Deutsche Post legt im Sommer kräftig zu - Aktie auf Achterbahnfahrt
Der anhaltende Boom im Express- und Paketgeschäft hat der Deutschen Post einen Rekordsommer beschert.
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Vorstandschef Frank Appel sieht den Konzern damit auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Auch für die wichtige Weihnachtszeit sagte der Manager dem Logistikriesen am Donnerstag in Frankfurt eine "sehr starkes" Geschäft voraus - in Deutschland und weltweit.
Im dritten Quartal steigerte die Deutsche Post ihren Umsatz im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 14,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebit) legte sogar um knapp elf Prozent auf 834 Millionen Euro zu. Das ist der höchste Wert seit dem Verkauf der Postbank Anfang 2009. Unter dem Strich blieb mit 641 Millionen Euro ein Zuwachs von fast vier Prozent.
Während Analysten beim Ebit etwas mehr erwartet hatten, profitierte die Post unter dem Strich mit einer überraschend geringen Steuerquote. Grund dafür sind milliardenschwere Verlustvorträge, die die Post etwa wegen eines teuren Desasters im US-Geschäft seit Jahren mit sich herumschleppt. Diese kommen dem Konzern dank des gut laufenden Tagesgeschäfts jetzt verstärkt bei der Steuerlast zugute, wie Finanzchefin Melanie Kreis erläuterte.
Appel sieht den Konzern derweil auf gutem Weg zum geplanten operativen Jahresgewinn von 3,75 Milliarden Euro. Für das Jahr 2020 hat der Manager eine deutliche Steigerung auf 4,9 Milliarden im Auge. Während Analysten dieses Mittelfrist-Ziel immer wieder kritisch hinterfragen, geht Appel weiterhin davon aus, dass der Konzern es erreicht.
Auf dem Heimatmarkt profitiert der Konzern von dem kräftigen Wachstum im Online-Handel. "Es gelingt uns nach wie vor mehr Umsatz aus dem wachsenden Paketgeschäft in Deutschland zu generieren, als wir im Briefgeschäft verlieren", sagte Finanzchefin Kreis. Im Sommer glich zudem das erhöhte Briefaufkommen im Zuge der Bundestagswahl den sonst seit Jahren anhaltenden Rückgang bei den Briefmengen aus.
Unterdessen hat der E-Postbrief als Treiber des rein elektronischen Briefverkehrs nicht richtig gezündet, wie Appel einräumte. Gefragt ist ihm zufolge allerdings die halbdigitale Lösung: Kunden liefern die Brieftexte elektronisch. Die Post druckt die Briefe aus, steckt sie in Umschläge und stellt sie zu. Dies spare den Unternehmen Geld, sagte Appel. Von daher sei die Entwicklung des E-Postbriefs eine "sehr gute Maßnahme" gewesen, "obwohl es anders rausgekommen ist, als wir gedacht hatten".
Im Sommerquartal von Juli bis September konnten alle Sparten des Post-Konzerns ihre operativen Gewinne steigern. Die Kernsparte PeP, in der der Konzern sein Briefgeschäft auf dem Heimatmarkt, das Paketgeschäft in Deutschland und anderen Ländern sowie die Digitalangebote wie den Online-Handel gebündelt hat, profitierte von dem wachsenden Versandhandel über das Internet. Der operative Gewinn der Sparte legte um fünf Prozent zu.
Die drei DHL-Sparten steigerten ihren operativen Gewinn sogar um neun Prozent. Das lag vor allem an der Erfolgsgeschichte des Bereichs DHL Express und dessen lukrativem Geschäft mit zeitkritischen internationalen Sendungen (TDI). Auch bei der DHL-Lieferkettenlogistik und der DHL-Frachtsparte ging es aufwärts. Im Frachtgeschäft zog die Nachfrage deutlich an. Allerdings kann die Post die steigenden Kosten, die sie für Luft- und Seetransporte zu tragen hat, nur mit Verzögerung an ihre Kunden weitergeben.
Die Post profitierte im Sommer auch davon, dass eine Cyber-Attacke ihren niederländischen Rivalen TNT Express lahmlegte. TNT-Kunden seien zu DHL gekommen, weil sie keine andere Möglichkeit gesehen hätten, ihre Sendungen befördern zu lassen, sagte Appel. Er wolle von solchen kriminellen Attacken aber gar nicht profitieren. Die Deutsche Post war von dem Hackerangriff nach eigenen Angaben nicht betroffen. "Wir waren gut abgeschirmt", sagte Appel.
Die Post-Aktie reagierte mit starken Schwankungen auf die Zahlen - zuletzt lag sie wieder leicht im Minus, steht aber weiter auf sehr hohem Niveau. In diesem Jahr hat das Papier knapp 27 Prozent zugelegt und zählt damit zu den besten Werten im DAX. Das Papier hatte zudem erst am Dienstag mit 40,585 Euro den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Die Post ist damit an der Börse derzeit rund 48 Milliarden Euro wert. Der Bund hält über die staatseigene Förderbank KfW immer noch 21 Prozent des 2000 an die Börse gebrachten Unternehmens.
Das Paket ist derzeit rund zehn Milliarden Euro wert. Zuletzt hatte es im Zuge der aktuell laufenden Sondierungsgespräche zu einer Jamaika-Koalition von Union, FDP und Grünen Spekulationen gegeben, ob sich der Staat in naher Zukunft von Aktien früherer Staatsbetriebe trennen will. Appel äußerte sich dazu nur indirekt. "Der Staat hat immer eine gute Balance gefunden zwischen den Interessen des Landes und denen des Unternehmens", sagte er. "Ich gehe davon aus, dass das auch künftig so sein wird."
Neben der Post ist der Staat zum Beispiel noch dick bei der Deutschen Telekom engagiert. Der knapp 32-prozentige Anteil kommt an der Börse derzeit auf eine Marktkapitalisierung von fast 23 Milliarden Euro./stw/zb/men/stk
FRANKFURT/BONN (dpa-AFX)
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