Brüssel erlaubt Deal zwischen RWE und E.ON unter Auflagen - Aktien unbeeindruckt
Die EU-Wettbewerbshüter haben den umstrittenen Stromdeal der deutschen Marktführer RWE und E.ON unter Auflagen erlaubt.
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Er führe nicht zu weniger Auswahl und höheren Preisen, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit. Damit können E.ON und RWE den deutschen Strommarkt umkrempeln. E.ON-Chef Johannes Teyssen sagte, man sei "erleichtert, stolz, aber auch ein bisschen demütig". Von Verbraucherschützern und Konkurrenten kam Kritik.
Die beiden Essener Konzerne werden die RWE-Tochter innogy zerschlagen und ihre Geschäftsfelder komplett neu aufteilen. Dies wird nach den Worten von Teyssen nun zügig geschehen.
E.ON soll die Netze und das Endkundengeschäft von innogy erhalten, RWE die erneuerbaren Energien von innogy und E.ON. Wie Teyssen erklärte, soll das Ökostromgeschäft von E.ON bereits Ende September an RWE weitergereicht werden, das von innogy "so schnell wie möglich im nächsten Jahr". Den RWE-Teil des Deals hatte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bereits durchgewunken.
Die langjährigen Rivalen wollen sich nicht mehr in die Quere kommen. RWE wird zum Produzenten und Großhändler von Strom. E.ON, künftig ohne eigene Kraftwerke, will sich auf den Transport und Verkauf von Strom, Gas und Energiedienstleistungen an Haushalte und Unternehmen konzentrieren.
E.ON wird mit der innogy-Übernahme zum mit weitem Abstand größten Stromversorger in Deutschland. Zusammen mit den bisherigen innogy-Kunden kommt der Energieriese künftig auf rund 14 Millionen Kunden. In Europa wird E.ON sogar rund 50 Millionen Kunden mit Strom und Gas beliefern.
"Privat- und Geschäftskunden in Europa müssen Strom und Gas zu wettbewerbsfähigen Preisen beziehen können. Wir können heute die Übernahme von innogy durch E.ON genehmigen, weil die Verpflichtungszusagen von E.ON sicherstellen, dass der Zusammenschluss in den Ländern, in denen diese Unternehmen tätig sind, nicht zu einer geringeren Auswahl und höheren Preisen führen wird", sagte Vestager. Teyssen betonte in einer Pressekonferenz, das Unternehmen könne allein wegen des Zusammenschlusses keine höheren Preise durchsetzen.
Zu den Auflagen gehört nun, dass E.ON unter anderem 34 Ladestationen für Elektroautos an deutschen Autobahnen sowie das Tschechien-Geschäft abgeben muss. Die Ladestationen sollen künftig von einem Drittanbieter betrieben werden. Zudem muss E.ON die Verträge mit den meisten seiner Heizstromkunden in Deutschland abgeben. Die Verkäufe sollen Teyssen zufolge innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden. Für das tschechische Geschäft etwa gebe es bereits Interessenten, sagte der E.ON-Manager.
An den Zugeständnissen gibt es allerdings Kritik. "Die Auflagen sind zu weich - dass E.ON keine ihrer zwei Discounter-Töchter verkaufen und auch keine Beteiligung an Stadtwerken oder Regionalanbietern aufgeben muss, überrascht", sagte Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Gemachte Auflagen wie zum Beispiel der Verkauf von 34 Ladestationen seien hingegen kaum spürbar für den Konzern.
Der Zusammenschluss von E.ON und innogy, sei "eine weitere Zäsur für den deutschen Energiemarkt", teilte der Ökostromanbieter Lichtblick mit. "Wettbewerb und Innovation werden auf der Strecke bleiben - Verbraucher und der Industriestandort Deutschland insgesamt die Zeche zahlen müssen", sagte Lichtblick-Geschäftsführer Gero Lücking. So eine Machtkonzentration habe es im deutschen Energiemarkt noch nie gegeben.
Der Vorstandsvorsitzende von RWE, Rolf Martin Schmitz, sagte hingegen: "Die Vereinbarungen zwischen RWE und E.ON werden die Energiewende maßgeblich voranbringen, weil sie die Stärken beider Unternehmen bündeln und eine Fokussierung auf die jeweiligen Wertschöpfungsstufen ermöglichen."
RWE, wegen seiner Braunkohlekraftwerke in der Kritik, wird durch den Deal mit E.ON zu einem führenden Anbieter von erneuerbaren Energien. Jedes Jahr will der Konzern künftig kräftig in die erneuerbaren Energien investieren. In Deutschland wird der Anteil von RWE an der Ökostrom-Erzeugung aber vorerst nur gering ausfallen. Von den rund 100 Gigawatt erneuerbarer Energien in Deutschland verfügt RWE eigenen Angaben zufolge nur über ein Gigawatt.
Für innogy, erst vor drei Jahren von der Konzernmutter RWE an die Börse gebracht, bedeutet die Entscheidung aus Brüssel das Aus. Der Großteil der mehr als 40 000 Mitarbeiter wird zu E.ON wechseln. Dabei sollen bis zu 5000 Stellen aus beiden Unternehmen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden. Darüber hatte E.ON-Chef Teyssen mit den Gewerkschaften eine Vereinbarung getroffen. Das neue Unternehmen wird den Namen E.ON behalten.
Der Abbau werde vor allem dort erfolgen, wo E.ON und innogy große Überschneidungen hätten, sagte Teyssen. Dies sei besonders an drei Standorten der Fall: "München, Dortmund und Essen werden sicherlich eine gewisse Betroffenheit haben."
Aus der Politik gab es gemischte Reaktionen. "Die nun genehmigte Neustrukturierung der Geschäfte von E.ON, RWE und innogy eröffnet die Chance, wieder schlagkräftige Player auf dem deutschen und europäischen Energiemarkt zu bekommen", sagte der Wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer. Die Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus kritisierte dagegen, durch die Transaktion werde die Wahlfreiheit eingeschränkt und die Liberalisierung des Strommarktes unterlaufen.
An der Börse sorgte die Nachricht nicht für große Ausschläge: Während die RWE-Aktie schlussendlich 1,74 Prozent auf 26,35 Euro zulegte, ging es für das innogy-Papier 0,36 Prozent auf 45,01 Euro nach oben. E.ON-Anteilsscheine standen zum Handelsende 0,17 Prozent höher bei 8,93 Euro.
/asa/DP/nas
BRÜSSEL (dpa-AFX)
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