Interview

Steilmann SE: Mit Best Agern auf Wachstumskurs

16.10.15 08:00 Uhr

Steilmann SE: Mit Best Agern auf Wachstumskurs | finanzen.net

Die Steilmann SE hat sich auf Mode für sogenannte "Best-Ager" spezialisiert und plant ihren Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. Finanzen.net nahm dies zum Anlass, mit Dr. Michele Puller, dem CEO des Unternehmens ein Interview zu führen.

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Finanzen.net: Für deutsche Anleger ist die Bekleidungsfirma Steilmann kein völlig unbeschriebenes Blatt, schließlich sind derzeit bereits drei Steilmann-Anleihen im Gesamtvolumen von 88 Millionen Euro in Frankfurt handelbar. Können Sie bitte das Geschäftsmodell von Steilmann SE in zwei oder drei Sätzen dennoch kurz vorzustellen?
Dr. Michele Puller:
Uns zeichnen drei entscheidende Faktoren aus: Der Fokus auf "Best Ager", die Vertikalisierung unserer Wertschöpfungskette und unsere Omni-Channel Vetriebsstrategie.
Wir machen Mode für "Best Ager", also Damen und Herren ab 45 Jahren. Hier sind wir nach unserer Einschätzung der zweitgrößte Filial-Einzelhändler für Damenkleidung. Durch den demografischen Wandel wird diese Zielgruppe weiter wachsen.
Und zum zweiten Punkt: Wir kontrollieren die gesamte Wertschöpfungskette der Bekleidungsindustrie: Vom Design über die Produktion bis zum Vertrieb passiert alles unter einem Dach. Das ist einer unser entscheidenden Wettbewerbsvorteil zusammen mit der Omni-Channel Strategie. So können wir schnell und effizient auf Trends und Kundenwünsche reagieren und gleichzeitig hohe Qualität liefern. Das kann sonst vor allem Inditex, der Mutterkonzern von Zara. Allerdings bedient Inditex eine andere Zielgruppe, nämlich eine jüngere.
Außerdem haben wir verschiedene Modemarken im Angebot, die sich hervorragend ergänzen. Diese vertreiben wir über ein internationales Mehrkanal-Vertriebssystem an mehr als 1.300 Verkaufsstellen in 18 Ländern.



Worin sehen Sie die Hauptvorteile, Bekleidung für über 45-jährige zu vermarkten?
Die Zielgruppe der über 45-jährigen ist für uns äußerst interessant. Dieser Markt wächst stärker als der gesamte Bekleidungsmarkt. Das liegt vor allem am demografischen Wandel. Im Jahr 2030 werden voraussichtlich fast die Hälfte aller Deutschen 50 Jahre oder älter sein. Besonders dynamisch entwickelt sich dabei das Segment der Damenmode. Außerdem hat diese Zielgruppe eine höhere Kaufkraft. Die meisten sind im Beruf angekommen, die Kinder gehen langsam aus dem Haus und es ist somit mehr Geld für Kleidung da.
Natürlich sind Best Ager "fashionbewusst", interessieren sich jedoch weniger für kurzlebige Trends. Dadurch sind wir mit weniger modeverbundenen Risiken konfrontiert.

Sie sind mit 1.300 Verkaufsstellen in 18 Ländern präsent. Wie würden Sie die bestehenden Länderrisiken quantifizieren und aus welchen Regionen erhoffen Sie sich in Zukunft besonders positive Impulse für das Geschäft Ihrer Gesellschaft?
Deutschland ist und bleibt ein wichtiger Markt für uns, denn er ist der größte Bekleidungsmarkt Europas. Hier profitieren wir klar von unserer Position als zweitgrößter Bekleidungseinzelhändler im deutschen "Best-Ager"-Segment für Damenmode.
Diese Führungsposition werden wir nutzen, um unser Auslandsgeschäft weiter auszubauen. Aktuell machen wir mehr als 20 Prozent des Umsatzes außerhalb von Deutschland. Da ist noch Luft nach oben. Akquisitionen haben uns in der Vergangenheit geholfen, im Ausland erfolgreich zu sein und das wird auch in Zukunft unsere Strategie bleiben.
Insbesondere in der Schweiz, in unserer Heimat Italien und in China sehen wir für die Zukunft großes Potenzial.


