IPO des Daimler-Partners

BAIC-Börsengang: Aktie startet mit angezogener Handbremse

19.12.14 11:52 Uhr

BAIC-Börsengang: Aktie startet mit angezogener Handbremse | finanzen.net

Das Jahr 2014 hatte bereits einige interessante Börsengänge diesseits und jenseits des Atlantiks zu bieten. Nun versucht kurz vor Jahresende mit BAIC Motor auch der fünftgrößte Autobauer Chinas sein Glück an der Börse.

Mit 8,90 Hongkong-Dollar entsprach der Erstkurs der BAIC-Aktie am Freitagmorgen genau dem Emissionspreis von 8,90 Hongkong-Dollar. Schon bei der Platzierung der Aktien in der Vorwoche des Börsengangs hatten Investoren ein eher mäßiges Interesse gezeigt: Der Daimler-Partner war seine Aktien nur zu einem Preis in der Mitte der anvisierten Preisspanne losgeworden. Statt wie ursprünglich geplant mit dem Börsengang umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro zu erlösen, nahm BAIC bei dem IPO nur 1,1 Milliarden Euro ein.

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Gehandelt werden Anteile des Autobauers ab sofort in Form von H-Aktien an der Hongkong Stock Exchange. Somit können auch ausländische Investoren, deren Marktzugang in Hongkong in der Regel beschränkt ist, die BAIC-Aktie handeln. Ob das Interesse ausländischer Investoren tatsächlich groß sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Während BAIC Motor kurz vor dem Börsengang bekannt gab, dass das Interesse an den Aktien in Hongkong hoch gewesen sei und das dortige Angebot zweifach überzeichnet gewesen wäre, schweigt man sich über das Interesse am weltweiten Angebot aus. Tatsächlich wurden von den 1,2 Milliarden Aktien nur 62 Millionen Stück in Hongkong angeboten, der große Rest wurde international offeriert. Die zweifache Überzeichnung beim regionalen Angebot sagt daher nur wenig über das tatsächliche Interesse an dem Papier aus.

Daimler weiter Großaktionär - Anteil verwässert

BAIC Motor hat jedoch während der Angebotsfrist genug Interessenten für seine Aktien gefunden: Rund 55 Prozent der angebotenen Anteilsscheine gehen an eine Gruppe von zehn Ankeraktionären, die alle aus dem asiatischen Raum stammen und sich verpflichtet haben, die Aktien frühestens sechs Monate nach dem Börsengang wieder zu verkaufen. Die drei größten Ankeraktionäre sind die Finanztochter des Luftfahrtkonzerns China Aerospace (Easy Smart), das Investmentunternehmen E-Town International und Capital Transportation, eine Investmentfirma mit Schwerpunkt auf neuen Technologien und Materialien für die Autoindustrie. Gemessen am Unternehmensanteil ist der Einfluss der Ankeraktionäre aber eher gering - auf sie entfallen nur Stimmrechte im unteren einstelligen Prozentbereich. Größter Aktionär bei BAIC Motor bleibt auch nach dem Börsengang die staatlich kontrollierte BAIC Group. Ihr Stimmrechtsanteil fällt jedoch mit dem IPO von 55,2 Prozent auf 45,6 Prozent.

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Auch der deutsche Automobilkonzern Daimler darf sich weiterhin zu den Großaktionären von BAIC zählen. Die Stuttgarter hatten bereits 2013 im Rahmen einer Kooperation 12 Prozent am chinesischen Partner übernommen. Beim Börsengang hat Daimler die Gelegenheit allerdings nicht genutzt, seinen Anteil an BAIC Motor weiter aufzustocken. Obwohl die Chefetage des deutschen Autobauers sich zuletzt langfristig zur Partnerschaft mit BAIC bekannt und den Börsengang begrüßt hatte, griff Daimler bei der Platzierung der neuen Aktien nicht zu. Daimlers-Anteil an BAIC Motor wird somit beim Börsengang durch die Ausgabe neuer Aktien verwässert und sinkt auf noch rund 10 Prozent. Damit bleibt Daimler aber dennoch drittgrößter Aktionär von BAIC Motor hinter der BAIC Group und dem Stahlkonzern Beijing Shougang.

BAIC will mit Börsengang auf die Überholspur

Der Gang aufs Parkett hat BAIC Motor umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro eingebracht, die der Autobauer nutzen möchte, um seine Marktposition in China zu stärken. Im Jahr 2013 lag BAIC Motor bei den chinesischen Autobauern mit einem Marktanteil von gerade einmal 8,2 Prozent nur auf Platz fünf, weit hinter dem Spitzenreiter SAIC, der es auf einen beachtlichen Marktanteil von 22,1 Prozent brachte. Um zu diesem und den Autobauern FAW, Dongfeng Motor und Chang’an Automobile auf den Plätzen zwei bis vier aufzuschließen, muss BAIC Motor ordentlich aufs Gaspedal drücken.

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Daher soll mit 60 Prozent der größte Teil des Emissionserlöses auch in die Erweiterung des Motorenwerks und der Pkw-Produktion fließen. Damit kommt ein guter Teil des eingenommenen Geldes auch dem Pkw-Joint Venture mit Daimler zugute. Weitere 10 Prozent des Emissionserlöses sollen in die Entwicklung neuer Autos gesteckt werden, während 5 Prozent in Werbung und den Ausbau des Vertriebsnetzes investiert werden sollen. Damit hofft BAIC seine Position auf dem chinesischen Automarkt zu stärken. Das restliche Viertel des Emissionserlöses soll zur Schuldentilgung und als Umlaufkapital benutzt werden.

Hongkong 2014 auf zweitem Platz bei IPOs - Autoaktien zuletzt sehr schwach

Mit den milliardenschweren Börsengängen von BAIC Motor und Dalian Wanda Commercial Properties im Dezember sichert sich die Börse in Hongkong den zweiten Platz beim IPO-Volumen 2014 hinter der New York Stock Exchange. Rund 27,1 Milliarden Dollar wurden in diesem Jahr bei Börsengängen in Hongkong eingesammelt. Damit ist der Rückstand auf die New York Stock Exchange, die sich mit dem Alibaba-IPO den größten Börsengang 2014 sichern konnte und insgesamt IPO-Erlöse von 73,4 Milliarden Dollar verbuchte, zwar immer noch riesig, die Hongkong Stock Exchange konnte jedoch im letzten Moment noch an den Börsen Nasdaq und London vorbeiziehen.

Betrachtet man jedoch die Performance vergangener Neuemissionen an der Börse in Hongkong, so ergeben sich keine guten Aussichten für die BAIC-Aktie. Laut Angaben der Nasdaq weisen 75 Prozent der Aktien, die 2014 in Hongkong ihre Erstnotiz feierten, bislang eine negative Performance auf. Ob die BAIC-Aktie dieses Schicksal teilen wird, werden jedoch erst die kommenden Handelstage zeigen. Besonders gut stehen die Zeichen für die neue Autoaktie jedoch nicht. Erst am Donnerstag geriet das Papier des Automobilkonzerns BYD, ebenfalls ein Daimler-Partner, in Hongkong unter die Räder und verlor zeitweise rund 50 Prozent an Wert. Bereits zu Beginn der Woche war die Aktie des chinesischen Automobilkonzerns Geely um rund ein Viertel eingebrochen. Das aktuelle Marktumfeld scheint also nicht besonders günstig für chinesische Autoaktien zu sein.

C. Ludwig / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: tap trofsnag / Shutterstock.com

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