Konjunkturindikatoren

Bundesregierung erwartet für 2023 nun höheres BIP - Erholung erkennbar

26.04.23 14:37 Uhr

Bundesregierung erwartet für 2023 nun höheres BIP - Erholung erkennbar | finanzen.net

Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose aufgrund der positiven Konjunkturindikatoren für dieses Jahr nach oben korrigiert.

Sie erwartet für dieses Jahr ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,4 Prozent und damit etwas mehr als im Januar; damals lag die Prognose bei 0,2 Prozent. Für das kommende Jahr geht die Bundesregierung nun von einem Wachstum von 1,6 Prozent aus, etwas weniger als der im Januar erwartete BIP-Anstieg von 1,8 Prozent.

Diese Zahlen hatte Dow Jones Newswires schon vorab berichtet. "Die deutsche Wirtschaft erweist sich nach der Corona-Krise auch in der Energiekrise als anpassungs- und widerstandsfähig. Die Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung zeigen Wirkung. Wir haben hiermit Unternehmen und privaten Haushalten in einer schweren Zeit unter die Arme gegriffen und die hohen Energiepreise gedämpft", erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einer Pressemitteilung.

"Diese gemeinsamen Kraftanstrengungen haben Standorte in Deutschland und Arbeitsplätzen gesichert. Wir sehen jetzt, dass eine schrittweise Erholung einsetzt und dass trotz eines weiterhin schwierigen Umfelds", sagte Habeck weiter. Im vergangenen Winter habe man dank der Einsparanstrengungen der Unternehmen und der Verbraucher eine Gasmangellage verhindert. Außerdem hätten die Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung Wirkung gezeigt.

Mit Blick auf den privaten Konsum sieht die Bundesregierung weitere Kaufkraftverluste wegen der hohen Inflation. Erst im späteren Jahresverlauf werde der private Konsum bei weiter nachlassender Teuerung wieder an Dynamik gewinnen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte und privaten Organisationen werden der neuen Prognose zufolge preisbereinigt in diesem Jahr um 0,1 Prozent zurückgehen und 2024 um 2,1 steigen.

Schwierige Zeiten für den Bau

Die Bundesregierung erwartet zudem, dass aufgrund der Bau- und Finanzierungskostensteigerungen die Bauinvestitionen im Projektionszeitraum noch gedämpft bleiben werden. Sie erwartet einen Rückgang um 4,1 Prozent für 2023 und um 0,5 Prozent für 2024.

Die Ausrüstungsinvestitionen in Maschinen und Anlagen dürften hingegen laut Prognose im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung und damit wieder anziehender Exporte spürbar um 2,4 Prozent in diesem und 3,6 im kommenden Jahr zulegen. Exporte werden der Prognose zufolge in diesem Jahr um 1,3 Prozent und im kommenden Jahr um 3,3 Prozent steigen.

Auf dem Arbeitsmarkt wird angesichts der nach wie vor hohen Arbeitskräftenachfrage mit einem weiteren, wenn auch etwas weniger dynamischen Beschäftigungsaufbau in diesem und kommenden Jahr gerechnet.

Mit ihren Wachstumserwartungen ist die Bundesregierung optimistischer als die Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute vom 5. April. Die Institute erwarten einen Anstieg des BIP um 0,3 Prozent im laufenden Jahr und um 1,5 Prozent im Jahr 2024. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist noch vorsichtiger: Vor zwei Wochen sagte er ein Schrumpfen des deutschen BIP um 0,1 Prozent für dieses Jahr voraus und für 2024 ein Wachstum von 1,1 Prozent.

Die deutlich optimistischeren Wachstumsprognosen der Bundesregierung werden für die Steuerschätzung im Mai herangezogen, die wiederum Grundlage für den Bundeshaushalt 2024 und die mittelfristige Finanzplanung sein wird. Höheres Wachstum bedeuten Milliarden an zusätzlichen Steuereinnahmen.

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)

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