Nachruf und Folgen - Britische Wirtschaft unter Schock: Queen Elizabeth II. ist tot
Elizabeth II. stand 70 Jahre an der Spitze des britischen Königshauses. Nun ist die Queen am 8. September 2022 im Alter von 96 Jahren verstorben. Ihr Tod bringt nicht nur das öffentliche Leben im Vereinigten Königreich zum Erliegen, sondern hat auch Folgen für die britische Wirtschaft.
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Elizabeth die Zweite, von Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland und ihrer anderen Königreiche und Territorien, Oberhaupt des Commonwealth, Verteidigerin des Glaubens - so ihr offizieller Titel - wurde am 21. April 1926 geboren und bestieg den Thron am 6. Februar 1952 im Alter von nur 25 Jahren. Sie war mit einer Amtszeit von über 70 Jahren die am längsten herrschende britische Monarchin. Vor ihr hatte Queen Victoria, die 63 Jahre und sieben Monate lang regierte, diesen Titel inne.
The Queen died peacefully at Balmoral this afternoon.
The King and The Queen Consort will remain at Balmoral this evening and will return to London tomorrow. pic.twitter.com/VfxpXro22W- The Royal Family (@RoyalFamily) September 8, 2022
Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. am 8. September 2022 ist die Krone automatisch auf ihren Sohn Charles, den bisherigen Prince of Wales, übergegangen. Doch nicht nur das hat sich geändert. Der Tod der Queen wird das Leben im gesamten Vereinigten Königreich beeinflussen: Tausende Menschen dürften in den kommenden Tagen zum Buckingham Palast pilgern, um dort Blumen niederzulegen und ihre Anteilnahme auszudrücken. Und auch an der britischen Wirtschaft geht der Tod der Queen nicht spurlos vorbei.
Neuer Feiertag verursacht Schaden in Milliardenhöhe
Da der letzte Monarch vor mehr als 60 Jahren, nämlich im Jahr 1952 starb, lassen sich die volkswirtschaftlichen Kosten nicht ganz genau beziffern. Fakt ist aber: Der Tag des Staatsbegräbnisses, das laut offiziellem Protokoll zwölf Tage nach dem Tod der Queen stattfindet, wird ein gesetzlicher Feiertag. Alle Firmen im Vereinigten Königreich werden an diesem Tag schließen, einige allerdings auch schon früher. Das Gleiche gilt für den Tag der offiziellen Krönung des neuen Monarchen. Diese wird allerdings erst in einigen Monaten stattfinden.
Auch wer an diesen Tagen an der Börse in London handeln möchte, hat das Nachsehen. Denn auch die London Stock Exchange bleibt am Tag der Beisetzung und später am Tag der Krönung geschlossen. Gleiches gilt auch für die britischen Banken. Während überall sonst auf der Welt also gehandelt wird, steht die Börsen- und Wirtschaftswelt im Vereinigten Königreich an diesen Tagen also praktisch still.
Laut "Business Insider" werden diese freien Tage die britische Wirtschaft Milliarden kosten: Das US-Magazin schätzt den Schaden für das BIP auf 1,2 bis 6 Milliarden Britische Pfund. Der Verlust könnte aber tatsächlich noch höher ausfallen. Denn auch schon bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton - bei der es nur einen nationalen Feiertag gab - berechnete ein britischer Wirtschaftsverband laut "Süddeutscher Zeitung" einen volkswirtschaftlichen Verlust von sechs Milliarden Pfund bedingt durch Firmenschließungen und Produktionsausfälle. Bei zwei freien Tagen dürfte der finanzielle Schaden entsprechend höher liegen. Das Geld, das Touristen ins Land bringen, die extra wegen den Trauerfeierlichkeiten oder der Krönung anreisen, wird diesen Betrag wohl kaum ausgleichen können.
Britische Währung muss umgestaltet werden
Doch das Vereinigte Königreich verliert durch den Tod der Queen nicht nur Geld - es bekommt auch völlig neues. Natürlich ist aber auch das wieder mit Kosten verbunden. Denn mit dem Tod von Queen Elizabeth II. müssen alle Münzen und Scheine der britischen Währung angepasst werden. Sie zeigen auf der Vorderseite ein Portrait des herrschenden Monarchen - und das ist ab sofort nicht mehr Elizabeth, sondern Charles.
