Diese dramatischen Folgen hätte ein Grexit für die Anleger

Im griechischen Schuldendrama drohen drastische Auswirkungen auf die Finanzmärke. Was das für Sie als Anleger bedeutet, erfahren Sie hier.
Die neue griechische Regierung geht auf Konfrontationskurs mit den Gläubigern des hochverschuldeten Landes und riskiert sogar das Ausscheiden aus der Eurozone (Grexit). Das Links-Rechts-Bündnis in Athen will das Hilfsprogramm der Euro-Partner neu verhandeln und Reform- wie Sparbeschlüsse rückgängig machen. Außerdem verweigert es die Zusammenarbeit mit der Troika, den Geldgeber-Kontrolleuren der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Kommission. Bei den Partnern sind diese Forderungen bisher aber auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Zeit wird knapp
Dabei steht man unter Zeitdruck: Griechenland ist mit rund 320 Milliarden Euro verschuldet und Ende Februar läuft das bestehende EU-Hilfsprogramm aus, dann drohen die Kassen des Landes und seiner Banken schnell auszutrocknen. Verschärft wird die Lage durch einen Rückgang der Steuereinnahmen und anderer Staatseinnahmen. "Wir werden im März Liquiditätsprobleme haben, wenn sich die Steuern nicht verbessern", warnte der griechische Wirtschaftsminister George Stathakis. Wenn den Griechen tatsächlich das Geld ausgeht, können sie ihren Schuldendienst nicht länger leisten und müssten in der Folge den Euro aufgeben und zur Drachme zurückkehren. Diese würde im Vergleich zum Euro oder US-Dollar deutlich abgewertet. Zudem ginge den Geldgebern damit wohl auch ein Großteil der internationalen Finanzhilfen in Höhe von rund 240 Milliarden Euro verloren. Auf Deutschland entfallen davon rund 80 Milliarden Euro.
Im Anschluss an die kämpferische Regierungserklärung von Ministerpräsident Tsipras nahmen die Befürchtungen hinsichtlich eines möglichen "Grexits", also eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone, wieder zu. "Die Wahrscheinlichkeit des #Grexit liegt jetzt bei mehr als 50 Prozent", twittert der Ökonom George Magnus als Reaktion auf die ersten Regierungserklärung von Alexis Tsipras. Seine Sorgen werden auch von anderen Ökonomen geteilt. Sollte Tsipras bei seiner harten Linie bleiben, so sieht etwa Gustav Horn, der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung, die Wahrscheinlichkeit, dass das Land einen Zahlungsausfall erleidet, bei "exakt 100 Prozent".
Soziale Unruhen bei einem Grexit vorprogrammiert
Bereits in der Vergangenheit sind tausende Griechen auf die Straße gegangen, um gegen die sozialen Einschnitte zu demonstrieren. Bei einem "Grexit" wären die Folgen für die Bevölkerung aber noch schlimmer als die Sparauflagen der Troika.
Auf den ersten Blick könnte man zu dem Schluss kommen, dass die griechische Wirtschaft von der Wiedereinführung der Drachme profitieren wird. Mit der Drachme werden schließlich die griechischen Produkte auf dem Weltmarkt billiger, exportorientierte Unternehmen zählen also zunächst zu den Gewinnern - könnte man meinen. Tatsächlich hätte die Abwertung der Drachme aber eine enorme Kapitalflucht zur Folge, da die Griechen ihre wertvollen Euros sichern wollen. Zudem würden sich die für das Land wichtigen Importe aus dem Ausland stark verteuern. Unternehmen würden sich dann mit Investitionen in Griechenland zurückhalten.
Viele Firmen und Banken wären also pleite-bedroht, die ohnehin schon hohe Arbeitslosigkeit dürfte noch weiter zunehmen. Aber auch wer seine Arbeit behält oder von der neuen Regierung eine Staatsstelle erhält, würde durch die zu erwartende starke Inflation einen massiven Kaufkraftverlust erleiden. Angesichts der bisherigen Reaktion der griechischen Bevölkerung auf den Niedergang ihrer Wirtschaft kann wohl mit starken sozialen Unruhen gerechnet werden.
Banken-Run mit gravierenden Folgen
Zu den größten wirtschaftlichen Gefahren, die ein eskalierender Streit nach sich ziehen dürfte, zählt ein massiver Ansturm auf die griechischen Banken. Schon jetzt ziehen die verunsicherten Bankkunden - Unternehmen und private Bürger gleichermaßen - ihre Einlagen ab. Inzwischen haben die Geldeinlagen der Griechen das niedrigste Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise erreicht. Nach Angaben der konservativen Zeitung "Kathimerini" sind die Geldeinlagen erstmals seit dem Beginn der Finanzkrise auf 147 Milliarden Euro gefallen. Griechische Bankkunden hätten im Dezember und Januar etwa 16 Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben.
