Konsequenzen drohen

US-Regierung sieht Preis-Dumping bei Stahl und droht Konzernen wie Salzgitter - Aktien knicken ein

31.03.17 13:30 Uhr

US-Regierung sieht Preis-Dumping bei Stahl und droht Konzernen wie Salzgitter - Aktien knicken ein | finanzen.net

Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben eine Reihe ausländischer Stahlproduzenten des Preis-Dumpings überführt, darunter die deutschen Firmen Salzgitter und Dillinger Hütte.

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Handelsminister Wilbur Ross drohte am Donnerstag in Washington mit Konsequenzen. "Eine gesunde Stahlindustrie ist entscheidend für unsere Wirtschaft und Produktionsbasis, doch unsere Stahlindustrie steht unter Beschuss durch ausländische Produzenten, die ihre Exporte verschleudern und subventionieren lassen", sagte Ross.

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"Wir werden sicherstellen, dass US-Unternehmen und -Arbeiter fair behandelt werden", so der Minister weiter. Die USA würden die Handelsgesetze energisch durchsetzen und wenn nötig auch rückwirkend Zölle eintreiben. Die Regierung geht von Dumping aus, wenn Produkte unter ihrem "fairen Wert" verkauft werden. Eine gründliche Untersuchung habe ergeben, dass dies in der Vergangenheit bei Stahlproduzenten aus Österreich, Frankreich, Belgien, Deutschland, Italien, Japan, Südkorea und Taiwan der Fall gewesen sei.

Zu diesem Thema will US-Präsident Donald Trump am Freitag nach Angaben des Weißen Hauses auch ein weiteres Dekret unterzeichnen.

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Die Ergebnisse der Untersuchung erlaubten es, Abgaben zwischen 3,62 und 148,02 Prozent des Importwerts zu verhängen. Insgesamt gehe es im Untersuchungszeitraum 2015 um Einfuhren über 732 Millionen Dollar, davon entfiele mit 196,2 Millionen der größte Anteil auf deutsche Importe.

Salzgitter AG und Dillinger werden "Dumping-Raten" von 5,38 und 22,9 Prozent unterstellt. Gemeint ist damit der Prozentsatz, um den der Preis nach Auffassung der US-Regierung unter die Herstellungskosten oder den Einkaufspreis gedrückt worden ist. Im Vergleich zu anderen Herstellern, wie etwa der österreichischen voestalpine Group, Japans JFE Steel oder Frankreichs Industeel sind das relativ kleine Zahlen.

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Das Handelsministerium will den Zoll- und Grenzschutz anweisen, auf Basis dieser Zahlen Barsicherheiten von den Unternehmen einzutreiben. Diese Mittel sollen einbehalten werden, bis die Bundesbehörde International Trade Commission am 15. Mai abschließend über den Fall entscheidet. Sollte das Verfahren dann eingestellt werden, würde das Geld zurückgezahlt. Mit dem Vorgehen riskieren die USA einen internationalen Handelsstreit.

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) etwa hatte die EU bereits in der vergangenen Woche aufgefordert, die heimische Stahlindustrie zu schützen. Gabriel hatte sich schon als Wirtschaftsminister für die Branche eingesetzt. Die Salzgitter AG sitzt in seinem Wahlkreis.

Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller wies die Dumpingvorwürfe indes zurück. Bei dem Anti-Dumping-Verfahren gehe es um Grobblech, mit dem ein eigenes Rohrwerk in den USA versorgt werde, erklärte ein Konzernsprecher am Freitag voriger Woche. Der Vorwurf, Waren unterhalb der Herstellungskosten verkauft zu haben, sei haltlos.

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder relativierte das Vorgehen der US-Regierung zwar gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ, Freitag), zeigte sich aber durchaus irritiert. "Es gibt ein Verfahren, das einige wenige 1000 Tonnen Spezialstahl betrifft", sagte Eder. Es gehe dabei um Stahlqualitäten, die man ansonsten in den USA nicht bekomme. "Insofern sind wir über das Verfahren doch einigermaßen verwundert." Es sei aber nicht so, dass die US-Regierung im großen Stil gegen Voestalpine vorgehe. Stahlwerte leiden unter Dumping-Vorwürfe Die Dumping-Vorwürfe aus den USA haben Salzgitter-Aktien am Freitag unter Druck gesetzt. Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben eine Reihe ausländischer Stahlproduzenten des Preis-Dumpings überführt, darunter die deutschen Firmen Salzgitter und Dillinger Hütte. Handelsminister Wilbur Ross drohte mit Konsequenzen wie etwa rückwirkenden Zöllen.

Zuletzt gaben die Salzgitter-Titel als einer der größten Verlierer im schwächelnden MDAX 1,27 Prozent nach auf 33,795 Euro. Damit endete eine dreitägige Erholungsserie nach dem Zwischentief bei 31,675 Euro am Montag, als die Aktie auf den niedrigsten Stand seit Dezember abgerutscht war.

Auch andere Stahltitel wurden vor dem Wochenende von den Vorwürfen aus den USA in Mitleidenschaft gezogen. Im DAX sanken die Aktien des Industrie- und Stahlkonzerns thyssenkrupp um 0,46 Prozent, während die Papiere des Stahlhändlers Klöckner &Co im Kleinwerte-Index SDax 2,42 Prozent einbüßten.

Ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden europäische Werte wie voestalpine oder ArcelorMittal. Titel des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine gaben 2,32 Prozent nach, die des in Luxemburg sitzenden Stahlriesen Arcelor lagen mit 0,59 Prozent leicht im Minus. Voestalpine-Chef Wolfgang Eder sagte, dass das Verfahren angesichts der Absatzmengen "keine massive wirtschaftliche Bedrohung" darstelle.

Börsenhändler Andreas Lipkow zeigte sich vom Vorgehen der US-Behörden nicht überrascht. Es sei zu erwarten gewesen, dass sie sich jede Branche vornähmen, in der die amerikanische Wirtschaft international keine guten Aussichten mehr habe. Auch dass vor allem die asiatische Konkurrenz die Preise auf ein Dumping-Niveau gedrückt habe, "ist nicht wirklich neu". Nun werde aber erstmals gegen eine ganze Branche und ihre Vertreter vorgegangen.

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) übte scharfe Kritik an den Amerikanern. Trotz mehrfacher Intervention auch der Europäischen Union (EU) habe das US-Wirtschaftsministerium WTO-widrige Berechnungsmethoden angewandt mit dem Ziel, europäischen Wettbewerbern zu schaden, erklärte er: "Die US-Industrie soll geschützt werden, indem man die bessere deutsche Stahlindustrie benachteiligt." Nun müsse die EU prüfen, "ob auch sie Klage bei der WTO erhebt"./gl/jha/fbr

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FRANKFURT (dpa-AFX)

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