Kräftiges Umsatzplus

ASML-Aktie dreht ins Minus: ASML verdoppelt nach starkem Jahr Dividende - 20% Wachstum 2022 erwartet

19.01.22 17:53 Uhr

ASML-Aktie dreht ins Minus: ASML verdoppelt nach starkem Jahr Dividende - 20% Wachstum 2022 erwartet | finanzen.net

Der globale Halbleiterboom heizt die Geschäfte des Chipausrüsters ASML weiter kräftig an.

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Dank des hohen Auftragsbestands und der unverändert hohen Nachfrage rechnet der Konzern mit einem anhaltend hohen Wachstum. 2021 zog der Erlös um ein Drittel an und der Gewinn um zwei Drittel, wie das niederländische EuroSTOXX 50-Schwergewicht am Mittwoch in Veldhoven mitteilte. Die Dividende wurde verdoppelt. Nachdem der Aktienkurs an der EURONEXT zunächst deutlich anzog, ging es letztlich 2,37 Prozent abwärts auf 626,20 Euro.

Zum Teil wird die hohe Nachfrage der Chiphersteller aber auch zum Problem für den Konzern. Um dem großen Interesse aus der Halbleiterindustrie schneller nachzukommen, verlagert der Maschinenbauer die finalen Tests der Anlagen von den eigenen Fabriken zum Kunden. Dadurch können diese die Anlagen schneller nutzen. Auf der anderen Seite kommt es deshalb zu Verzögerungen bei der formellen Abnahme, die für die Einbuchung des Umsatzes erforderlich ist.

Nach aktuellen Schätzungen des Managements führt dies dazu, dass der Umsatz aus dem Verkauf von sechs der EUV-Lithografiemaschinen (Extrem-Ultraviolett-Lithografie) erst 2023 verbucht werden kann und nicht bereits in diesem Jahr. Besonders stark ist der Effekt verschobener Buchungen von ausgelieferten Maschinen im ersten Quartal mit rund zwei Milliarden Euro. Den Jahreseffekt bezifferte das Unternehmen nicht. Der Listenpreis für eine EUV-Anlage liegt im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.

Der 1984 gegründete Konzern rechnet wegen der Verzögerungen für das erste Quartal mit einem Umsatzrückgang, trotzdem soll der Erlös im laufenden Jahr insgesamt um weitere 20 Prozent steigen, wie Konzernchef Peter Wennink ankündigte. Rechnerisch läuft das auf einen Jahresumsatz von etwas mehr als 22 Milliarden Euro hinaus. 2021 kletterte der Erlös um 33 Prozent auf 18,6 Milliarden.

Die Prognose für das laufende Jahr liegt wie der 2021er-Umsatz im Rahmen der Erwartungen der von Bloomberg erfassten Analysten. Etwas besser als erwartet fielen der Gewinn und die Dividende im vergangenen Jahr aus. Der Überschuss stieg 2021 um rund 66 Prozent auf fast 5,9 Milliarden Euro. Die Anteilseigner sollen durch eine auf 5,50 Euro verdoppelte Jahresdividende profitieren.

Aktionäre hatten ohnehin viel Grund zur Freude. Die ASML-Anteile gehören seit einiger Zeit zu den größten Gewinnern am Aktienmarkt, auch wenn der Kurs aktuell mit knapp 650 Euro fast ein Fünftel unter dem Rekordhoch von 777,50 Euro vom November 2021 liegt. In den vergangenen fünf Jahren zog der Kurs trotz des jüngsten Dämpfers um rund 450 Prozent an. Mit einem Börsenwert von etwas mehr als 260 Milliarden Euro ist ASML inzwischen die Nummer zwei der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Eurozone.

Anleger schätzen vor allem die Quasi-Monopolstellung von ASML bei den zukunftsträchtigen EUV-Lithografiemaschinen, die Halbleiterherstellern die Produktion kleinerer und damit leistungsfähigerer Chips ermöglichen soll. Allerdings gibt es Zweifel daran, ob die Technologie auch in China vermarktet werden kann: Die niederländische Regierung hat noch keine Exportlizenz für die EUV-Technik in die Volksrepublik vergeben, und die USA haben bereits durchblicken lassen, dass sie davon auch wenig halten würden.