Hält dieser Trend an - und davon ist im Falle eines Stopps der internationalen Hilfen auszugehen - so hätte dies schlimme Folgen für die gesamte griechische Wirtschaft. Zum einen fehlen den Banken diese Mittel bei der Vergabe von Krediten, zum anderen dürften die Banken selbst in eine gefährliche Schieflage geraten. Und sollten sich die Geldhäuser dazu durchringen, die Möglichkeit des Geldabhebens einzuschränken, so würde dies erst recht einem Ansturm der verängstigen Kunden mit sich bringen - ein Teufelskreis.
Auch der Rest Europas wäre von einem Kollaps der griechischen Banken betroffen, denn die EU-Bankenunion müsste den crashenden griechischen Banken wohl mit Milliarden beispringen.
Griechische Aktien am Boden
Ein Ende der internationalen Hilfen sowie die Angst vor einem möglichen Ausstieg aus dem Euro ("Grexit") dürften die Börse in Griechenland auf Talfahrt schicken. Ein Vorgeschmack hierauf gab es schon in den letzten Tagen. Der Konfrontationskurs von Tsipras ließ die Aktienkurse an der Athener Börse einknicken. Der Athex Composite fiel zwischenzeitlich unter die 550-Punkte-Marke. Vor der großen Krise im Jahr 2007 war der Aktienmarkt-Leitindex noch mehr als 10 Mal so hoch bewertet.
Aufgrund des sich abzeichnenden Bank-Runs, zählen Bankaktien derzeit zu den größten Verlierern. Alpha Bank und Piraeus Bank sind bereits seit einiger Zeit Pennystocks und zuletzt fiel nun auch noch der Kurs der National Bank of Greece unter die Marke von einem Euro. Da ein Banken-Run aber auch eine Kreditklemme nach sich zu ziehen droht, bleiben auch alle anderen Sektoren nicht verschont.
Griechenlands Aktienmarkt ist schon seit Jahren nur etwas für nervenstarke Anleger. Da griechische Aktien zurzeit am Boden liegen, bieten sich auf mittlere Sicht aber durchaus auch Chancen für Schnäppchenjäger. Interessant dürften Aktien sein, die von einem Austritt aus der Eurozone wenig betroffen wären.
Internationale Aktienmärkte betroffen
Der anhaltende Streit um die griechischen Schulden wird schon seit Beginn der Krise von den internationalen Aktienbörsen als Belastung empfunden. Ein "Grexit" dürfte also zunächst eine Schockwelle bei den Investoren auslösen und die Kurse abstürzen lassen.
Die weitere Entwicklung dürfte dann davon abhängen, ob es zu einer Neuauflage der Euroraum-Krise kommt, oder ob die Krise auf Griechenland begrenzt bleibt. Tritt der befürchtete Domino-Effekt nicht ein, so dürfte der "Grexit" zwar als ein Ende mit Schrecken empfunden werden, mittelfristig könnte aber die Erleichterung darüber überwiegen, dass es nicht zu einem Schrecken ohne Ende gekommen ist. Profitieren dürften die Aktienmärkte auf absehbare Zeit wohl auch weiterhin von der lockeren Geldpolitik der meisten internationalen Notenbanken, sowie von dem Umstand, dass es nur wenige Anlagealternativen gibt, die eine vernünftige Rendite versprechen.
Es gibt aber auch große Sorgen, dass nach einem Euro-Austritt Griechenlands die Börsen der anderen angeschlagenen Südländer Italien, Spanien und Portugal crashen. Dies würde sämtliche europäischen Märkte tief in die Krise stürzen.
Es könnte sogar der Extremfall eintreten: Der UBS-Stratege Paul Donovan etwa befürchtet, dass im Fall eines Grexit weitere schwächere Länder die Eurozone verlassen. "Ein Austritt Griechenlands käme Lehman im Quadrat gleich", bringt es der Geldhistoriker Barry Eichengreen auf den Punkt. Fakt ist: Niemand kann vorhersagen wie die Finanzmärkte auf einen griechischen Euro-Austritt reagieren würde, die Folgen wären unüberschaubar.
Griechische Anleihen unter Druck
Am griechischen Anleihemarkt sorgt der ausufernde Streit bereits jetzt für massive Verkäufe, im Gegenzug klettern die Renditen. Die hohen Renditen sind ein Warnsignal, weil Anleger einen größeren Risikoausgleich für ihre Geldanlage einfordern.
