Langfristprognosen

Aktien, Anleihen, BIP im Langfristcheck: Das erwartet Charles Schwab für die nächsten zehn Jahre

12.08.24 22:40 Uhr

Aktien, Anleihen und Co. - Charles Schwabs Ausblick für die kommenden zehn Jahre | finanzen.net

Die Experten des Wertpapierspezialisten Charles Schwab haben ihre Langfristerwartungen an den Aktienmarkt aktualisiert. Darauf stellen sich die Profis für die kommenden zehn Jahre ein.

• Charles Schwab aktualisiert Langfristprognosen
• Aussichten für BIP-Wachstum und Inflation angepasst
• US-Aktien mit leichter Unterperformance



Das Wertpapierhaus Charles Schwab passt in regelmäßigen Abständen seine langfristigen Kapitalmarkterwartungen (CMEs) an. Die quantitativen Prognosen, die laut Charles Schwab darauf ausgelegt seien, "angemessene Erwartungen für Risiken und Erträge in den nächsten 10 Jahren zu bieten", wie die Brokerfirma auf "Advisor Perspectives" erklärt, seien nominal, d. h. sie berücksichtigen die Inflation, seien annualisiert, d. h. es handelt sich um eine jährliche Durchschnittsrendite, und würden über einen Zeithorizont von 10 Jahren berechnet, d. h. sie liefern Prognosen für 10 Jahre in die Zukunft. "Die Prognosen spielen bei einer Vielzahl von Entscheidungen eine wesentliche Rolle, beispielsweise bei der Bestimmung optimaler Portfolioallokationen und der Erstellung realistischer Altersvorsorgepläne", so Charles Schwab weiter.

Inflationsentwicklung

Um die Inflationserwartungen für die kommenden zehn Jahre zu ermitteln, greife man bei Charles Schwab auf einen umfragebasierten Ansatz zurück, der sowohl kurzfristige Faktoren wie eine erhöhte Inflation und gedämpfte BIP-Aussichten berücksichtige. Charles Schwab räumt aber ein, dass es bezüglich der eigenen Inflationsschätzungen im kommenden Jahrzehnt zunehmend zu Unsicherheiten kommen werde.

Kurzfristig erwarten die Experten weiter hohe Verbraucherpreise, die sich allerdings allmählich in Richtung des Fed-Ziels abschwächen werden. Sie gehen also davon aus, dass es den Währungshütern gelingen wird, die Inflation einzudämmen, auch wenn das durchschnittliche Inflationsniveau höher bleiben werde als in der Zeit vor der Pandemie. Entsprechend lautet die langfristige Inflationsprognose von Charles Schwab für die USA nun 2,3 Prozent nach 2,5 Prozent in der vorhergehenden Schätzung. "Obwohl unsere Schätzungen dieses höhere Zinsumfeld berücksichtigen, glauben wir immer noch nicht, dass die Zinssätze historische Höchststände erreichen werden", heißt es weiter.

BIP-Entwicklung

Auch die Prognosen hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung in den kommenden zehn Jahren passen die Charles Schwab-Experten an und verweisen dabei auch auf die Interventionen der Fed zur Eindämmung der Inflation, die kurzfristig eine Konjunkturabschwächung mit sich bringen werde. Nichtsdestotrotz geht das Brokerage-Unternehmen von einer Stabilisierung des BIP-Wachstums in den USA im Laufe der Zeit aus. "Daher haben wir unsere realen BIP-Erwartungen für die USA von 1,8 % auf 1,7 % angepasst, was auf ein weniger robustes Wachstum im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt hindeutet", heißt es bei Advisor Perspectives.

Anleihen und Barmittel

"Im Vergleich zum letzten Jahr zeigt unser Ausblick bessere Chancen für Barmittel und Anleihen, vor allem aufgrund höherer Anfangsrenditen", schreiben die Marktprofis.

