Interview: Symrise rechnet nicht mit einer feindlichen Übernahme
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Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)-- Der Chef des Duft- und Aromenherstellers Symrise, Heinz-Jürgen Bertram, hat trotz immer wieder aufkeimender Gerüchte keine Angst vor einer feindlichen Übernahme. Er stuft die Gefahr über kurz oder lang feindlich übernommen zu werden als relativ gering ein. Das jüngste Gerücht, ein chinesischer Investor plane ein Übernahmeangebot von 7,5 Milliarden Euro, hält er für eine Ente. "Uns ist das nicht bekannt, ich habe das mit Staunen gelesen", sagte der Konzernlenker im Gespräch mit Dow Jones Newswires. "Für 7,5 Milliarden Euro bekommen sie bei uns gerade mal eine Business Unit", meinte er.
Symrise sei kerngesund und habe derzeit eine Marktkapitalisierung von 8,3 Milliarden Euro. Üblich sei, eine Prämie von 30 bis 40 Prozent zu zahlen, rechnete er vor. Zudem habe das Unternehmen anspruchsvolle Wachstumsziele herausgegeben. Da komme man locker auf etwa 12 Milliarden Euro. "Dann müssen sie noch den Investoren erklären, wo sie über das, was wir als Wachstumsziele genannt haben, hinaus noch Potenziale sehen und welche Synergien sie heben wollen", meinte er. Auch wenn man eine feindliche Übernahme niemals gänzlich ausschließen könne, zeige die Größenordnung schon, wie schwierig so etwas wäre, sagte der Manager.
Symrise will weiter schneller als der Markt wachsen
Auch 2016 hat sich Symrise wieder Einiges vorgenommen. Im kommenden Jahr will der im MDAX gelistete Konzern erneut schneller wachsen als der Markt. In diesem Jahr dürfte das locker gelingen. Selbst ohne die Berücksichtigung der Übernahme der französischen Diana-Gruppe und günstiger Wechselkurseffekte hat Symrise die Erlöse von Januar bis September um 6 Prozent gesteigert, das war mehr als doppelt so viel wie der Weltmarkt, der Schätzungen zufolge jährlich um 2 bis 3 Prozent wächst. "Bis 2020 wollen wir eine jährliche durchschnittliche Wachstumsrate von 5 bis 7 Prozent organisch hinbekommen, das ist das höchste Wachstum in unserer Branche", sagte Bertram.
Die Rahmenbedingungen blieben allerdings schwierig, sagte er. "Politische und ökonomische Instabilitäten werden weiter da sein, das wird auf mittlere bis längere Sicht auch so bleiben", meinte er. "Ich glaube aber, dass für unser Geschäftsmodell weiter gute Chancen bestehen, denn gegessen und getrunken wird immer", gab sich Bertram zuversichtlich. Wichtig sei, dass man sich mit den Wünschen der Konsumenten weiterentwickele, etwa hin zu Bioprodukten, meinte er.
Bei den Rohstoffpreisen kalkuliert Bertram mit einem sehr leichten Anstieg bei chemischen Produkten, die aus Mineralöl gewonnen werden. Bei natürlichen Quellen rechnet er dagegen mit einer spürbaren Verteuerung im kommenden Jahr.
Bei Scent & Care steht 2016 Pinova-Integration im Zentrum
In der Sparte Scent & Care, wo Symrise unter anderem Düfte und kosmetische Inhaltsstoffe produziert, stehe im kommenden Jahr die Akquisition und Integration des US-Unternehmens Pinova im Vordergrund, sagte Bertram. Den Zukauf lässt sich Symrise mindestens 397 Millionen Dollar kosten. Die kartellrechtlichen Genehmigungen hat der deutsche Konzern laut Bertram bereits erhalten. Das Closing wird, wie mit dem Verkäufer vereinbart, Anfang des neuen Jahres erfolgen.
Mit Pinova wird Symrise in Nordamerika deutlich an Größe gewinnen. Derzeit steuert die Region 22 Prozent zu den Konzernerlösen bei. "Mit Pinova werden wir über den Daumen dann locker ein Drittel unseres Umsatzes in Nordamerika erzielen", sagte Bertram.
Dass Symrise in Nordamerika in Zukunft noch weiter auf Einkaufstour gehen wird, wollte der Manager nicht ausschließen. Größe zu gewinnen ist für Bertram dabei kein vorrangiges Ziel: "Wir wollen unsere Aufstellung optimieren, und die ist in Nordamerika auch nach der Integration von Pinova durchaus noch zu verbessern", meinte er. Zunächst müsse Symrise aber die Integration von Pinova vernünftig hinbekommen.