Dies zeigt klar den weiteren Weg: Ein Austritt aus dem Euro-Gemeinschaft würde den Bankrott nach sich ziehen, weil Athen seine in Euro aufgenommenen Schulden nicht mehr begleichen könnte.
Nach dem "Grexit" wäre Griechenland auf absehbare Zeit praktisch vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten. Die Geldgeber werden schwerlich vergessen, dass Athen dutzende internationale Abkommen gebrochen hat und somit kein verlässlicher Partner ist. Die künftigen Gläubiger würden horrende Zinsen verlangen, um sich das Risiko bezahlen zu lassen, den Griechen noch mal Geld zu leihen.
Was passiert mit deutschen Anleihen?
Im Falle eines geordneten Übergangs zur Drachme dürften die Verluste an den Bond-Märkten verhalten ausfallen. Schwappt die Krise aber auf andere Problem-Staaten über, so werden die Renditen deutscher Staatsanleihen voraussichtlich auf neue Tiefststände fallen.
Wie stabil ist der Euro?
Der Euro ist in jüngster Zeit massiv unter Druck geraten. Ende Januar 2015 ist die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich sogar kurz unter die Marke von 1,11 US-Dollar abgesackt und damit auf den tiefsten Stand seit September 2003.
Der Anteil der griechischen Volkswirtschaft an der Euroland-Ökonomie ist nur gering. Eine mögliche Griechenland-Pleite sollte eine so weltweit bedeutende Devise wie den Euro eigentlich nicht erschüttern. Das Problem liegt aber im Bankensystem: Die europäischen Kreditinstitute sitzen auf Staatsanleihen aus Griechenland und anderen angeschlagenen Ländern in Milliarden-Höhe. Sollte deshalb das europäische Bankensystem ins Wanken geraten, ist eine Kapitalflucht aus Europa zu befürchten, was wiederum den Euro stark unter Druck setzen würde. Aus diesem Grund entscheiden sich bereits jetzt viele deutsche Anleger, einen Teil ihres Portfolios in Fremdwährungen umzuschichten.
Darüber, wie sehr der drohende "Grexit" die europäische Gemeinschaftswährung belastet, kann nur spekuliert werden. Mittel- und langfristig dürfte die weitere Entwicklung davon abhängen, ob weitere Krisenländer aus dem Euro austreten. Tritt dieser Fall ein, so ist eine Kapitalflucht vorprogrammiert, weil weltweit Euros in sichere Währungen getauscht werden würden. Können sich die übrigen angeschlagenen Eurostaaten hingegen dem Sog entziehen, so würde das den Euro stärken, weil das lästige Griechenland-Problem erledigt ist.
Die Experten von Morgan Stanley zählen zu den Pessimisten und sagen einen Euro-Crash voraus. Demnach könnte der Euro gegenüber dem Dollar ein Viertel seines Wertes einbüßen und auf 90 US-Cent fallen.
Sind meine Bankeinlagen bei einem "Grexit" sicher?
In der Europäischen Union sind Guthaben auf Sparbüchern, Tages- und Festgeldkonten bis zu einer Höhe von 100.000 Euro gesetzlich geschützt, entweder durch Einlagensicherungsfonds oder durch den jeweiligen Staat. Für den deutschen Sparer ist dabei entscheidend, wo er sein Geld deponiert hat. Ausschlaggebend ist also der Sitz der Bank, nicht woher der Mutterkonzern stammt.
Gold als sicherer Hafen?
In unsicheren Zeiten greifen Investoren gern auf Goldanlagen zurück, um ihr Geld sicher zu parken. Diese Rechnung muss im Falle eines "Grexit" aber nicht zwingend aufgehen, weil auch Banken große Goldbestände halten. In Folge dessen könnten die Turbulenzen im Finanzsystem auch auf das Edelmetall übergreifen und den Goldkurs abstürzen lassen.
Was passiert mit meiner Lebensversicherung und Riester-Rente?
Die deutsche Versicherungswirtschaft hat sich auf die drohende Gefahr eingestellt. In den letzten Jahren haben die Versicherungskonzerne ihre Investitionen in den Krisenländern deutlich reduziert und im Falle Griechenlands sogar auf nahezu Null zurückgefahren. Anzumerken ist jedoch, dass sich dieses Risikomanagement negativ auf die Rendite auswirkt, weil risikoärmere Investments kaum nennenswerte Erträge abwerfen.
Hier geht es zum Teil 2: Droht das Ende der Eurozone?
Von Thomas Zoller
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