Stratege sieht Anzeichen für drastische Rezession im Jahr 2024
Entgegen den Erwartungen vieler Experten hat sich die US-Wirtschaft bei schwierigen Bedingungen bislang überraschend robust präsentiert. Doch ein Stratege warnt vor verfrühtem Optimismus.
• Stratege rechnet mit harter Landung der US-Wirtschaft
• Zinssenkungen erst nach Wirtschaftseinbruch
• Experten uneins
Trotz einer Reihe von Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank EZB zeigen sich Anleger am Aktienmarkt unbeirrt. Der breite US-Index S&P 500 hat im bisherigen Jahresverlauf rund 24 Prozent zulegen können, für den Techwerteindex NASDAQ Composite ging es seit Jahresstart um 43,35 Prozent nach oben (Schlusskurse vom 19.12.2023). Insbesondere in den letzten Wochen nahmen die US-Indizes Fahrt auf, was Paul Dietrich von Briley Wealth als ein Warnsignal interpretiert.
S&P-Rally macht dem Strategen sorgen
Der Marktstratege warnt in einer Kundenmitteilung, aus der Business Insider zitiert, vor einer Reihe von Rezessionssignalen, zu denen er neben aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt auch den explosiven Anstieg des Aktienmarktes zählt. Für den Experten sind dies Hinweise darauf, dass die USA Anfang 2024 in einen schweren Abschwung geraten könnte. Die jüngste Rally sei größtenteils durch Erwartungen angeheizt worden, dass die Federal Reserve die Zinssätze Anfang nächsten Jahres senken wird - aber Zinssenkungen würden wahrscheinlich erst erfolgen, wenn die Wirtschaft in einen Abschwung gerät, warnte Dietrich dem Wirtschaftsportal zufolge. "Anleger sollten nicht damit rechnen, dass die Zentralbank die Kreditkosten senkt, es sei denn, die US-Wirtschaft gerät in eine schwere Rezession - was Anfang nächsten Jahres passieren könnte", so der Marktstratege weiter. Üblicherweise beginne die US-Notenbank erst dann damit, die Zinsen zu senken, wenn die Wirtschaft stark abflaue und die Arbeitslosigkeit steige - "was eine Rezession bedeutet", fasst Dietrich zusammen.
Dabei verweist er auch auf historische Entwicklungen und betont, dass etwa der S&P 500 auch in den Monaten vor den Rezessionen 2001, 2008 und 2020 stark angezogen habe, bevor die Wirtschaft zu schrumpfen begann.
Weitere Rezessionssignale
Darüber hinaus hat der Experte weitere Rezessionssignale ausgemacht. So sei der gleichgewichtete S&P 500-Index, den er für repräsentativer für durchschnittliche Aktien hält, in den Korrekturbereich gefallen. Hinzu kommen Negativsignale vom US-Arbeitsmarkt, wo die Zahl der offenen Stellen zurückgegangen sei, während zeitgleich die laufenden Ansprüche auf Arbeitslosenunterstützung stetig gestiegen sind.
"Zu glauben, dass wir nach einem 13-jährigen Bullenmarkt keine normale zyklische Baisse-Rezession erleben werden, bedeutet zu glauben, dass der Konjunkturzyklus nach 400 Jahren historischer zyklischer Aktienmarktdaten auf wundersame Weise aufgehoben wurde. Der Glaube, dass es dieses Mal anders sein wird. Das ist aber nie der Fall", warnte Dietrich.
Stimmungslage auf Expertenseite nicht eindeutig
Zuletzt hatten auch Experten der UBS für 2024 eine wahrscheinliche Rezession in den USA prognostiziert. Die Rezession in den USA dürfte nach Einschätzung der Experten Mitte 2024 einsetzen, was schließlich massive Zinssenkungen der Fed mit sich bringen dürfte.
Albert Edwars, Analyst bei der Société Générale (SocGen), glaubt unterdessen sogar, dass die Rezession in den USA bereits eingesetzt habe und verweist unter anderem ebenfalls auf Entwicklungen am Arbeitsmarkt.
JPMorgan-Chef Jamie Dimon sieht unterdessen nicht ganz so schwarz, warnte aber unlängst davor, dass die Rezessionsgefahr in den USA noch nicht gebannt sei.
Doch längst nicht alle Marktbeobachter rechnen noch damit, dass die USA im kommenden Jahr unweigerlich in eine Rezession rutschen wird. So hat die New Yorker Fed ihre Zwölf-Monats-Rezessionsprognose auf nur noch 51 Prozent gesenkt - zum Jahresstart hatte der Wert noch bei über 70 Prozent gelegen.
Und auch bei der Bank of America ist man verhalten optimistisch: "Die Rezession, die viele im Jahr 2023 erwartet hatten, kam nie. In vielen Regionen erreichten die Inflationsraten im Herbst 2022 ihren Höhepunkt und die Desinflation hielt im gesamten Jahr 2023 an, obwohl die Volkswirtschaften im Allgemeinen stärker waren als erwartet", so die Experten von Bank of America Global Research in ihrem Jahresausblick. Für 2024 rechnen die Strategen mit einer weichen Landung der US-Wirtschaft und neuen Allzeithöchstständen am Aktienmarkt.
Redaktion finanzen.net
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