IPO in Ferrari-Rot

Ferrari-Börsengang: Souveräne Pferdestärke oder nur FCA-Kurspflege?

24.07.15 13:03 Uhr

Ferrari-Börsengang: Souveräne Pferdestärke oder nur FCA-Kurspflege? | finanzen.net

Der legendäre Sportwagenbauer Ferrari soll nach dem Willen seines Mutterkonzerns Fiat Chrysler Mitte 2015 abgespalten und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Es könnte aber auch ganz anders kommen.

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Die ersten Unterlagen für den Ferrari-IPO an der New York Stock Exchange wurden inzwischen bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Analysten gehen von einem Emissionserlös von fünf bis zehn Milliarden Euro aus.

Mitte November erklärte Konzernchef Sergio Marchionne nur, er peile einen Börsengang im zweiten oder dritten Quartal 2015 an. Gehandelt werden sollen die Ferrari-Papiere in den USA und möglicherweise auch an einer europäischen Börse. Damit würde man den Mutterkonzern zum Vorbild nehmen: Die Aktien von Fiat Chrysler (FCA) sind sowohl in New York als auch in Mailand an der Börse gelistet.

Jedoch sollen lediglich zehn Prozent der Ferrari-Aktien neuen Investoren im Rahmen des IPOs zur Zeichnung angeboten werden. Weitere 80 Prozent, die sich im Besitz von Fiat Chrysler befinden, gehen an die FCA-Aktionäre. Die restlichen 10 Prozent hält der Sohn des verstorbenen Firmengründers Enzo Ferrari. FCA-Chef Marchionne geht für Ferrari von einem Marktwert zwischen 3,5 und 5,4 Milliarden Euro aus. Somit würde über den Börsengang ein Betrag von 350 bis 540 Millionen Euro in die Kassen von Fiat Chrysler fließen.

Ferrari-Börsengang füllt Fiat Chrysler die Taschen

Nach dem Zusammenschluss der Autobauer Fiat und Chrysler benötigt der fusionierte Konzern frisches Geld, um die hohen Schulden zu reduzieren und Investitionen in neue Modelle und neue Technologieentwicklungen finanzieren zu können. Der siebtgrößte Autohersteller will expandieren und seinen Rückstand auf den japanischen Weltmarktführer Toyota und den europäischen Branchenprimus Volkswagen verringern. Und wie Konzernchef Marchionne wiederholt beteuert hat, hält er Ferrari im Konzern für unterbewertet.

Die Tatsache dass die Aktie von Fiat Chrysler am Tag der Bekanntgabe der IPO-Pläne zeitweise trotz nur durchwachsener Quartalszahlen um rund 15 Prozent zulegen konnte, lässt auf ein erfolgreiches Börsendebüt hoffen. Die Aussicht auf Ferrari-Aktien hatte die Investoren regelrecht in Verzückung versetzt.

Analysten erwarten erfolgreichen Ferrari-Börsengang

Ein Börsengang der Sportwagenschmiede war an den Kapitalmärkten schon seit Jahren diskutiert, vom Mutterkonzern aber lange abgelehnt worden. Deshalb werden die IPO-Pläne nun von den Investoren bejubelt. "Für den Fiat-Aktionär, der künftig Anteile an der Konzernperle Ferrari erhält, ist die Meldung sicherlich positiv", sagte Commerzbank-Analyst Sascha Gommel in einem ersten Kommentar nach Vorstellung der Börsenpläne. Ferrari sei sehr profitabel und eine ganz starke Marke, ist Gommel überzeugt.

Auch Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner sieht dem Ferrari-IPO optimistisch entgegen. Bei der derzeitigen Börsenstimmung mache ein solcher Schritt Sinn, so Lipkow. Die Prestige- und Traditionsmarke dürfte sofort mit ordentlichen Aufschlägen gehandelt werden und viele langfristig orientierte Ferraristi anlocken.

Für Aktienhändler Markus Huber vom Londoner Broker Peregrine & Black wächst mit einer Abspaltung der weltbekannten Sportwagen-Tochter auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Konzernmutter zu einem Übernahmekandidat wird. Das neu zugeflossene Kapital mache FCA in den Augen der Konkurrenten interessanter.

