Interview

USU-Software-Chef: Werden zweistellig wachsen

23.06.11 12:00 Uhr

Die Softwarefirma USU steuert auf ein Rekordjahr zu. Firmenchef Oberschmidt über seine Ziele, die Dividendenpolitik und die Bewertung der Aktie.

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Schon im ersten Quartal hatte der Chef vom Softwarehersteller USU, Bernhard Oberschmidt, Optimismus verbreitet: „2011 wird ein absolutes Rekordjahr werden“, ließ Oberschmidt gegenüber Investoren durchblicken. Tatsächlich wurde im ersten Quartal ein Ergebnis mit überdurchschnittlichen Werten veröffentlicht. Finanzen.net wollte vom Konzernlenker wissen, ob der positive Trend tatsächlich anhält.

Herr Oberschmidt, warum läuft es im Moment bei Ihnen so gut? Ist es die positive Konjunktur im deutschsprachigen Raum oder der Erfolg Ihrer neuen Produkte?
Bernhard Oberschmidt: Ich würde sagen, ein Mix aus beidem. Natürlich investieren die Unternehmen nach der Schwächephase der Jahre 2008 und 2009 wieder stärker in innovative Softwareprodukte, wovon wir sehr profitieren. Auf der anderen Seite erzielen unsere Kunden durch die Investition in unsere neuen Softwareprodukte Valuemation 4 und KnowledgeCenter 5 auch enorme Einsparpotenziale, so dass sich diese Investitionen in sehr kurzer Zeit bereits amortisieren. Wir haben hier eine klare Win-Win-Situation, und das spiegelt sich auch in unseren Geschäftszahlen wider.

USU hat vor gut einem Jahr die Mehrheit an der Firma Aspera gekauft. Wie bewerten Sie aus heutiger Sicht die Acquisition?
Aspera passt perfekt in die USU-Gruppe. Das Unternehmen ist äußerst erfolgreich, und das zunehmend im Ausland. Ich gehe insofern davon aus, dass die avisierte Umsatzverdoppelung binnen drei Jahren nach der Übernahmeverkündung auch erzielt wird – alle Ampeln stehen auf Grün.

Gibt es schon Synergieeffekte zwischen dem traditionellen USU-Geschäft und Aspera?
Neben den Synergien im Verwaltungsbereich freut mich vor allem die vertriebliche Zusammenarbeit aller USU-Töchter, die sehr erfolgreich verläuft und zu mehreren cross-selling-Abschlüssen geführt hat. Insbesondere die Internationalisierung zeigt bei Aspera überdurchschnittliche Erfolge. Hier sehe ich auch zukünftig ein enormes Potenzial.

Wann werden Sie die Option ziehen, die restlichen 49 Prozent von Aspera zu erwerben und wie wird danach Ihre Liquiditätsposition aussehen?
Die planmäßige vollständige Übernahme von Aspera ist für 2012 avisiert und ich gehe Stand heute davon aus, dass dies auch so umgesetzt wird. Der Kaufpreis für die restlichen Anteile an Aspera ist abhängig vom Aspera-Ergebnis der Geschäftsjahre 2010/11 und 2011/12 und liegt zwischen 4,4 und 8,1 Millionen Euro zuzüglich der Ansprüche auf Gewinnausschüttung bis zur 100prozentigen Übernahme durch USU. Mit der aktuellen Liquidität von über 15 Millionen Euro könnte USU den Erwerb komplett aus eigenen Mitteln stemmen. Auf der anderen Seite ist USU berechtigt, die Hälfte des Kaufpreises in Aktien der USU Software AG zu begleichen. Hier wäre neben einer Sach- auch eine Barkapitalerhöhung denkbar. Eine endgültige Entscheidung, die auch das Aktionärsinteresse und Börsenumfeld berücksichtigen wird, werden wir aber erst in 2012 fällen.

Kritiker von Ihnen sagen, dass USU nur eine unterdurchschnittliche Verzinsung des Eigenkapitals erzielen würde. Was sagen Sie dazu?
Die reine Betrachtung der Verzinsung des, bei der USU Software AG vergleichsweise sehr hohen, Eigenkapitals ist die eine Sichtweise. Würden wir aber die Eigenkapitalquote reduzieren, indem wir zum Beispiel nicht mit Eigenkapital, sondern mittels Kreditfinanzierung Firmenübernahmen tätigten oder aber ein fremdkapitalfinanziertes Aktienrückkaufprogramm starteten, könnten wir in wirtschaftlich schlechten Zeiten schnell Probleme bekommen. Wir wollen bewußt mit einem hohen Eigenkapital bzw. einer entsprechend hohen Eigenkapitalquote arbeiten. Unsere kerngesunde Bilanz, die relativ hohe Dividendenrendite und die umfangreiche Liquidität für zukünftige Investitionen und Akquisitionen, werden ein Garant für weiteres Wachstum sein. Diese Punkte sprechen aus unserer Sicht absolut für USU.