Bis alle Münzen und Banknoten, die sich aktuell im Umlauf befinden, ausgetauscht sind, wird es jedoch mehrere Jahre dauern. Bank of England und Royal Mint werden dabei allerdings voraussichtlich nicht schneller vorgehen als sonst, wenn sie alte Scheine und Münzen aus dem Verkehr ziehen. Bei der Münzprägeanstalt Royal Mint muss beispielsweise zunächst ein neuer Prägestempel angefertigt werden. Erst wenn dieser fertig ist, können die Münzen mit Charles' Porträt geprägt werden. Bis dahin wird weiterhin der alte Stempel benutzt, der das Bild von Queen Elizabeth II. zeigt. Der Übergang dürfte problemlos verlaufen, da beide Institutionen auf diesem Gebiet Erfahrung haben: Die Royal Mint hat das Kopfbild der Queen auf den Münzen bereits viermal aktualisiert, um es ihrem Alter anzupassen und auch die Bank of England bringt regelmäßig neue Serien der Banknoten heraus, bei denen sich jeweils die Abbildung auf der Rückseite ändert.
Dennoch ist es natürlich nicht billig, alle Scheine und Münzen des Britischen Pfunds auszutauschen. Laut Royal Mint gibt es keine Schätzungen für die Gesamtkosten, die anfallen, wenn ein neuer Monarch auf den Thron kommt und die Prägeanstalt verrät auch nicht, wie viel es im Normalfall kostet, neue Münzen herzustellen. Meist ist es jedoch so, dass der Materialwert der Münzen zwar unter ihrem Nominalwert liegt, die Herstellungskosten diesen je nach Münzart aber übersteigen können. Die Bank of England gibt etwas mehr preis und schreibt in ihrem Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2015/2016, dass die Kosten für die Produktion der Banknoten in diesem Zeitraum 43 Millionen Britische Pfund betragen hätten. Mit dem Tod der Queen dürfte dieser Betrag jedoch steigen, da nach und nach sämtliche Banknoten neu gestaltet und produziert werden müssen.
Das Ende des Commonwealth?
Ohne Queen Elizabeth II. könnte auch das Commonwealth, das aktuell aus 52 Mitgliedsstaaten besteht, endgültig auseinanderbrechen. Zwar ist Charles jetzt automatisch das Staatsoberhaupt in den 16 Ländern des Staatenbundes, bei denen zuvor die Queen an der Spitze stand, jedoch denken einige dieser Staaten schon länger darüber nach, ihre Verbindungen zum Vereinigten Königreich zu lösen. Der Tod der Queen könnte nun den entscheidenden Ausschlag geben.
Wirtschaftlich wird das allerdings keine großen Auswirkungen haben, da das Commonwealth die Mitgliedstaaten nur lose durch ihre gemeinsame Treue zur Krone verbindet. Das britische Königshaus erhält aber keine Steuern oder sonstige Abgaben von ihnen, und auch beim Handel gibt es keine Sonderstellungen. Allerdings sprechen die Mitgliedsstaaten bisher alle zwei Jahre über wichtige politische und wirtschaftliche Fragen und einigen sich gegebenenfalls auf ein gemeinsames Vorgehen. Sollte das Commonwealth nun also wirklich auseinanderbrechen, könnte die internationale Wirtschaftspolitik in Zukunft etwas komplizierter werden.
Trauer um Queen Elizabeth II. - König Charles III. folgt auf Thron
Der neue britische König Charles III. hat in der Nachfolge seiner verstorbenen Mutter lebenslangen Dienst versprochen. In einer Fernsehansprache sagte er am Freitagabend, seine Mutter habe einst gelobt, "ihr ganzes Leben, möge es kurz oder lang sein", dem Dienst an ihren Untertanen zu widmen. Dieses Versprechen wolle er nun erneuern, sagte Charles. Die Queen war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben.Seinen Sohn William, der nun unmittelbarer Thronfolger ist, ernannte Charles zum neuen Prinzen von Wales. Diesen Titel hatte Charles bisher selber getragen. Er sei sich sicher, dass William (40) und dessen Frau Kate (40) als Prinz und Prinzessin von Wales weiterhin die britische Gesellschaft inspirieren und nationale Debatten anführen würden, sagte Charles.
Zu seinem jüngeren Sohn Harry und dessen Frau Meghan äußerte er sich versöhnlich. "Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen", sagte der 73-Jährige in der im Buckingham-Palast aufgezeichneten Ansprache.
Harry und Meghan hatten sich vor mehr als zwei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt und leben inzwischen mit ihren Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Mit seinem Vater Charles und seinem älteren Bruder William hatte sich Harry überworfen.
