Brenntag-Aktie springt hoch nach überraschend starken Quartalsergebnissen
Der Chemikalienhänder Brenntag sieht sich nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im dritten Quartal in der Spur zu seinen Jahreszielen.
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Vor allem in Nordamerika lief das Geschäft weiter rund. Selbst im schwierigen Lateinamerika-Geschäft verspürte der Konzern wieder etwas Aufwind. An der Börse zeigten sich die Investoren von den starken Quartalsergebnissen erfreut.
Die Aktie schoss am frühen Morgen zeitweise um 8 Prozent in die Höhe - zuletzt erhöhte sich der Kurs um 6,39 Prozent auf 52,98 Euro. Die Sorgen um einige Geschäftsregionen des Konzerns hatten die Aktie bis Anfang September auf ein Zwischentief bei rund 44 Euro getrieben, seitdem hat sich die Aktie aber wieder deutlich erholt und mit den jüngsten Gewinnen fast ein Viertel zugelegt.
"Wir sind mit dieser überzeugenden Entwicklung des Konzerns im dritten Quartal zufrieden", sagte Konzernchef Steven Holland am Mittwoch in Mülheim. Das Jahresviertel sei stark ausgefallen, alle vier Regionen hätten zum Wachstum beigetragen. Für das Gesamtjahr bestätigte er die zuletzt zur Halbjahresbilanz konkretisierte Prognose. Brenntag will demnach 2017 den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) von 810 Millionen Euro im Vorjahr auf nunmehr 820 bis 850 Millionen Euro steigern. Auch der Rohertrag soll steigen.
Im dritten Quartal verbesserte sich das operative Ebitda stärker als von Analysten im Schnitt erwartet: Es stieg um 5 Prozent auf 216 Millionen Euro - hiervon entfällt fast die Hälfte auf Nordamerika. Unter dem Strich blieben knapp 101 Millionen Euro hängen. Vor einem Jahr hatte der Konzern hier rund 93 Millionen Euro ausgewiesen.
Seinen Umsatz konnte Brenntag im Berichtszeitraum um mehr als 10 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro steigern. Zu diesen Zuwächsen trugen alle Regionen bei. Den Löwenanteil seiner Umsatzerlöse erwirtschaftet Brenntag weiterhin in der Region EMEA, zu der Europa, der Nahe Osten und Afrika gehören.
Die Region hinkt aber beim Ergebnis den Geschäften in Nordamerika hinterher. Brenntag hatte deshalb zur Halbjahresbilanz ein Sparprogramm angekündigt, das inzwischen angelaufen ist und bis Jahresende abgeschlossen werden soll. Das verursacht zunächst Kosten. Im dritten Quartal konnte die EMEA-Region im Vergleich zum Vorjahr bei Umsatz und Ergebnis zulegen, schnitt aber bei beiden Kennziffern schlechter ab als im vorangehenden zweiten Quartal.
Im Lateinamerika-Geschäft konnte Brenntag im dritten Quartal nach einer Schwächephase wieder zulegen - dies war vor allem der verbesserten wirtschaftlichen Lage in Brasilien geschuldet. Die Region bleibe aber schwankungsanfällig, so Brenntag.
Analysten bewerteten die Zahlen positiv. Erstmals seit mehreren Quartalen habe der Konzern die Markterwartungen übertroffen und einen Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebitda) in allen vier Regionen verzeichnet, schrieb Analyst Robert Plant von der US-Bank JPMorgan in einer ersten Einschätzung. Er hob positiv hervor, dass sich die Gewinnentwicklung in der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) nach einem tristeren zweiten Jahresviertel gebessert habe. Hier erzielt Brenntag den Löwenanteil des Umsatzes.
In den USA habe das Unternehmen zudem die Auswirkungen des Hurrikans Harvey gut weggesteckt, erklärte Analyst Knud Hinkel von der Equinet Bank. Das Nordamerika-Geschäft könne daher einen großen Beitrag zum operativen Gewinnwachstum liefern. Zudem erscheine der bestätigte Konzern-Jahresausblick erreichbar. Das Unternehmen will 2017 das operative Ebitda von 810 Millionen Euro im Vorjahr auf 820 bis 850 Millionen steigern.
Nach dem zweiten Quartal hatte der Ausblick die Anleger noch enttäuscht. Die Aktien hatten ihren Abwärtstrend daraufhin im August beschleunigt und waren bis Anfang September auf ein Zwischentief bei 43,02 Euro gefallen. Zum Vergleich: Anfang Mai hatten die Papiere noch mehr als 56 Euro gekostet.
Analysten waren zuletzt aber wieder positiver gestimmt, was auch die Anleger zu überzeugen schien. Seit dem September-Tief haben die Aktien mittlerweile fast ein Viertel an Wert gewonnen. Von den 15 seit der Vorlage der Halbjahreszahlen im August im dpa-AFX-Analyser erfasste Experten stimmten denn auch acht mit "Kaufen" oder einem vergleichbaren Votum und sieben neutral. Verkaufsempfehlungen gab es keine.
Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 52,40 Euro. Dabei sind allerdings die nun veröffentlichen Zahlen für das dritte Quartal noch nicht berücksichtigt. Analyst Hinkel von Equinet hält es für möglich, dass die Gewinnschätzungen des Marktes in den kommenden Tagen etwas steigen könnten. /tav/men/jha/
MÜLHEIM/RUHR (dpa-AFX)
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