Keine Rezession

IMK hebt deutsche BIP-Prognose für 2020 an

16.12.20 09:33 Uhr

IMK hebt deutsche BIP-Prognose für 2020 an | finanzen.net

Nach einer Stagnation zum Jahresende und im ersten Quartal 2021 wird die deutsche Wirtschaft ab dem Frühjahr 2021 laut dem Konjunkturforschungsinstitut IMK wieder auf Wachstumskurs gehen.

Im Jahresdurchschnitt 2021 werde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,9 Prozent zulegen, nach einem Rückgang um 5,0 Prozent in diesem Jahr. Voraussetzung sei, dass die Impfstoffe gegen Covid-19 tatsächlich so wirksam und so schnell verfügbar seien wie derzeit abzusehen, erklärte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

Im September hatte das IMK noch mit einem BIP-Einbruch um 5,2 Prozent in diesem Jahr gerechnet. Die Erwartung für 2021 bleibt unverändert. Zur weiteren Erholung trägt laut der neuen Prognose in erster Linie der private Konsum bei, aber auch Außenhandel und Investitionen liefern demnach im kommenden Jahr positive Wachstumsbeiträge. Die Arbeitslosenquote sinke von 5,9 Prozent im Jahresmittel 2020 auf durchschnittlich 5,7 Prozent 2021, das Vorkrisenniveau bei der Erwerbstätigkeit werde aber bis Ende 2021 längst nicht wieder erreicht.

"Die wirtschaftliche Erholung wird durch die zweite Infektionswelle und die notwendigen Gegenmaßnahmen unterbrochen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben", sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. "Die wirtschaftliche Grunddynamik ist stark genug, und die Stützungspolitik von Regierung und Europäischer Zentralbank wirkt."

Da der Lockdown Branchen wie Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Reisen und Teile des Handels erneut lahmlegt, prognostiziert das IMK für die kommenden Monate eine gesamtwirtschaftliche Stagnation, wobei ein gewisses Risiko einer neuen "Mini-Rezession" über den Jahreswechsel bestehe, also zweier aufeinanderfolgender Quartale leicht schrumpfender Wirtschaftsleistung. Dass aus dem Dämpfer zur Jahreswende aber keine neue tiefe Rezession werde, liege wesentlich daran, dass mit einem Zusammenbruch von Lieferketten wie im Frühjahr nicht zu rechnen sei.

Arbeitslosigkeit geht 2021 zurück

Die Zahl der Arbeitslosen steigt laut der Prognose 2020 um etwa 430.000 Personen, so dass im Jahresmittel rund 2,7 Millionen Menschen ohne Job sein werden. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent. Für 2021 erwartet das IMK dann einen leichten Rückgang der Zahl der Arbeitslosen um gut 65.000 Personen im Jahresdurchschnitt und der Arbeitslosenquote auf 5,7 Prozent.

Das IMK rechnet mit einem Rückgang der Exporte um 10,3 Prozent in diesem Jahr. Die Importe brechen ebenfalls ein und nehmen um 8,7 Prozent ab. Im kommenden Jahr nehmen die Exporte demnach um 7,6 Prozent und die Importe um 6,3 Prozent zu. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen brachen im ersten Halbjahr infolge des Corona-Schocks besonders drastisch ein und sinken 2020 im Jahresdurchschnitt um 11,9 Prozent. 2021 nehmen sie dann um 8,8 Prozent zu.

Die realen privaten Konsumausgaben sinken laut IMK in diesem Jahr um durchschnittlich 5,1 Prozent, für das kommende Jahr prognostiziert das Institut dann eine Zunahme um 5,0 Prozent. Vom Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung erwarten die Forscher nur begrenzte Bremseffekte. Das gesamtstaatliche Budgetdefizit sehen die Ökonomen 2020 bei 5,1 Prozent und 2021 bei 3,8 Prozent des BIP. Der öffentliche Schuldenstand dürfte 2020 auf über 70 Prozent des BIP ansteigen und auch im kommenden Jahr auf einem ähnlichen Niveau verharren.

Sollte "die zweite Infektionswelle wesentlich stärker und länger ausfallen" als derzeit absehbar, hätte dies aber auch Folgen für die künftige wirtschaftliche Entwicklung. Ein weiteres Konjunkturrisiko stelle ein möglicher harter Brexit dar, falls die Verhandlungen zwischen EU und Großbritannien endgültig scheitern. Dies wäre eine ernste Belastung für die deutsche Exportwirtschaft.

DJG/ank/hab

DÜSSELDORF/BERLIN (Dow Jones)

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