Die Analysten von GBC erwarten für das laufende Jahr ein einen Gewinn je Aktie von 0,30 Euro und im nächsten Jahr von 0,39 Euro. Wie wohl fühlen Sie sich bei diesen Ergebnisschätzungen?
Ich sehe die Analystenstudie von GBC und die hierin aufgeführten Finanzkennzahlen als absolut realisierbar an, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass ich die USU-Gruppe anhand des operativen Ergebnisses, also des Ebitda, steuere und sich hierauf auch die kommunizierte Planung konzentriert. Ich habe ja die Ziele jüngst bekräftigt, im laufenden Jahr und auch in 2012 ein zweistelliges Umsatzwachstum zu erzielen und dabei das Ebitda im Vergleich zum Umsatz überproportional zu steigern. Entsprechend sehe ich auch die von GBC aufgeführten Ebitda-Schätzungen für 2011 in Höhe von 5,8 Millionen Euro und für 2012 von 6,7 Millionen Euro als umsetzbar an, nachdem wir in 2010 mit 4,6 Millionen Euro bereits recht erfolgreich waren. Unsere Ebitda-Zielmarge liegt mittel- bis langfristig bei über 15 Prozent und wir sind bereits in diesem Jahr erfolgreich auf dem Weg, um nahe an dieses Ziel heranzukommen.

Sie haben eine ergebnisorientierte Dividendenpolitik angekündigt. Können sie bereits etwas zur avisierten Dividende für das Jahr 2011 sagen?
Mein Ziel ist, unseren Aktionären eine verlässliche Dividendenpolitik und -kontinuität zu bieten. Mittelfristig soll deshalb etwa die Hälfte des Gewinnes an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Derzeit liegen wir noch darüber, da wir uns in einer progressiven Wachstumsphase befinden. Mit dem langfristig avisierten Gewinnwachstum soll dann die Ziel-Ausschüttungsquote umgesetzt werden. Dabei kann und will ich aber nicht ausschließen, dass wir gegebenenfalls bei einer sich bietenden Akquisitionschance auch einmal unter dieser Quote liegen – dann jedoch mit dem Mehrwert für den Aktionär aus der Wertsteigerung des Konzerns. Verlässlichkeit steht für mich an erster Stelle – und diese zeigt sich unter anderem in einer ansehnlichen Dividendenausschüttung.

Sie sind ja persönlich über die Udo Strehl Private Equity GmbH (USPE) indirekt an USU beteiligt und müssten eigentlich jeden Morgen hoch motiviert zur Arbeit fahren. Wohin wollen Sie USU im Laufe der nächsten Jahre noch hinführen?
Es macht mir definitiv großen Spaß, die USU-Gruppe nach vorne zu führen – auch unabhängig von dem eigenen finanziellen Engagement. Die große Herausforderung und zugleich mein großes Ziel ist es, USU in die nächste Liga zu führen, also die Internationalisierung erfolgreich voranzutreiben, neue Unternehmen mit an Bord zu nehmen und das dynamische Wachstum der vergangenen Jahre erfolgreich fortzuführen. Ich bin mir sicher, dass wir das enorme Potenzial von USU in den nächsten Jahren erschließen werden, so dass die USU-Gruppe zu einem sichtbaren europäischen Player im Softwaremarkt wird – auch umsatz-, ergebnis- und mitarbeiterbezogen.

Die Börsenumsätze haben in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen. Lagen sie 2009 noch zum Teil bei knapp 50.000 Aktien pro Monat, so werden in der Zwischenzeit Spitzenumsätze von über 900.000 Stück pro Monat erreicht. Damit können sich auch institutionelle Investoren besser in der Aktie engagieren. Wie intensiv sprechen Sie mit dieser Investorengruppe?
Auch hier haben wir in den vergangenen Jahren die Kommunikation stetig intensiviert. Der Erfolg zeigt sich unter anderem im Ausbau der Basis an institutionellen Investoren. Nach eigenen Informationen dürfen wir inzwischen etwa zehn größere und mittlere Fondsgesellschaften zum Kreis der USU-Investoren zählen. Unterstützung fand ich hierbei durch den Aufsichtsratsvorsitzenden und USU-Gründer, Udo Strehl, der im März einem Kreis von Interessenten ein Aktienpaket zur Verfügung stellte. Ich kann daher mit Freude sagen, dass bei der USU Software AG die strategischen Interessen mit den Interessen der Investoren und Aktionäre sehr eng einher gehen.

Welchen fairen Aktienkurs halten Sie auf Grund der aktuellen Geschäftslage für angemessen?
Dies ist eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist, denn obwohl bei USU die fundamentalen Daten sehr gut aussehen, können wir uns weltpolitischen Gegebenheiten nicht entziehen. Vor der Verschärfung der Griechenland-Krise lag der USU-Aktienkurs über 5,40 Euro, aber auch wir mussten zusammen mit dem Gesamtmarkt „Federn lassen“. Die Analysten von GBC sehen einen fairen Wert von sechs Euro und es gibt auch Markterwartungen von bis zu acht Euro für die USU-Aktie. Ich persönlich erfreue mich an einem stetig steigenden Kurs, der mit einem erfolgreichen operativen Geschäft einhergeht. Mit den erwähnten Umsatz- und Ergebnissteigerungen sowie der avisierten Dividendenausschüttung sollte die USU-Aktie entsprechend weiter zulegen können. Letztendlich bildet aber der Markt den Preis.

USU bietet seinen Kunden Anwendungslösungen, Produkte und Beratung rund um das Thema Knowledge Business. Kunden erhalten dabei eine umfassende Gesamtsicht über ihre IT-Prozesse und ihre IT-Infrastruktur. Sie sind in der Lage, ihre IT Kosten transparent darzustellen, zu verrechnen und aktiv zu steuern. USU bietet zusätzlich die Überwachung, Visualisierung, Automatisierung und Steuerung sämtlicher für den operativen IT-Betrieb erforderlichen Systeme und Prozesse.

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