Früherer Fed-Chef sieht die USA in einem "höllenmäßigen Schlamassel"
Der frühere Chef der US-Notenbank, Paul Volcker, betrachtet die aktuelle Politik in Washington, aber auch die Geldpolitik, mit großer Sorge.
Wenn er sich umsehe, dann sehe er "in jeder Richtung ein höllenmäßiges Schlamassel", erklärte die Notenbank-Legende gegenüber dem "CNBC"-Nachrichtensprecher Andrew Ross Sorkin. Er beklagt unter anderem einen Mangel an grundlegendem Respekt vor Regierungs-Institutionen. Doch "wie kann man eine Demokratie regieren, wenn niemand an die Führung des Landes glaubt?", fragt Volcker.
Sumpf in Washington
In einem neuen Buch beklagt der ehemalige Fed-Chairman, dass das Regierungssystem von den Interessen des Geldes zerfressen werde. "Es gibt keine Macht auf Erden, die sich Jahr für Jahr effektiv den tausenden von Individuen und den Hunderten Millionen Dollar, die darauf aus sind, den Gesetzgebungs- und Wahlprozess im Sumpf von Washington zu beeinflussen, widersetzen könnte", zitiert Sorkin aus dem Buch von Volcker.
Ungewöhnliche Kritik an der Fed
Auch die US-Notenbank gehört laut Paul Volcker zu den Institutionen, die das Vertrauen der Bevölkerung verloren haben. Andererseits hält sich auch der 91-Jährige nicht mit Kritik an der aktuellen Geldpolitik zurück, obwohl das sehr untypisch für einen ehemaligen Fed-Chef ist.
Laut Paul Volcker scheint die U.S. Federal Reserve ein völlig willkürliches Ziel zu verfolgen. So sehe er keine theoretische Rechtfertigung für das Inflationsziel von 2 Prozent.
Wie unabhängig ist die Fed?
Die US-Fed hat vom Parlament den Auftrag erhalten, stabile Preise und Vollbeschäftigung zu fördern. Deshalb muss ihr Chef auch regelmäßig vor Kongressausschüssen darlegen, wie er dies umsetzt.
Dem US-Präsidenten ist die Fed-Führung hingegen keine Rechenschaft schuldig, weshalb es auch als ungewöhnlich gilt, wenn ein Präsident die Notenbank offen kritisiert. Trotzdem verschärft Donald Trump seine Kritik an der Geldpolitik zusehends, obwohl er den derzeitigen Fed-Chef Jerome Powell selbst eingesetzt hat. Trump warf den Währungshütern sogar vor, sie seien "verrückt" geworden.
Doch Paul Volckers Ausführungen zufolge sind solche Einmischungen womöglich doch nicht so selten wie allgemeinhin angenommen wird. So berichtete er von einem Vorfall, der sich im Jahr 1984 ereignete, als er sich mit dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan traf. Im Verlauf dieses Treffens habe ihm der damalige Stabs-Chef James Baker zu seiner Verblüffung freiheraus gesagt, "der Präsident befiehlt ihnen, vor der Wahl das Zinsniveau nicht anzuheben".
Damit ist Trump wohl nicht der erste Präsident, der Einfluss auf die Fed ausüben möchte, weil er befürchtet, dass eine straffere Geldpolitik womöglich die Wirtschaftsentwicklung bremst und dies ihm selbst angelastet werden könnte.
Redaktion finazen.net
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