STS Group: "Wir haben wesentliche strategische Meilensteine in 2019 erreicht"
Andreas Becker, CEO der STS Group, erklärt im Exklusiv-Interview, welche strategischen Meilensteine der globale Automotive-Zulieferer in den letzten Monaten erreicht hat, welches Potenzial er im US-Markt sieht und warum die Gesellschaft entgegen dem Gesamtmarkt schon jetzt in China wächst.
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Mit einem Konzernumsatz von rund 363 Mio. Euro und einer bereinigten EBITDA-Marge von 4,9 % hat die STS Group AG ihre angepasste Prognose für das Geschäftsjahr 2019 erreicht. "Mit unseren Kernprojekten wie dem Kapazitätsausbau in China, dem Markteintritt in die USA sowie dem Aufbau unserer Produktgruppe für Elektrofahrzeuge haben wir 2019 große Fortschritte im Rahmen unserer Wachstumsstrategie erzielt", erläutert STS-Vorstandschef Andreas Becker im Gespräch mit Finanzen.net. Das geplante US-Werk soll 2021 starten: "Damit können wir unseren Kunden künftig auf drei Kontinenten unsere Lösungen und unser technisches Know-how anbieten. Dies verschafft uns einen erheblichen Wettbewerbsvorteil."
Finanzen.net: Herr Becker, die STS Group hat vorläufige Zahlen für 2019 bekannt gegeben. Sie haben die angepasste Jahresprognose erreicht. Wie fällt Ihr Fazit für das abgelaufene Geschäftsjahr aus?
Andreas Becker: Das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 hat nicht nur uns, sondern die gesamte Automotive-Branche vor große Herausforderungen gestellt. Die Entwicklungen im globalen Pkw- wie auch Nutzfahrzeugbereich waren stark rückläufig und haben sich entsprechend auf unser Geschäft ausgewirkt. In China hat die STS Group ihre Position im Geschäftsjahr 2019 allerdings deutlich gestärkt und wir konnten dort unseren Umsatz sogar leicht steigern. Insbesondere aber war das Jahr 2019 von der Erreichung wesentlicher strategischer Meilensteine geprägt. Mit unseren Kernprojekten wie dem Kapazitätsausbau in China, dem Markteintritt in die USA sowie dem Aufbau unserer Produktgruppe für Elektrofahrzeuge haben wir große Fortschritte im Rahmen unserer Wachstumsstrategie erzielt.
Basiert der Umsatzrückgang in Höhe von 9,6 % gegenüber 2018 im Wesentlichen auf der angesprochenen schwachen Marktentwicklung im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich oder gab es auch unternehmensspezifische Gründe für die rückläufige Entwicklung?
Auch das plangemäße Auslaufen eines Großauftrages im Bereich Plastics zum Ende der ersten Jahreshälfte 2018 trug im ersten Halbjahr 2019 zum Umsatzrückgang im Segment Plastics bei. Im Wesentlichen ist der Umsatzrückgang jedoch tatsächlich auf die Marktentwicklung zurückzuführen. Hier können wir entsprechend entgegenwirken, in dem wir uns stetig weiterentwickeln, neue Wachstumsmärkte erschließen und neue Produkte am Markt anbieten. Gleichermaßen werden wir aber auch von einer Markterholung und einem erneuten Anstieg der Märkte profitieren.
Auf der Ergebnisseite lagen Sie mit einer bereinigten EBITDA-Marge von 4,9 % im Mittelfeld Ihrer angepassten Planung. Welche Effizienzsteigerungsmaßnahmen haben Sie im vergangenen Jahr umgesetzt und in welchen Bereichen sehen Sie noch Optimierungspotenzial?
Auf den Umsatzrückgang haben wir konsequent mit operativen Verbesserungen in der Produktion reagiert. Ebenso konnten wir die Leistung des Segments Acoustics und insbesondere des Werks in Polen leicht steigern. Das aktuelle Niveau ist für uns noch nicht zufriedenstellend. Daher arbeiten wir weiter intensiv an weiteren Effizienzsteigerungsmaßnahmen für 2020. Mittelfristig sehen wir ein Margenpotenzial bis in den zweistelligen Bereich.
Große Fortschritte hat die STS Group in Bezug auf die Optimierung ihrer Finanzierungsstruktur gemacht. So konnten Sie die Nettofinanzverschuldung inklusive Leasingverbindlichkeiten von September auf Dezember 2019 signifikant um 17 Mio. Euro auf 39 Mio. Euro senken. Welchen Investitionsbedarf haben Sie im laufenden Jahr und welche Finanzierungsoptionen favorisieren Sie hierfür?
Wir werden weiterhin in neue strategische Kundenprojekte, aber auch in unsere Wachstumsprojekte investieren. In Bezug auf letztere liegt ein wesentlicher Fokus auf dem Aufbau unseres Standortes in den USA. Zudem arbeiten wir an verschiedenen Effizienzsteigerungsmaßnahmen in Europa. Dabei liegt der Fokus auf der Optimierung unserer Kostenstrukturen, neben verschiedenen operativen Maßnahmen in unseren Werken. Wir sind finanziell solide aufgestellt, prüfen für die weitere Expansion aber auch alternative Finanzierungsoptionen.
