Commerzbank: EZB trotz Bazooka überfordert
Die Commerzbank hält den Begriff Bazooka für das neue Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) für angemessen.
Die EZB besitzt bereits Anleihen im Wert von 2.623 Milliarden Euro in ihrem Bestand. Das neue Kaufprogamm im Volumen von 750 Milliarden Euro lässt das Portfolio der EZB fast um 30 Prozent anschwellen. "Das Kaufprogramm der EZB ist somit groß", schreibt Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar. "Allerdings würde man die EZB überfordern, wenn man von ihr erwartete, den Einbruch der Aktienkurse zu beenden. Das haben auch die Hilfspakete der US-Notenbank bisher nicht erreicht."
Letztlich würden sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten erst dann legen, wenn ein Abebben der Corona-Epidemie absehbar sei. Dafür müsste die Zahl der Neuinfektionen nicht nur in China, sondern auch in Europa und den USA den Höhepunkt überschreiten und nachhaltig sinken, was bisher allerdings noch nicht der Fall sei. "Wichtiger als die Geldpolitiker sind jetzt die Gesundheitspolitiker", kommentiert Krämer.
Die Kurse der Staatsanleihen sollten aber zumindest kurzfristig profitieren. Schließlich habe die EZB eine Art Sicherheitsnetz eingezogen. Wenn dieses wider Erwarten nicht halten sollte und beispielsweise Italien den Marktzugang verlöre, würden die Euro-Finanzminister vermutlich Hilfen des ESM-Rettungsfonds beschließen. Und falls der ESM mit seinem verbliebenen Kreditvolumen von 410 Millarden Euro an seine Grenze stieße, würde die EZB wohl ihr 2012 angekündigtes OMT-Anleihekaufprogramm aktivieren und unbegrenzt Anleihen kaufen.
DJG/apo/kla
Dow Jones Newswires
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