Interview exklusiv

Lloyd Fonds: "Unser Ziel ist die Top 3 der digitalen Vermögensverwalter"

28.05.20 10:30 Uhr

Lloyd Fonds: "Unser Ziel ist die Top 3 der digitalen Vermögensverwalter" | finanzen.net
Achim Plate, CEO Lloyd Fonds

Geldanlage 4.0: Wie CEO Achim Plate die Lloyd Fonds AG mit Hilfe einer eigens entwickelten Intelligenz auf die nächste Stufe hieven will und welche ehrgeizigen Ziele er verfolgt, erklärt der Diplom-Ingenieur im Exklusivinterview.

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Nach der Neupositionierung zum integrierten Vermögensmanager und Partner für Privatkunden und institutionellen Kapital folgt bei der Lloyd Fonds AG nun der nächste strategische Schachzug. Mit dem Marktstart von LAIC seit dem 1. April 2020 eröffnen sich im stark wachsenden Segment der digitalen Vermögensverwaltung neue Perspektiven für die Hamburger Gesellschaft. Neue Mischfonds auf Basis der künstlichen Intelligenz des LAIC-Advisors sollen das Angebot in Kürze ergänzen.

Finanzen.net: Herr Plate, Glückwunsch zum erfolgreichen Jahr 2019. Mit 14 Mio. Euro Umsatz nach 8,7 Mio. Euro im Vorjahr und einem kleinen Minus von 0,1 Mio. Euro nach -1,5 Mio. Euro im Vorjahr haben Sie die selbst gesteckten Ziele erreicht. Sie dürften zufrieden sein, auch vor dem Hintergrund der umgesetzten Umbaumaßnahmen im Rahmen der Strategie 2019+?
Achim Plate: Ja, vielen Dank. Wir sind mit der Umsetzung der Strategie 2019 in der Tat sehr zufrieden. Nach dem damaligen Beschluss in der Hauptversammlung im Jahr 2018 haben wir in den letzten eineinhalb Jahren sehr erfolgreich an der Umsetzung gearbeitet. Letztendlich konnten wir Ende des Jahres 2019 mit dem Abschluss der Akquisition der Lange Assets & Consulting GmbH und der SPSW Capital GmbH auch unsere ersten beiden Akquisitionen erfolgreich in den Konzern integrieren.

Damit wurde die Implementierung der Strategie 2019+ erfolgreich umgesetzt. Mit den vorgelegten Zahlen haben wir eine gute Basis für die weiteren Wachstumsschritte gelegt. Ich denke, man kann damit durchaus sagen, dass die Lloyd Fonds AG mit dem Jahr 2019 geliefert hat, was sie seit 2018 angekündigt hatte. Sowohl von der Umsetzung der Strategie 2019+ als auch von den prognostizierten Zahlen.

Die neue Tochter SPSW ist nur teilweise in das Zahlenwerk 2019 eingeflossen. Inwiefern schafft das mit Blick auf 2020 einen Puffer?
Der Abschluss der SPSW-Übernahme erfolgte zum 27. Dezember 2019, sodass sich im Jahresabschluss 2019 die Auswirkungen der Transaktion im Wesentlichen nur in der Bilanz wiederfinden. Ein anteiliger Beitrag zu Umsatz und Ergebnis ist zu vernachlässigen. Hätten wir die SPSW im gesamten Jahr 2019 voll konsolidiert, wäre das im Umsatz ein Beitrag von ca. acht Mio. Euro zusätzlich gewesen und im Jahresüberschuss von rund 2,6 Mio. Euro. Im Jahr 2020 wird die SPSW voll zum Umsatz und Ergebnis der Lloyd Fonds AG beitragen und damit die planmäßige Reduzierung der Umsätze im Bestandsgeschäft kompensieren.

Sie haben den Vorteil, aus den Erlösen aus dem alten Bestandsgeschäft der geschlossenen Fonds das neue Geschäft aufbauen zu können. Wann werden die KGs aus dem Altgeschäft endgültig Geschichte sein?
Von den insgesamt knapp über 100 emittierten Fonds sind aktuell noch 38 aktiv und führen für uns zu kalkulierbaren, wenn auch abschmelzenden Erlösen. Nennenswerte Beiträge erwarte ich noch für die Jahre 2020 bis 2022, also über die nächsten drei Jahre. Ich sehe hier einen Ergebnisbeitrag von knapp über zehn Mio. Euro bei weiter planmäßigem Verlauf der aktiven KGs. Auch wenn einzelne KGs über das Jahr 2022 hinaus bestehen, ist der daraus entstehende Erlös dann für uns nicht mehr relevant.

Mit der Vorlage des Geschäftsberichts 2019 wird auch die Strategie 2019+ abgeschlossen. Teil der Strategie 2023/2025 ist die Weiterentwicklung zum digitalen Asset-Manager. Welches konkrete Ziel haben Sie dabei im Visier?
In der Strategie 2023/25 haben wir grundsätzlich keine neuen strategischen Elemente zur umgesetzten Strategie 2019+ festgeschrieben, sondern den Umsetzungsweg konkretisiert. Schon in der Strategie 2019+ hatten wir ein Wachstumsziel von sieben Mrd. Euro Assets under Management angegeben. Wir konkretisieren nunmehr weiterhin das Erreichen dieses gleichen Ziels durch die Corona-Krise, allerdings ein Jahr später bis Ende 2024.