Sie sprechen den geplanten Standort in den USA an. 2019 hat die STS Group den Eintritt in den US-amerikanischen Markt angekündigt. Was ist seitdem geschehen und wann wollen Sie die Produktion vor Ort aufnehmen?
Mit dem im Dezember 2019 erhaltenen Auftrag, der ein Projektvolumen von rund 230 Mio. Euro sowie eine Laufzeit von über zehn Jahren aufweist, konnten wir das Geschäftsjahr aus strategischer Sicht positiv abschließen. Damit haben wir einen wesentlichen Meilenstein für künftiges Wachstum erreicht. Wir sind sehr stolz, dass wir uns dabei gegen die lokale Konkurrenz durchsetzen konnten und nun auch im drittgrößten Lkw-Markt vertreten sein werden. Die ersten Schritte wurden mit der Gründung einer amerikanischen Tochtergesellschaft bereits in die Wege geleitet. Im Laufe des nächsten Jahres planen wir unser Werk aufzubauen, um die Produktion im neuen US-Werk zu starten. Damit können wir unseren Kunden künftig auf drei Kontinenten unsere Lösungen und unser technisches Know-how anbieten. Dies verschafft uns einen erheblichen Wettbewerbsvorteil.
Neben den USA und Europa betrifft dies auch Asien. Sie sprachen davon, dass die STS Group ihre Position in China gestärkt hat. Beziehen Sie sich dabei auf den Ausbau der Kapazitäten durch die Einweihung Ihres dritten Werkes in China oder konnten Sie auch Ihren Marktanteil vor Ort ausbauen?
Mit der Errichtung unseres dritten Werkes in China stehen uns ausreichend Kapazitäten zur Verfügung, um das geplante Wachstum umzusetzen. Anderseits ist es uns im vergangenen Jahr gelungen, zahlreiche neue Projekte für den chinesischen Markt zu akquirieren und unsere Marktanteile entsprechend zu erhöhen. Zudem konnten wir bereits im Jahr 2019 in einem rückläufigen chinesischen Markt um 3,7 % wachsen.
Als wichtigen Meilenstein im Geschäftsjahr 2019 sehen Sie die Etablierung Ihrer Produkte für den Elektrofahrzeugmarkt. Welchen Stellenwert hat der E-Mobility-Bereich schon jetzt für die STS Group und welche Chancen sehen Sie mittelfristig in diesem Sektor?
Anders als für viele andere Automobilzulieferer, sehen wir im E-Mobility-Bereich ausschließlich Chancen, neue Produkte zu platzieren. Durch die speziellen Eigenschaften unseres faserverstärkten Kunststoffs - von der Leichtbauweise bis zur Hitzebeständigkeit - eignen sich diese hervorragend für den E-Mobility-Markt. Allein im Jahr 2019 konnten wir vier Aufträge in China platzieren. Zu Beginn des Jahres haben wir zudem auch in Europa erstmals im Zukunftsmarkt E-Mobility Fuß gefasst. Was auch ein tolles Beispiel für den Know-how-Transfer innerhalb der STS Gruppe darstellt.
Stichwort Corona: Wie stark ist die STS Group von der aktuellen Entwicklung in China und Europa betroffen?
Leider hat uns die Thematik in China nach einem starken Monat Januar getroffen. Für unsere drei chinesischen Werke wurde von der Regierung eine verlängerte Schließung nach Chinese New Year angeordnet. Mittlerweile haben jedoch alle chinesischen Werke die Produktion wieder aufgenommen. Auf Grund der temporären Schließung haben wir im ersten Quartal erheblich Umsatz gegenüber unserem Plan verloren. Im Vergleich zum Vorjahr erwarten wir für diesen Zeitraum jedoch nur leichte Rückgänge. Unsere Produktion in Europa ist hingegen aktuell nicht wesentlich beeinträchtigt. Die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung gilt es abzuwarten.
Nach einem Zwischenhoch im Dezember und Januar notiert der Kurs der STS-Aktie wieder nahe seinem Allzeittief. Welche Perspektiven können Sie Ihren Aktionären für 2020 und darüber hinaus bieten?
Der positive Aktienverlauf nach der Meldung des Auftrages in USA zeigt, dass wir den Markt von unserem Potenzial überzeugen können. Zudem sind wir in China bestens aufgestellt und die Grundlagen für weiteres Wachstum sind gelegt. Zuletzt haben wir im vierten Quartal 2019 in China einen Umsatzanstieg von rund 30 % verzeichnet. Im E-Mobility-Bereich sehen wir auch in Europa weitere Wachstumschancen. Ein erster gewonnener Auftrag bildet die Basis in diesem interessanten Markt. Dazu arbeiten wir konsequent an unseren Kostenstrukturen und haben mit den USA einen neuen Markt betreten, in dem wir zusätzliches Wachstum generieren werden. Auch wenn die derzeitige Phase an den Aktienmärkten auch unseren Aktionären wenig Freude bereitet, sind wir überzeugt davon, dass sich mittelfristig die positiven Perspektiven durchsetzen werden.
Herr Becker, vielen Dank für das Interview.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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