Verbraucherzentrale übt harte Kritik am VW-Konzern im Dieselskandal
Fünf Jahre nach Beginn des Dieselskandals fällt Deutschlands mächtigster Verbraucherschützer ein vernichtendes Urteil über die Art und Weise, wie sich Deutschlands größter Autokonzern Volkswagen AG in der Betrugsaffäre verhalten hat.
"Das Auftreten von VW gegenüber uns und den geschädigten Kunden lässt sich kurz und knapp beschreiben: arrogant, ignorant und verantwortungslos", sagte Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) der Süddeutschen Zeitung.
Das Management zeige keine Reue, bis heute schöben sich Management und Technikebene gegenseitig die Schuld zu, klagte Müller. "Das ist beschämend. Auch der Aufsichtsrat blieb zu lange untätig." Müllers Verband hatte mittels der ersten Musterfeststellungsklage überhaupt von Volkswagen in einem langwierigen Prozess 750 Millionen Euro Entschädigung für 240.000 Kunden erstritten. In dem Verfahren fühlte sich der Verband von VW schlecht behandelt. "Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass so eine Schlammschlacht zum Stil eines deutschen Vorzeigeunternehmens gehört", sagte Müller.
Mit der Entschädigungsklage im Dieselskandal richtete sich der Verband nur gegen VW. Doch das könnte sich ändern, denn in der Affäre sind auch andere Konzerne wie Daimler unter Druck geraten. "Wir sehen, dass nicht nur Volkswagen betrogen hat", sagte Müller. Der Verband müsse zwar mit seinen Ressourcen haushalten. "Natürlich prüfen wir, wie wir Verbrauchern bestmöglich zu ihrem Recht verhelfen können." Müller deutete bereits eine neue Klage an. "Eine Klage nach der nächsten", sagte der Verbandschef.
Der Verbraucherschützer mahnte zudem weitere Reformen in der Politik an, um Skandale in Zukunft zu verhindern. So solle das Kraftfahrtbundesamt ein klares gesetzliches Mandat dafür bekommen, sich auch um den Verbraucherschutz zu kümmern. Von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erwartet der Verband keine entsprechende Initiative mehr. "Leider hat sich Verkehrsminister Scheuer im Dieselskandal ganz klar auf die Seite der Autoindustrie geschlagen - nicht auf die der Verbraucher", sagte Müller. Der Verband spricht sich zudem gegen Kaufprämien für Verbrenner aus. "Das lehnen wir klar ab", sagte Müller. "Wenn Verbraucher heute ein neues Auto kaufen, fahren sie es zehn oder fünfzehn Jahre." Schon die nächste Regierung werde aber die Klimaauflagen im Verkehr verschärfen müssen. "Sprit und die Kfz-Steuer für Verbrenner werden wohl teurer. Käufe von Verbrennern jetzt mit Prämien anzureizen, fände ich fahrlässig. Das kann nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Verbraucher nach hinten losgehen."
BERLIN (Dow Jones)
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