GE-Aktie bricht ein: Mögliche Bilanzfälschung, Quartalsverlust und Dividendenkürzung belasten

Nur noch 1-US-Cent will der einstige Börsenliebling seinen Aktionären für das vierte Quartal zahlen, wie das Unternehmen ankündigte. Zuvor hatte es immerhin noch 12 Cent gegeben. Der Schritt kommt nicht überraschend. Nach nur 14 Monaten im Job hatte CEO John Flannery gehen müssen, nachdem Probleme in der Kraftwerksparte GE Power den Konzern dazu gezwungen hatte, seine Jahresprognose zu senken. 22 Milliarden Dollar schreibt GE dort nun auf den Firmenwert ab. Das verursacht im Konzern einen Verlust je Aktie von 2,62 Dollar, nachdem GE im Vorjahreszeitraum noch 15 Cent je Aktie verdient hatte.

Ermittlungen wegen Bilanzfälschung laufen

General Electric wird seine Zielvorgaben für das laufende Jahr deutlich verfehlen und ist mit strafrechtlichen Untersuchungen wegen möglicher Bilanzfälschung konfrontiert. Entsprechende Aussagen machten führende Manager in einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalsbilanz. Die Aktie des schwer angeschlagenen Siemens-Wettbewerbers fiel auf kräftig. In den ersten Handelsminuten gaben die Papiere über 5 Prozent auf 10,50 US-Dollar nach. Danach nutzten allerdings scheinbar viele Anleger den niedrigen Kurs um einzusteigen. Die Anteilsscheine erholten sich kurzfristig und notierten rund ein Prozent im Plus. Im Anschluss erfolgte jedoch ein erneuter Sell-Off und dieser ging tiefer: Zu Börsenschluss liegen die Anteilsscheine rund 9 Prozent im Minus.

Das US-Justizministerium und die amerikanische Börsenaufsicht SEC prüfen eine Sonderabschreibung von 22 Milliarden Dollar, die der Konzern im abgelaufenen Quartal im Zusammenhang mit Zukäufen in der Kraftwerkssparte verbucht hatte. Daneben prüften sie eine im ersten Quartal gebuchte Sonderbelastung von 6 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit mangelnden Versicherungsrückstellungen, erklärte GE-Finanzchef Jamie Miller.

Während das Justizministerium die strafrechtlichen Ermittlungen gerade erst gestartet hat, laufen die SEC-Ermittlungen schon länger und wurden im Ausmaß jetzt noch erweitert, erklärten die Manager.

Die zuletzt gebuchte Sonderabschreibung führte im dritten Quartal zu dem astronomischen Verlust von 22,8 Milliarden Dollar. Seit Oktober wird der seit längerem kriselnde Konzern von dem als Sanierer bekannten Manager Larry Culp geführt, nachdem das Unternehmen Vorgänger John Flannery nach nur 14 Monaten im Amt plötzlich vor die Tür gesetzt und erklärt hatte, die Ziele für Gewinn und Cashflow seien hinfällig.

Neue Prognosen gab GE anders als zuvor angedeutet nicht bekannt. Finanzchef Miller sagte jedoch, der Konzern werde seine bisherigen Ziele in erheblichem Maße verfehlen.

Von Colin Kellaher

NEW YORK (Dow Jones)