Kriselnder Modekonzern

GERRY WEBER tauscht den Chef aus - Aktionäre feiern

04.10.18 17:54 Uhr

GERRY WEBER tauscht den Chef aus - Aktionäre feiern | finanzen.net

Beim kriselnden Modehändler GERRY WEBER sitzt künftig kein Familienmitglied mehr im Vorstand.

Der noch vor kurzem das operative Geschäft führende Firmen-Mitgründer Gerhard Weber zieht sich ganz zurück. Sein Sohn Ralf Weber, der ihn erst Anfang 2015 als Vorstandschef abgelöst hatte, hat künftig weniger im Tagesgeschäft zu sagen. Zudem zieht ein auf die Sanierung von Unternehmen spezialisierter Experte in das Management ein. Diesen "umfassenden Umbau des Vorstands zur forcierten Neuausrichtung des Unternehmens" beschloss der Aufsichtsrat am Dienstag.

Wie das Unternehmen am Abend in Halle (Westfalen) weiter mitteilte, tritt Ralf Weber Ende Oktober als Vorsitzender des Vorstands zurück und wechselt in das Aufsichtsratsgremium. Im operativen Geschäft hat künftig Johannes Ehling, der bisher im Vorstand den Verkauf und die Digitalaktivitäten verantwortet, das Ruder in der Hand.

"Darüber hinaus wurde Florian Frank mit sofortiger Wirkung als Chief Restructuring Officer (CRO) zum Mitglied des Vorstands bestellt", hieß es weiter. Der Manager soll die Sanierung des Unternehmens managen. "Seine Berufung ist bis zum 31. Dezember 2019 befristet." Zudem soll es bald einen Vorstand geben, der sich als Produktvorstand um die Positionierung der GERRY WEBER-Marken, ihrer Produkte sowie um die Beschaffung kümmert.

Weiter offen ist die Position des Finanzvorstands. Hier gehe die Suche nach einem Nachfolger für Jörg Stüber, der das Unternehmen Anfang August nach nur wenigen Monaten im Amt wieder verlassen hatte, unvermindert fort. Es werde eine zeitnahe Besetzung des freien Postens angestrebt.

Der Modehändler kämpft derzeit an vielen Fronten - unter anderem mit einem schwachen Digitalgeschäft, einer schlechten Positionierung der Marken sowie starker Konkurrenz durch andere Unternehmen wie Esprit, H&M und der Inditex-Tochter Zara. Das Unternehmen hatte erst vor eineinhalb Wochen ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben.

An der Börse kam der Vorstandsumbau gut an. Die GERRY WEBER-Aktie legten im frühen Donnerstagshandel um 17 Prozent zu. Aus dem Handel gingen die Papiere mit einem Plus von 20,67 bei 3,24 Euro pro Anteilsschein. Dies ist jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Denn nachdem bekannt geworden war, dass GERRY WEBER ein Sanierungsgutachten beauftragt hat, hatte sich der Kursverfall des Papiers beschleunigt.

Seitdem - also innerhalb von sieben Handelstagen - sank der Aktienkurs noch einmal um ein Drittel auf 2,685 Euro. So billig war das Papier seit 2003 nicht mehr. Seit dem Rekordhoch der Aktie von fast 40 Euro im Sommer 2014 war der Börsenwert um mehr als 90 Prozent auf zuletzt nur noch rund 123 Millionen Euro gefallen.

Der Kurssturz der Aktien beschäftigt inzwischen die Finanzaufsicht Bafin. Es sei eine routinemäßige Überprüfung eingeleitet worden, bestätigte eine Bafin-Sprecherin. Zuvor hatte die "Wirtschaftwoche" darüber berichtet. Bei dem Unternehmen war am Mittwoch zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Nach Angaben der "Wirtschaftswoche" wollte ein GERRY WEBER-Sprecher die Vorgänge nicht kommentieren. Er habe aber betont, das Unternehmen sei seinen Veröffentlichungspflichten nachgekommen.

Firmenmitgründer Gerhard Weber besitzt noch knapp 30 Prozent der Aktien. Auch sein Sohn Ralf hält knapp vier Prozent der Anteile. Nach Gerhard Weber ist die Erbengemeinschaft des anderen Mitgründers Udo Hardieck mit 17,4 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner.

Analystenstimmen

Analysten begrüßten zwar die personellen Veränderungen, die auch den Abschied des letzten Mitglieds der Gründerfamilie aus dem Vorstand beinhalten. Sie teilten aber die Euphorie der Anleger nicht: Sowohl die Commerzbank als auch die Investmentbank Equinet und die Privatbank Hauck & Aufhäuser blieben bei ihren Verkaufsempfehlungen für die Aktie.

Die enge Verknüpfung der Familie mit dem Tagesgeschäft habe radikaleren Reformen in den vergangenen Jahren im Weg gestanden, weshalb der Vorstandsumbau positiv sei, schrieb Hauck-Experte Christian Salis. Er bleibe angesichts der weiter bestehenden Herausforderungen mit Blick auf die Aktie aber vorsichtig. Die Umstrukturierung des Unternehmens werde Zeit benötigen und der deutsche Markt bleibe schwierig, pflichtete Sabrina Reeh von der Commerzbank bei.

Die Equinet-Experten lobten die Berufung von Johannes Ehling zum neuen Konzernlenker. Der bisher für den Vertrieb und die Digitalaktivitäten verantwortliche Manager sei bisher zwar noch auf keiner Analystenkonferenz in Erscheinung getreten, könne aber einen guten Lebenslauf vorweisen. Die Anleger dürften allerdings primär darauf schauen, ob die neuen Kollektionen des Unternehmens gut ankämen - derzeit sei das nicht der Fall.

/zb/stw/tih/DP/jha

HALLE/WESTFALEN (dpa-AFX)

Bildquellen: GERRY WEBER, dean bertoncelj / Shutterstock.com

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DatumRatingAnalyst
14.01.2019GERRY WEBER SellBaader Bank
19.10.2018GERRY WEBER verkaufenHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
11.10.2018GERRY WEBER SellHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
05.10.2018GERRY WEBER ReduceCommerzbank AG
05.10.2018GERRY WEBER VerkaufenDZ BANK
DatumRatingAnalyst
12.01.2018GERRY WEBER kaufenNorddeutsche Landesbank (Nord/LB)
29.06.2017GERRY WEBER kaufenNorddeutsche Landesbank (Nord/LB)
30.12.2016GERRY WEBER International kaufenNorddeutsche Landesbank (Nord/LB)
28.11.2016GERRY WEBER International kaufenNorddeutsche Landesbank (Nord/LB)
26.01.2016GERRY WEBER International KaufDZ-Bank AG
DatumRatingAnalyst
24.09.2018GERRY WEBER HoldWarburg Research
16.03.2018GERRY WEBER NeutralOddo BHF
01.03.2018GERRY WEBER NeutralOddo BHF
28.02.2018GERRY WEBER HoldWarburg Research
22.02.2018GERRY WEBER HoldWarburg Research
DatumRatingAnalyst
14.01.2019GERRY WEBER SellBaader Bank
19.10.2018GERRY WEBER verkaufenHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
11.10.2018GERRY WEBER SellHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
05.10.2018GERRY WEBER ReduceCommerzbank AG
05.10.2018GERRY WEBER VerkaufenDZ BANK

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