Mensch und Maschine: "Jetzt wird erst richtig in die Hände gespuckt"
Adi Drotleff, CEO und Großaktionär der Mensch und Maschine Software SE, über das Rekordergebnis nach neun Monaten, das weitere Margenpotenzial im Systemhaus-Geschäft sowie den Rückkauf eigener Aktien.
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Mit einem Umsatzplus von 38 % sowie einem EBIT-Anstieg um 52 % hat die Mensch und Maschine Software SE (MuM) im dritten Quartal die Markterwartungen erneut übertroffen. Ein EBIT von 18,2 Mio. Euro in den ersten neun Monaten bedeutet einen neuen Rekord für den bayerischen CAD/CAM-Spezialisten. "Es gibt nicht das geringste Anzeichen einer Abschwächung, sondern das klare Gegenteil", sagt CEO Adi Drotleff im Exklusivinterview mit Finanzen.net und erläutert auch warum: "Da wir unseren Industriekunden Digitalisierungslösungen bieten und im Baubereich das Thema BIM erst so richtig Fahrt aufgenommen hat, sind die zyklischen Konjunktureinflüsse auf unser Geschäft eher gering."
Finanzen.net: Herr Drotleff, nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr hat die Mensch und Maschine Software SE im dritten Quartal mit einem Umsatzplus von 38 % die Erwartungen erneut übertroffen. In welchen Bereich lief es besser als erwartet?
Adi Drotleff: Sowohl die eigene Software als auch das Systemhausgeschäft liefen im Q3 besser als erwartet: Die Software legte um 42% zu nach 34% im Halbjahr und das Systemhaus wuchs um 37% nach 24% im Halbjahr. Allerdings sollte man hier die Kirche im Dorf lassen und bedenken, dass das dritte Quartal wegen der Urlaubszeit traditionell den kleinsten Beitrag zu den Jahresergebnissen leistet - letztes Jahr waren es 21,1% beim Umsatz und 15,4% beim Betriebsergebnis. Das größte Volumen kommt bei uns immer im Q1 und Q4 herein, insofern freuen wir uns zwar über den prozentualen Schub in Q3, aber jetzt wird erst richtig in die Hände gespuckt und das wichtige Schlussquartal angepackt.
Nach neun Monaten steht mit einem Betriebsergebnis EBIT von 18,2 Mio. Euro der höchste jemals erzielte 9-Monatswert in Ihren Büchern. Im dritten Quartal stieg das EBIT mit 52 % erneut stärker als die Erlöse. Waren in erster Linie Skaleneffekte dafür verantwortlich oder gab es weitere Margentreiber?
Das waren hauptsächlich Skaleneffekte, da wir immer darauf achten, dass die Kosten nur deutlich unterproportional zum Umsatz zulegen.
Welchen Anteil hatte die neue Konzerntochter SOFiSTiK am Umsatz- und Ergebnissprung?
Wir veröffentlichen jeweils die organischen Wachstumszahlen, also das Wachstum ohne SOFiSTiK. Organisch wuchsen Konzernumsatz und EBIT in den ersten neun Monaten 2019 um je 23%, d. h. man kann daraus rückrechnen, dass die neue Tochter ca. 10,5 Mio. Euro zum Umsatz und ca. 2,1 Mio. Euro zum EBIT beigetragen hat.
Was waren die Wachstumstreiber im Systemhausgeschäft, dessen Erlöse um 28 % zulegten. Kam es dabei auch Sonderfaktoren und wie nachhaltig ist dieses Wachstum?
Nachdem wir in den Jahren 2016/17 einen starken Rückgang im Autodesk-Geschäft während deren Umstellung von Verkauf auf Vermietung verkraften mussten, sind wir jetzt wie erwartet in der gegenläufigen Bewegung - und das Autodesk-Geschäft verzeichnet sogar höhere Zuwächse als wir erwartet hatten. Das dürfte auch ein nachhaltiger Effekt sein, zumal im langfristigen Vergleich 2019 zu 2015 unser Eigengeschäft um etwa 50% gewachsen ist und das Autodesk-Geschäft noch nicht einmal um 10%. Allerdings kalkulieren wir ab 2020 nur noch mit einem - dann wieder rein organischen - Umsatzplus von 10 bis 12% pro Jahr, um auf jeden Fall auf der sicheren Seite zu liegen.