Machtkampf bei Ferrari

Den Plänen für einen Ferrari-Börsengang war ein interner Machtkampf vorausgegangen. Dabei unterlag der langjährige Ferrari-Chef Luca di Montezemolo dem kämpferischen Italo-Kanadier Marchionne. Die beiden Manager hatten in mehrfacher Hinsicht Meinungsverschiedenheiten, unter anderem über die künftig stärkere Einbindung von Ferrari in den italienisch-amerikanischen Mutterkonzern. Die Streitigkeiten gipfelten schließlich darin, dass Luca di Montezemolo am 13. Oktober 2014 seinen Abschied nahm. Seither leitet der FCA-Konzernchef den Sportwagenbauer selbst.

Auch die Erfolglosigkeit seines Formel-1-Teams war sicher mit ein Grund, warum Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo nach 23 Jahren seinen Hut nehmen musste. Seit Kimi Räikkönen 2007 Weltmeister wurde, konnte Ferrari keinen Titel mehr gewinnen. Di Montezemolos wirtschaftliche Ergebnisse seien sehr gut, "aber im Fall von Ferrari muss man auch die sportlichen Ergebnisse berücksichtigen", hatte Marchionne betont. Der Manager, der angeblich ein halbes Dutzend Ferrari-Modelle in seiner Garage stehen hat, will auch in der Motorsport-Königsklasse endlich wieder Siege sehen: "Ein Ferrari, der auf der Rennstrecke nicht gewinnt, ist kein Ferrari", verkündete er auf dem Pariser Autosalon im Oktober 2014.

Das Unternehmen mit Sitz im italienischen Maranello, ca. 190 Kilometer südöstlich von Mailand, wurde 1947 vom ehemaligen Rennfahrer Enzo Ferrari gegründet. Hervorgegangen ist es aus dem Rennteam Scuderia Ferrari, das von 1929 bis 1938 unter der Leitung von Enzo Ferrari erfolgreich Autorennen fuhr. Im bekannten Firmen-Emblem mit dem schwarzen Pferd auf gelbem Grund finden sich auch die Buchstaben S F, diese stehen für "Scuderia Ferrari", zu deutsch: Rennstall Ferrari.

Zweifel sind angebracht

Vielleicht ist es für die ganze Euphorie um den bevorstehenden Börsengang aber auch zu früh. Vielleicht wollte Marchionne auch nur die Preise treiben. Diese Zweifel kommen jedenfalls auf, wenn man die betreffende Pressemitteilung bis zum Ende aufmerksam liest: Zwar hat der FCA-Verwaltungsrat grünes Licht für Vorbereitungen einer Abspaltung von Ferrari gegeben, im letzten Satz der Mitteilung steht aber auch, dass der Spin-Off noch in Bezug auf regulatorische Erfordernisse, Steuer- und Rechtsbedenken geprüft wird. Anschließend muss der FCA-Verwaltungsrat den Börsengang noch einmal formal absegnen.

Auch dem Marktwert von Ferrari könnte noch große Bedeutung zukommen. Marchionne geht von einem Wert zwischen 3,5 und 5,4 Milliarden Euro aus. Sollte sich bei Sondierungsgesprächen mit institutionellen Investoren jedoch herauskristallisieren, dass dieses Volumen nicht erzielt werden kann, so könnte Marchionne den Gang auf's Parkett immer noch platzen lassen. In diesem Fall hätte der Manager bewiesen, dass er zumindest eines meisterlich beherrscht: die Kurspflege.

Für eine gesunde Portion Skepsis sollte zudem der Umstand sorgen, dass Marchionne vor dem IPO noch einen Griff in die Ferrari-Kasse plant. Wie der US-Börsenaufsicht SEC mitgeteilt wurde, sollen 2,25 Milliarden Euro von Ferrari in Form von Ausschüttungen und der Übertragung von Barmitteln in die Kassen von Fiat Chrysler fließen. Daneben sollen auch noch Schulden in nicht näher benannter Höhe auf Ferrari übertragen werden. Alles in allem sollten interessierte Anleger bei ihrer Euphorie besser noch einen Gang zurück schalten.

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Bildquellen: Tiggy Gallery! / Shutterstock.com, Niti Chuysakul / Shutterstock.com

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