ASML bestätigte zudem die Mittelfristziele. Demnach hält das Management 2025 einen Umsatz von 24 Milliarden bis 30 Milliarden Euro für möglich. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Experten halten das für realistisch. Die Durchschnittsschätzung für den Umsatz der elf erfassten Analysten für 2025 liegt bei knapp 29 Milliarden Euro; die für den Gewinn bei knapp zehn Milliarden Euro. Auch in den Jahren nach 2025 rechnet ASML derzeit mit einem prozentual zweistelligen Wachstum.

Die für das vergangene Jahr vorgelegten Zahlen und den Ausblick stuften die meisten Analysten im Großen und Ganzen im Rahmen der Erwartungen ein. So geht zum Beispiel der UBS-Experte Francois-Xavier Bouvignies davon aus, dass sich die durchschnittliche Schätzung für den operativen Gewinn kaum ändern wird, auch wenn die Umsatzprognose für das Gesamtjahr etwas über den Schätzungen gelegen habe. Auf der anderen Seite deuteten die Aussagen zu den Aufwendungen unter anderem für Forschung & Entwicklung (F&E) im ersten Quartal auf etwas höhere Kosten als bisher erwartet hin.

Bouvignie gehört zu den Experten, die das Papier nach der Rally in den vergangenen Jahren nicht weiter zum Kauf empfehlen. Er stuft die Aktie mit "Neutral" und einem Kursziel von 720 Euro ein. 30 der 39 von Bloomberg erfassten Experten raten dagegen weiter zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei fast 770 Euro und damit in der Nähe des Rekordhochs - die Spanne ist dabei ungewöhnlich hoch und reicht von 435 bis 945 Euro.

Die Halbleiterbranche mit Unternehmen wie den internationalen Herstellern NVIDIA, Intel, Samsung, TSMC oder dem deutschen Konzern Infineon arbeitet derzeit unter Hochdampf. Zum einem hat die Corona-Pandemie die Digitalisierung vieler Lebensbereiche beschleunigt, zum anderen werden in vielen klassischen Industriebereichen wie zum Beispiel der Autobranche immer mehr Chips benötigt.

Zudem stieg die Nachfrage nach Produkten, in denen Chips schon immer eine zentrale Rolle spielten - wie zum Beispiel Computer, Handys oder Spielkonsolen. In vielen Bereichen führte die Chipknappheit zu Engpässen und Einschränkungen. So mussten praktisch alle großen Autohersteller ihre Produktion drosseln - die Kunden müssen lange auf Neuwagen warten. Auch bei Handys wie dem neuen iPhone oder Spielkonsolen kommt es zu Lieferzögerungen.

Bei dem Chipausrüster ASML liege die Nachfrage derzeit 40 bis 50 Prozent über der maximalen Kapazität, sagte Wennink der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er geht davon aus, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, Nachfrage und Angebot wieder in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Bei ASML sorgte der Brand in einem Berliner Werk zum Jahresanfang für zusätzliche Probleme in der Produktion. Auf die Jahresproduktion 2022 werde dies aber keine nachhaltigen Folgen haben, so der Manager.

Der Konzern rechnet für dieses Jahr weiter mit der Auslieferung von rund 55 Maschinen mit der EUV-Technologie. Im vergangenen Jahr waren es 42. Die hohe Nachfrage führt zu einem dicken Auftragsbuch. Der Wert der Bestellungen summierte sich im 2021 auf 26 Milliarden Euro und damit 125 Prozent mehr als 2020. Um der hohen Nachfrage Herr zu werden, stellt ASML viel neues Personal ein. Nach den Worten Wenninks wuchs die Belegschaft im vergangenen Jahr um 6000 auf rund 32 000. Dieses Jahr sollen bis zu 4000 neue Mitarbeiter dazukommen.

/zb/tav/jha/

VELDHOVEN (dpa-AFX)

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