Im Bereich Systemhaus lag die EBIT-Marge in den ersten 9 Monaten bei 5,0 %. Wie viel Steigerungspotenzial sehen Sie dabei noch und welche Stellschrauben stehen Ihnen hierfür zur Verfügung?
Unterjährig muss man die Margen immer mit der gleichen Periode des Vorjahres vergleichen, und da waren es 4,3%. Auf Jahresbasis hatten wir letztes Jahr eine EBIT-Marge von 6,2% im Systemhaus und können pro Jahr noch 1 bis 2 Prozentpunkte zulegen, bis wir die Zielmarge von 10% erreicht haben. Intern interessiert uns auch nicht so sehr die prozentuale Marge, sondern der absolute EBIT-Zuwachs - und die wichtigste Stellschraube sind auch hier weiterhin die Skaleneffekte.
Nachdem der operative Cashflow zuletzt eher seitwärts lief, verbesserte er sich nun um 82 % bzw. organisch und bereinigt um IFRS16-Effekte um 32 %. Was steckt hinter diesem deutlichen Anstieg?
Der Cashflow war im Jahr 2015 dem Nettogewinn weit vorausgeeilt, pro Aktie damals 91 zu 24 Cent, und ist dann bis 2018 auf diesem hohen Niveau verharrt, während der Nettogewinn von Jahr zu Jahr näherkam, 2018 auf 71,5 Cent pro Aktie. Da der Cashflow kaum unter den Nettogewinn fallen kann, sondern immer ein Stück vorlaufen muss, rechnen wir 2019 mit einem Nettogewinn pro Aktie zwischen 89 und 95 Cent und beim Cashflow mit einem klaren Überspringen der Marke von einem Euro.
Auch für 2020 haben Sie sich mit einem Umsatzplus von über 10 % und einem weiteren EBIT-Plus von mindestens 3,5 Mio. Euro ehrgeizige Ziele gesetzt. Müssen Sie keine Angst haben, dass Ihnen ein schwächerer Konjunkturverlauf die sprichwörtliche Suppe versalzen könnte?
Das ist im Moment die Frage, die wir am häufigsten gestellt bekommen. Wenn Sie sich die 9-Monatszahlen anschauen, dann gibt es hier nicht das geringste Anzeichen einer Abschwächung, sondern das klare Gegenteil. Da wir unseren Industriekunden Digitalisierungslösungen bieten und im Baubereich das Thema BIM erst so richtig Fahrt aufgenommen hat, sind die zyklischen Konjunktureinflüsse auf unser Geschäft eher gering. Und in Märkten, wo es doch schwächer laufen sollte, sind wir es gewohnt, sehr schnell auf der Kostenseite gegenzusteuern, wie man im Jahr 2017 gesehen hat, als wir aus nur +3,7% Zuwachs beim Rohertrag ein Nettogewinn-Wachstum von +30% herausgeholt haben.
Mensch und Maschine hält aktuell 2,2 % eigene Aktien. Demnach haben Sie die Korrektur der MuM-Aktie im Sommer für den Kauf eigener Aktien genutzt. Wie sehen Ihre Kriterien für weiter Rückkäufe aus?
Wir bieten ja seit Jahren die Option Bar- oder Aktiendividende an und bedienen letztere mit eigenen Aktien. Dieses Jahr wurde zu einem Kurs von 35,59 Euro getauscht, was bilanziell wie eine Kapitalerhöhung wirkt. Als dann die Aktie im August zeitweise unter 30 Euro gerutscht ist, konnten wir eine größere Menge mit einem Abschlag von mehr als 5 Euro wieder zurückkaufen. Das war also ein sehr einfaches Kriterium, das auch weiterhin gilt.
Herr Drotleff, wir danken für das Gespräch.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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