Das Geschäftsmodell der Steilmann SE deckt die komplette Wertschöpfungskette ab. Können Sie den Lesern die daraus resultierenden Vorteile näher erläutern?
Vom Design über die Produktion bis zum Vertrieb bieten wir alles aus einer Hand. Das ist unser entscheidender Wettbewerbsvorteil. Dadurch sind wir im Stande, schnell und effizient auf Trends und Kundenwünsche zu reagieren und können gleichzeitig hohe Qualität liefern. Unsere Ergebnisse bestätigen uns darin.
Ein weiterer Vorteil ist die bessere Verhandlungsbasis: Wir produzieren ja auch Produkte für den Großhandel in großen Mengen. Dadurch schaffen wir Preisvorteile bei unseren eigenen Produkten.

Modeunternehmen sind in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten, weil ihre Produkte häufig unter ethisch und umweltpolitisch fragwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit innerhalb Ihrer Gesellschaft?
Das Thema hat bei uns schon immer oberste Priorität. Wir achten streng auf internationale Standards - seien es Gesundheit, Mindestlohn oder Umweltschutz. Wir haben dafür in unserem Unternehmen auch ein eigenes Team. Unsere Lieferanten müssen einen Verhaltenskodex unterschreiben, sonst arbeiten wir erst gar nicht mit ihnen zusammen. Außerdem bietet unsere Sourcing-Gesellschaft in China die Chance, regelmäßige Kontrollen in den Fabriken vor Ort durchzuführen.


Und nun zur Aktie. Wie sehen die konkreten Rahmendaten für den Börsengang von Steilmann SE aus?
Die Preisspanne haben wir auf 3,50 Euro bis 5,00 Euro je Aktie festgelegt. Der Angebotszeitraum wird voraussichtlich am 22. Oktober 2015 enden. Der endgültige Angebotspreis ergibt sich dann beim Bookbuilding.
Wir freuen uns, wenn wie bei unserem Bond auch Privatinvestoren unsere Aktie zeichnen. Für sie gibt es ein Zeichnungstool im XETRA-Handelssystem der Frankfurter Wertpapierbörse. Außerdem können sie sich an ihre Depotbank wenden.
Insgesamt umfasst das Angebot 17 Millionen neu auszugebende, auf den Inhaber lautende Stammaktien und 2,55 Millionen Aktien im Zuge der Greenshoe-Option.
Die indirekten Eigentümer der Steilmann SE, zu denen auch ich gehöre, werden bei dem Börsengang keine Anteile am Unternehmen abgeben. Als Zeichen, dass wir uns auch langfristig verpflichten möchten, wurde die Lock-up-Periode des Altaktionärs der Steilmann SE mit 18 Monaten ab dem ersten Handelstag festgesetzt. Und dann freuen wir uns darauf, bald die Glocke auf dem Parkett zu läuten.

Beim IPO von Steilmann geben die Altaktionäre keine Aktien ab. Wofür sollen die Erlöse aus dem Börsengang konkret verwendet werden?
Die Tatsache, dass der Altaktionär keine Anteile abgibt, ist ein Vertrauensbeweis in die Wachstumsstrategie der Steilmann SE. Alle Erlöse aus dem Börsengang fließen somit direkt ins Unternehmen. Diese werden wir dazu nutzen, um unseren eingeschlagenen Wachstumskurs weiter vorantreiben. Dabei planen wir in erster Linie, die Aktien der Adler Modemärkte AG von unserem Partner Excalibur zu erwerben, um die direkte Mehrheit am Unternehmen zu halten. Wir gehen davon aus, dass wir aus dieser Transaktion weitere hohe Synergieeffekte und Kosteneinsparungen in der Gruppe erzielen können.
Darüber hinaus haben wir weitere Akquisitionspläne im Blick, sowohl national wie auch international.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Puller.

Zur Person:
Dr. Michele Puller ist Chief Executive Officer (CEO) der Steilmann SE und verantwortet die strategische Ausrichtung des Konzerns. Außerdem fungiert er als Aufsichtsratsvorsitzende der Adler Modemärkte AG, an der Steilmann SE eine gemeinschaftliche Mehrheitsbeteiligung hält.

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Bildquellen: Steilmann SE

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