IG BCE und Conti sprechen über Standortumbau - Continental-Aktie in Grün
Nach dem heftigen Krach zwischen Gewerkschaften und Management um weitere Werksschließungen bei Continental versuchen beide Seiten einen neuen Anlauf, um möglichst viele Jobs zu erhalten.
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Laut IG BCE soll sich der Konzern bereit erklären, den Großteil des verbleibenden deutschen Reifen- und Maschinenbaugeschäfts "mit zusätzlichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten" zu stärken und dabei auch "Investitionen für die Modernisierung" zuzusichern. Es gehe um über 20 Standorte und 20 000 Beschäftigte in der Bundesrepublik.
Im Gegenzug werde man den Weg dafür freimachen, dass Conti flexible Instrumente "wie etwa Arbeitszeit- und Entgeltkorridor" nutzen kann, hieß es aus der Gewerkschaft. Personalvorständin Ariane Reinhart erklärte: "Dies kann beispielsweise eine Arbeitszeitabsenkung sein, bei der die freigewordene Zeit immer für die eigene Qualifizierung genutzt werden muss. Auch befristete Beschäftigungssicherungen auf Standortebene sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich."
Ein abschließendes Ergebnis gibt es bisher nicht, dieses soll aber noch 2020 stehen. Für die IG BCE sagte Verhandlungsführer Francesco Grioli, es bleibe "Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und die Beschäftigten fit zu machen für die Autowelt von morgen".
Continental ist in einem tiefen Umbruch zu mehr Software, Sensorik und Elektronik, weltweit könnte dies bis zu 30 000 Jobs betreffen. Dass Produktionsorte des profitablen Reifengeschäfts wie etwa im Werk Aachen dichtgemacht werden sollen, hatte zuletzt scharfe Kritik auch aus dem Betriebsrat und der Politik ausgelöst. Grioli bekräftigte: "Die Transformation organisiert man nicht mit Kahlschlägen, sondern mit intelligenten Konzepten, die neue Perspektiven eröffnen."
Die mit der Conti-Führung angestrebte Rahmenvereinbarung solle einen gemeinsamen Ansatz bei der Suche nach Alternativen sicherstellen, nachdem der Konzern aus Sicht von Belegschaftsvertretern jüngst einen Alleingang bei seinen Schließungsplänen durchgezogen hatte. Im Fall Aachen hatte die Kapitalseite die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat überstimmt. Zudem soll es um weitere Ideen zur Qualifizierung gehen. Mitarbeiter werden, wo dies möglich ist, von Conti schon umgeschult. Die IG BCE ergänzte, man müsse zum Beispiel auch durch Kurzarbeit ausgefallene Arbeitszeit für die Weiterbildung verwenden können.
Reinhart versicherte, in der Doppelkrise aus Corona-Absatzrückgängen und Strukturwandel würden Lösungen zusammen erarbeitet: "Im Schulterschluss mit unseren Sozialpartnern suchen wir Modelle, um die Krise zu bewältigen und nachhaltige Weichen für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit zu stellen." Die jeweilige Lage vor Ort müsse aber im Blick bleiben. "Da jeder Standort vor anderen Herausforderungen steht, gibt es keine One-size-fits-all-Lösung." Ein für die Gewerkschaft wesentliches Ziel ist die "möglichst sozialverträgliche" Umsetzung nötiger Kürzungen, wobei Entlassungen vermieden und zeitlich befristet auch ausgeschlossen werden sollen.
Nach einem für die gesamte Autoindustrie extrem schwierigen zweiten Quartal meldete Continental laut vorläufigen Zahlen auch für das dritte Jahresviertel bereits einen Verlust. Trotz eines wieder besser laufenden Tagesgeschäfts werde man für die Zeit von Juli bis Ende September beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie unter dem Strich einen Fehlbetrag ausweisen müssen, hieß es Mitte Oktober. Grund dafür sind auch die hohen Umbaukosten im Konzern sowie Abschreibungen - diese Faktoren schlagen mit etwa 1,3 Milliarden Euro zu Buche. Der Quartalsumsatz sank im Vorjahresvergleich um 800 Millionen auf zuletzt gut 10,3 Milliarden Euro. An diesem Mittwoch (11.11.) werden die vollständigen Daten erwartet. Conti-Chef Elmar Degenhart hatte angekündigt, den Vorstandsvorsitz zum Monatsende abzugeben. Er nannte dafür gesundheitliche Gründe. Die Nachfolge soll bald geklärt werden.
Continental-Aktien notieren am Montag im XETRA-Handel zeitweise mit plus 9,88 Prozent bei 102,25 Euro.
/jap/DP/fba
HANNOVER (dpa-AFX)
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