Charles wird am Samstag offiziell zum neuen König proklamiert. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, soll die Zeremonie um 11.00 Uhr (MESZ) im St.-James's-Palast in London beginnen. Die Proklamation soll vom Schlossbalkon und anschließend von weiteren Orten im Vereinigten Königreich verlesen werden. Allerdings ist dieser Akt eher symbolisch: Bereits im Augenblick des Todes der Queen war die Krone automatisch an ihren ältesten Sohn übergegangen.
Mit der erstmaligen Ankunft des aus Schottland angereisten König Charles III. am Buckingham-Palast war die auf halbmast wehende Nationalflagge eingeholt und durch die königliche Standarte ersetzt worden. Diese Fahne repräsentiert das Staatsoberhaupt und wird immer da aufgezogen, wo der Monarch zugegen ist. Es ist die einzige Flagge, die nie auf halbmast gesetzt wird.
Auch viele andere Länder hatten nach dem Tod der Queen Flaggen auf halbmast gesetzt, darunter auch weit entfernte Königreiche wie Thailand und Malaysia und abgelegene Südpazifik-Staaten wie die Cookinseln.
Premierministerin Liz Truss versicherte dem neuen König die Treue der Briten. Auch er verdiene Loyalität, sagte die konservative Politikerin im Parlament in London vor einem vollen Haus überwiegend schwarz gekleideter Abgeordneter.
Über die Queen sagte Truss: "Ihre Majestät war eine der größten Führungspersönlichkeiten, die die Welt je gesehen hat. Ihre weisen Worte haben uns in den schwierigsten Zeiten gestärkt. In den dunkelsten Momenten der Pandemie hat sie uns die Hoffnung gegeben, dass wir uns wieder (mit anderen) treffen können." König Charles habe in seinem Leben ebenfalls schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. "Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe", sagte sie. "Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König."
Am Freitag läuteten Hunderte britische Kirchen die Glocken, eine Stunde später wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse im Gedenken an die gestorbene Königin abgefeuert. Die Beisetzung findet voraussichtlich am Montag, den 19. September, statt. Dies wurde vom Buckingham-Palast allerdings noch nicht bestätigt. Nach dem Begräbnis soll noch sieben Tage getrauert werden.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hob am Freitag die enorme Bedeutung der Queen für die Britinnen und Briten hervor. "Es fühlt sich für Menschen in aller Welt, vor allem in Großbritannien, so an, als wäre uns ein Teil unseres Lebens, den wir für selbstverständlich gehalten haben, genommen worden", sagte der oberste Geistliche der Church of England im BBC-Interview. Für viele Menschen breche nicht nur eine Zeit der Trauer an, sondern auch eine der Unsicherheit, in der sie sich fragten, was von Dauer sei.
Politiker aus aller Welt zollten der Königin Respekt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Königin als "Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland", Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fügte einer ersten Reaktion noch die Worte hinzu: "Für euch war sie eure Königin, für uns war sie die Königin." Kein anderes Land habe die Queen so oft besucht wie Frankreich. US-Präsident Joe Biden nannte die Queen eine einzigartige Staatsfrau und "mehr als eine Monarchin".
Die 1926 geborene Queen wurde 1952 Königin. Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der EU (Brexit) äußerte sie sich nicht.
Nach dem Tod der Queen hat die dänische Königin Margrethe II. (82) das Programm für die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum an diesem Wochenende deutlich reduziert. Angesichts der traurigen Nachricht werde das Programm auf Wunsch der Königin angepasst, teilte das dänische Königshaus am Freitag mit. Konkret bedeutet das, dass die größten Möglichkeiten für die Bevölkerung, die Monarchin am Wochenende zu Gesicht zu bekommen, nicht stattfinden werden.
Briefmarken mit Konterfei der Queen bleiben gültig
Millionen britische Briefmarken mit dem Konterfei der verstorbenen Königin Elizabeth II. bleiben gültig - das hat der nationale Postdienst Royal Mail am Freitag bestätigt. Ob und wann neue Briefmarken mit einem Bild von König Charles III. produziert werden, ist noch unklar. "Wir werden künftige Briefmarkenausgaben zu gegebener Zeit ankündigen", teilte die Post mit. "Wir werden Buckingham Palast wie üblich zu Rate ziehen, bevor wir weitere Ankündigungen machen."Auch die Briefkästen mit den Insignien der verstorbenen Königin werden laut Royal Mail nicht ausgetauscht. "Wie in der Vergangenheit werden nach dem Tod der Monarchin alle bestehenden Briefkästen unverändert bleiben. Briefkästen, die bereits in Produktion sind oder für die Aufstellung vorbereitet werden, werden ebenfalls die Insignien von Königin Elisabeth II. beibehalten."
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX
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