Ab Mitte nächsten Jahres sieht Bertram das Unternehmen trotz Pinova schon wieder in der Lage, auch größere Zukäufe zu stemmen. "Finanziellen Spielraum dafür haben wir", sagte er. Die personellen Ressourcen seien dagegen nicht unbegrenzt, räumte Bertram ein. "Ein Zukauf, der das gleiche Team und die gleichen Ressourcen wie Pinova beanspruchen würde, müsste ein bisschen länger warten", meinte er. Zur Integration und Profitabilitätsverbesserung von Pinova will Bertram auch Manager aus Deutschland in die USA schicken.
Mit Diana Potenziale haben
Große Ziele hat Bertram auch für die Sparte Flavor & Nutrition, die Aromen und funktionale Inhaltsstoffe für Lebensmittel, Getränke und Gesundheitsprodukte herstellt. Der Geschäftsbereich ist im vergangenen Jahr mit dem Zukauf der französischen Diana Gruppe für 1,3 Milliarden Euro deutlich verstärkt worden. Hier werde Symrise jetzt damit beginnen, die Potenziale zu heben, die aus den gemeinsamen Aktivitäten zu erzielen seien, sagte Bertram. So sollen etwa gemeinsame Produktionen für Zwiebel-Extraktionen gebaut werden. "Das Potenzial in der Vernetzung der unterschiedlichen Kompetenzen ist riesig, weil da auch Produkte entstehen, die andere so nicht haben und auch noch Größensynergien zu heben sind", sagte er.
Das Unternehmen sei dabei, die Aromaforschung und Entwicklung ziemlich umzukrempeln, weg von naturidentischen künstlichen Stoffen hin zu natürlichen Aromen. "Damit meine ich am besten Zwiebelaroma aus Zwiebeln, Huhnaroma aus Huhn und Erdbeeraroma aus Erdbeere", sagte er. Um dies gut zu machen, benötige man eigene Rohstoffquellen. Diana sei dafür der perfekte Partner, meinte er.
"Wir verarbeiten in großem Umfang etwa Zwiebeln mit Diana in Frankreich, England aber auch in Deutschland". Dies gelte in weiteren Ländern auch für andere Früchte wie rote Beete, Kirschen, Karotten und Bananen. Symrise habe das in Madagaskar mit Vanille vorgemacht, sagte Bertram. Dort baut das Unternehmen zusammen mit den Bauern die Vanille an und verarbeitet sie vor Ort. So etwas könne man sich mit Diana bei anderen Naturprodukten vorstellen, erklärte der Manager.
Kompetenzvernetzung soll Werttreiber werden
Große Lücken im Portfolio sieht Bertram nach der Einkaufstour in den zurückliegenden Jahren nicht mehr. Das Unternehmen habe seine Kompetenzen inzwischen massiv ausgeweitet, etwa in die Bereiche Babynahrung oder Tierfutter, meinte er. Daher sei es nicht unbedingt werttreibend, das weiter auszudehnen. "Nun geht es darum, die Kompetenzen klug miteinander zu vernetzen", sagte er.
So werde Symrise beispielsweise demnächst neuartige probiotische Mundpflegeprodukte auf den Markt bringen, erklärte er. Die klinischen Studien mit einem großen Konsum- und Pharmakonzern laufen bereits. Solche Produkte gibt es laut Bertram von Wettbewerben derzeit gar nicht. Gerade im Bereich Probiotika sieht der Manager noch großes Potenzial für Symrise. Zudem arbeitet das Unternehmen etwa im Bereich Aromen an Themen wie Salz- und Zuckerreduktion und an Systemen die Lebensmittel besseren Geschmack geben und sie gesünder machen.
DAX-Mitgliedschaft kein primäres Ziel
Am Weltmarkt für Düfte und Aromen, der auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt wird, hält Symrise derzeit 12 Prozent. Mit Pinova stehen die Chancen gut, dass es 13 Prozent werden. Größter Anbieter ist der Schweizer Konzern Givaudan mit 18 Prozent Marktanteil. Dass Symrise einmal in den Dax aufsteigen könnte, hält Bertram durchaus für möglich. Das sei zwar kein primäres Ziel, meinte er. "Wenn wir weiter machen wie bisher, wird es aber eine logische Folge unseres Tuns sein", sagte er.
Im November hat Symrise vornehmlich zur Finanzierung der Pinova-Übernahme ein Schuldscheindarlehen über 500 Millionen Euro am Markt platziert. Damit sei das Unternehmen jetzt finanziell gut versorgt, sagte Bertram. "Die Banken würden uns gerne noch mehr Geld geben, aber für den Augenblick brauchen wir das aber nicht", sagte er. Auch für weitere kleinere und mittlere Zukäufe sei das Unternehmen ausreichend finanziert.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
DJG/hoa/kla
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December 04, 2015 07:44 ET (12:44 GMT)
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