die neue Trump-Regierung diesen Trend ändern könnte. Zum einen setzt sich der neugewählte Präsident sehr für den Erhalt und die Schaffung neuer Stellen in der Industrie ein, zum anderen hat das Trump-Team bereits signalisiert, dass ein härteres Vorgehen gegen den Marihuana-Konsum drohen könnte.
Großes Wachstumspotenzial
Damit geht die neue US-Regierung auf Konfrontationskurs mit jenen Bundesstaaten, die Cannabis legalisiert haben. Dabei hatte die Branche unter anderem auch aufgrund ihres wirtschaftlichen Potenzials auf mehr Akzeptanz aus Washington gehofft. Immerhin wird geschätzt, dass die legale Cannabis-Industrie um jährlich 17 Prozent wachsen und damit auch viele Jobs schaffen könnte. So werde der Umsatz im medizinischen Bereich voraussichtlich von 4,7 Milliarden Dollar in 2016 auf rund 13,3 Milliarden Dollar in 2020 zulegen, während gleichzeitig der Marihuana-Umsatz als Genussmittel von 2,6 Milliarden auf 11,2 Milliarden Dollar anwachsen dürfte.
In diese Schätzungen wurden nur jene US-Bundesstaaten einbezogen, die bereits Initiativen zur Legalisierung von Marihuana angestoßen haben. Gegenwärtig erlauben 25 US-Staaten die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken und sieben US-Staaten arbeiten sogar daran, den Konsum zu Genusszwecken zu erlauben.
Konflikt zwischen Bund und US-Staaten
Ein großer Unsicherheitsfaktor für die Marihuana-Branche ist jedoch die teilweise gegensätzliche Gesetzgebung des Bundes und der einzelnen US-Staaten. Denn trotz der Freigabe in einzelnen Bundesstaaten ist Marihuana nach Bundesgesetzen weiter eine illegale Droge und steht sogar auf einer Stufe mit Heroin. Es bleibt daher abzuwarten, wie sehr Washington künftig auf die Einhaltung der Bundesgesetze drängen wird.
Unterstützung kam jüngst immerhin von einem US-Berufungsgericht. Dieses hat einstimmig entschieden, dass Bürger, die medizinisches Marihuana anbauen oder verkaufen, nicht gesetzlich belangt werden dürfen, solange sie sich an die Gesetze ihres jeweiligen Bundesstaates halten. Mit dieser Sicherheit im Rücken dürften nun noch mehr Menschen eine Beschäftigung in der Cannabis-Industrie suchen.
Immer mehr US-Bundesstaaten legalisieren Cannabis
Für die Marihuana-Lobby war die Nacht in der Donald Trump gewählt wurde in anderer Hinsicht ein großer Erfolg: Denn in mehreren US-Bundesstaaten haben die Amerikaner nicht nur einen neuen Präsidenten gewählt, sondern auch für eine lockerere Drogenpolitik gestimmt.
In einer Volksabstimmung in Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat, hat sich eine Mehrheit für die Freigabe von Marihuana als reines Genussmittel ausgesprochen. Daneben stimmten auch die Wähler in Massachusetts, Nevada und Maine für eine Legalisierung der Droge. Damit wird Marihuana künftig in mindestens acht der 50 US-Staaten generell erlaubt, denn in den vergangenen Jahren hatten bereits Colorado, Washington, Alaska und Oregon für die Legalisierung von Cannabis gestimmt. In diesen Staaten leben insgesamt mehr als 20 Prozent der Bevölkerung.
In drei weiteren Bundesstaaten - Florida, Arkansas und North Dakota - stimmten die Bürger im November 2016 dafür, den eingeschränkten Einsatz von Marihuana für medizinische Zwecke zu erlauben. Damit wird die Substanz in fast 30 Bundesstaaten als Therapiemittel anerkannt.
Vorreiter der Legalisierungsbewegung war Kalifornien: Hier wurde der medizinische Einsatz schon im Jahr 1996 erlaubt. Der Cannabis-Genuss zu reinen Privat- bzw. Freizeitzwecken wurde jedoch erstmals 2014 in Colorado erlaubt.
Medizinisches Marihuana in Deutschland
Auch in Deutschland wurde heftig über die Legalisierung von Cannabis diskutiert. Nach langem Streit nahm nun im März die neue Cannabisagentur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Arbeit auf und kümmert sich künftig um Import, Anbau und Bereitstellung des Rauschmittels. Dahinter steckt die Absicht, dass Ärzte schwerkranken Patienten Marihuana auf Kassenrezept verschreiben können.
Redaktion finanzen.net
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