Der Handelskrieg zwischen den USA und Asien könnte einen unerwarteten Gewinner haben
Der sich hinziehende Handelskonflikt zwischen China und den USA könnte einen Gewinner haben, den kaum jemand auf dem Schirm hat.
"Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte", heißt es in einem bekannten Sprichwort. Diese Weisheit könnte sich auch im Streit zwischen Peking und Washington bewahrheiten. Aufgrund dieses Konflikts sehen sich derzeit nämlich einige Unternehmen nach alternativen Standorten um. Beim Wettbewerb um diese Firmen kann Vietnam mit einigen Vorteilen punkten.
Die Investmentbank Natixis SA hat sieben aufstrebende asiatische Staaten näher unter die Lupe genommen und dahingehend untersucht, inwieweit sie als Produktionsstandorte in Frage kommen. Dabei belegte Vietnam den ersten Platz.
Demnach dürfte das südost-asiatische Land Vietnam dem Reich der Mitte etwas von dessen Marktanteil am arbeitsintensiven Produktionssektor abjagen. "Es ist der klare Gewinner des Handelskrieges", zitiert "Bloomberg" den Natixis-Volkswirt Trinh Nguyen.
Vietnam punkte unter anderem mit seiner politischen Stabilität und seiner günstigen geographischen Lage. Von großem Vorteil sei dabei, dass Vietnam - im Gegensatz zu Indonesien, den Philippinen und Malaysia - direkt an China grenze. So habe sich Vietnam bereits zum bedeutendsten Handelspartner Chinas im südostasiatischen Raum entwickelt.
Starke Wirtschaft
Daneben sei Vietnam auch dank seiner guten Wirtschaftsentwicklung interessant für Investoren. So gehöre das Land zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften weltweit.
Außerdem bemühe sich die Regierung in Hanoi sehr, noch mehr ausländische Investoren anzulocken. Unter anderem wolle sie es ausländischen Investoren erlauben, Unternehmen in Vietnam - mit wenigen ausgenommenen Sektoren - vollständig zu besitzen. Für das laufende Jahr gehe die Staatsführung sogar davon aus, dass die Direktinvestitionen auf ein Rekordhoch von 18 Milliarden Dollar klettern werden.
Die gute Entwicklung werde noch dadurch verstärkt, dass mehrere Handelsabkommen geschlossen wurden. So sei erst im Juni 2018 ein Handelsabkommen mit der EU abgeschlossen worden, mit dem nahezu sämtliche Zölle abgebaut werden. In Südostasien habe nur Singapur eine ähnliche Vereinbarung mit der EU. Kurz zuvor habe sich Vietnam schon im März zehn anderen Staaten angeschlossen, die ein trans-pazifisches Handelsabkommen abschlossen.
Geringe Produktionskosten
Interessant für Unternehmen sei Vietnam zudem auch deshalb, weil sie hier sehr günstig produzieren können. Zum einen seien die Energiepreise dank staatlicher Subventionen billiger als beispielsweise in Indonesien oder auf den Philippinen.
Zum anderen gehörten die Löhne, die im vietnamesischen Produktionssektor bezahlt werden, zu den niedrigsten in ganz Asien. Im Durchschnitt erhalte ein Arbeiter hier beispielsweise nur die Hälfte dessen, was er in China verdienen würde. Dabei sei das Angebot an Arbeitskräften in Vietnam eines der größten im südost-asiatischen Raum.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Craig Hanson / Shutterstock.com, Servais Mont/Getty Images