Konkret basiere die Cash-Prognose der Experten auf der erwarteten Entwicklung der Zinsstrukturkurve, wenn sich die Zinsen an ein normalisierteres Umfeld anpassen, das zwischen dem heutigen restriktiven politischen Niveau und dem Niedrigzinsregime des letzten Jahrzehnts liegt. Folglich liege die Cash-Rate-Prognose von Charles Schwab für die nächsten 10 Jahre bei 3,6 Prozent und sei somit verglichen mit der letzten Schätzung (3,3 Prozent) gestiegen. Die Experten gehen also nun von einer Verbesserung der längerfristigen Anleiheaussichten im Vorjahresvergleich aus, was sie unter anderem auf jüngste Entwicklungen zurückführen, wie etwa das Bekenntnis der Fed zu einem "höher für länger"-Kurs, das "einen gewissen Aufwärtsdruck entlang der Renditekurve erzeugt" und zu einer steigenden erwarteten Laufzeitprämie geführt habe.

"Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Bargeld- und Anleiherenditen die Inflation übertreffen werden, was auf positive Realrenditen hindeutet (d. h. Renditen nach Berücksichtigung der Inflation). Dieses Potenzial für eine attraktivere Einkommensquelle stellt eine willkommene Abkehr von den Trends des letzten Jahrzehnts dar", schreiben die Experten.

Aktien

Obwohl die Unterstützung für die Aktienbewertungen aufgrund der höheren Preise nachgelassen habe, werde die Änderung der erwarteten Renditen durch einen verbesserten Gewinnwachstumsausblick gedämpft, schreibt Charles Schwab in seinem Beitrag. "Auf dem aktuellen Niveau müssten wir ein stärkeres Gewinnwachstum sehen, um eine höhere Renditeerwartung zu rechtfertigen", entsprechend geht man davon aus, dass die Aktienrenditen unter das historische Niveau fallen werden.

Internationale Aktientitel seien US-Titeln dann nach Performance überlegen: Charles Schwab geht in seinem Zehnjahresausblick davon aus, dass die Aktien großer US-Unternehmen in den nächsten 10 Jahren eine jährliche Rendite von 6,2 % erzielen werden, bei internationalen Großunternehmen seien dagegen 7,6 Prozent möglich. "Die treibende Kraft hinter diesem leicht höheren Ausblick für internationale Aktien sind ihre attraktiveren Bewertungen im Vergleich zu ihren US-Pendants", verweisen die Experten auf die gut gelaufenen US-Titel.
Sie räumten aber ein, dass internationale Aktien, für die eine Outperformance gegenüber inländischen Titeln erwartet wird, im Allgemeinen mit einem höheren Risiko verbunden seien und Anleger erwarten, dass sie für die Übernahme dieses zusätzlichen Risikos entschädigt werden.

Rat an Anleger

Die Experten betonen, dass die aktuelle Planung enorme Auswirkungen darauf haben könne, ob Anleger ihre Finanzziele in der Zukunft erreichen werden. "Durch die Einbeziehung realistischer Renditeannahmen in den Finanzplanungsprozess können Anleger ihre Zukunft besser planen". Allerdings sei die Zukunft einzelner Investitionen unmöglich mit Sicherheit vorherzusagen, daher seien langfristige Prognosen nicht für Market Timing gedacht. Stattdessen sollten sie "als Leitfaden für die Festlegung angemessener langfristiger Erwartungen an finanzielle Ziele und Vermögensallokationspläne dienen", betont Charles Schwab weiter.

Marktteilnehmer sollten vor diesem Hintergrund realistische Finanzziele formulieren und einen Finanzplan auf Basis ebendieser Ziele erstellen, der dann angepasst wird, wenn sich die Lebensumstände ändern. Dabei sei Spardisziplin ein wichtiger Punkt: "Die erwarteten Renditen können von Jahr zu Jahr schwanken und sind alles andere als eine Garantie. Je mehr Sie sparen, desto mehr Polster haben Sie für den Fall, dass die tatsächliche Rendite von den Erwartungen abweicht". Zugleich betonen die Experten die Relevanz von Diversifizierung im Depot, in Abhängigkeit von der eigenen Risikotoleranz.

Redaktion finanzen.net

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