Unsere drei Geschäftssegmente, FONDS, VERMÖGEN und SYSTEM, basieren alle auf der gleichen Überzeugung, dass eine erfolgreiche Strategie heute die drei Megatrends Digitalisierung, Nutzerzentrierung und Nachhaltigkeit berücksichtigen und umsetzen muss.

Inwiefern tritt die Lloyd Fonds nach der Neupositionierung nun eher als Fintech-Unternehmen auf?
Insbesondere unsere digitale Vermögensverwaltung mit der Zweitmarke LAIC, also dem Geschäftssegment SYSTEM, sehen wir als Vorreiter in der digitalen Vermögensverwaltung, aber auch als Treiber für die Entwicklung der gesamten Lloyd Fonds AG. Von daher würde ich den Begriff Fintech für LAIC als voll gerechtfertigt ansehen. In den Segmenten FONDS und VERMÖGEN nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung insbesondere durch unsere Digital Asset Plattform 4.0. ebenso, suchen aber auch weiterhin den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden.

Inwiefern hebt sich LAIC bzw. das Segment System von den beiden anderen Segmenten ab?
Bei LAIC wird der Satz "Portfoliomanagement ist Risikomanagement" konsequent digital, das heißt von unserem eigenen LAIC-Advisor, umgesetzt. Hier haben wir die menschliche Erfahrung genutzt, diesen zukunftsweisenden Advisor zu entwickeln. Die Anlageentscheidungen im Tagesgeschäft werden bei LAIC allerdings voll digital mit Hilfe künstlicher Intelligenz getroffen. Dabei wenden wir hochmoderne mathematische Verfahren inklusive einem selbst lernenden KI-Element zur Berechnung optimaler Depotzusammensetzungen an.

Die Entscheidung für diese Strategie ist maßgeblich dadurch bestimmt, dass heute und auch in der nahen Zukunft ein Großteil der weltweiten Anlagesummen in aktiv gemanagten Produkten angelegt wird. In Zukunft allerdings wird der Anteil, der in digitale, also auch algorithmisch gesteuerte Anlagen investiert wird, deutlich zunehmen. Unser Ziel ist es, in beiden Bereichen überproportionale Ergebnisse für unsere Anleger zu erzielen.

Wer steht hinter LAIC?
Hinter LAIC steht aktuell ein dezidiertes Team von knapp 20 langjährig erfahrenen Kapitalmarktexperten, Mathematikern und quantitativen Analysten sowie spezialisierten Softwareentwicklern. Die LAIC Vermögensverwaltung GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Lloyd Fonds AG, wurde 2019 gegründet und verfügt seit dem 16. März 2020 als digitale Vermögensverwaltung über eine Erlaubnis gemäß § 32 KWG.

Daneben nutzt LAIC natürlich auch die vorhandene langjährige Erfahrung der aktiven Fondsmanager aus dem Geschäftssegment Fonds, um in einem ständigen Dialog mit diesen Praxisexperten Weiterentwicklungen am LAIC-Advisor zu forcieren.

Welche Zielgruppen haben Sie in der ersten Phase mit LAIC im Blick?
Wir sind zum 1. April 2020 mit unserem ersten Produkt, dem "LAIC - My Portfolio-Selection", gestartet. Mit diesem Individualdepot für vermögende Privatkunden haben wir eine vollständig individuelle Anlagelösung im Angebot. Sie berücksichtigt die Präfenzen der Anleger in Bezug auf Nachhaltigkeit, Regionen oder Branchen und insbesondere deren Risikobereitschaft bzw. deren Risikoklasse nach Einstufung gemäß MIFID-II. Aus diesen Anlegervorgaben und weiteren Nebenbedingungen wird für jeden Anleger ein individuelles Anlegerdepot zusammengestellt, täglich überwacht und ggf. angepasst. Wir verwenden dabei aktiv gemanagte Geldmarkt-, Renten- Aktien- und Mischfonds sowie zur Beimischung auch einzelne ETFs.

Mit unserem Startangebot geben wir Neukunden bis zum 30. September die Möglichkeit, für Mindestanlagebeträge ab 100.000 Euro dieses Produkt zu nutzen. Neben einer fixen Verwaltungsvergütung und einer Depotgebühr entfällt für diese Erstkunden dauerhaft die Performance-Fee. Die Anbindung der ersten Kunden hat bereits stattgefunden und ich bin sehr optimistisch, dass wir noch im laufenden zweiten Quartal 2020 eine Anlagesumme von 25 Mio. Euro erreichen.

Was machen Anleger, welche die LAIC-Vorteile nutzen möchten, aber keine 100.000 Euro zur Verfügung haben?
Wir haben bereits fünf Mischfonds bei der BaFin beantragt, die alle vom LAIC-Advisor gesteuert werden. Diese fünf Publikumsfonds haben alle unterschiedliche Anlagestrategien und adressieren damit auch unterschiedliche Bedürfnisse und vor allen auch unterschiedliche Risikoklassen der Anleger. Mit diesen LAIC-Fonds wollen wir ein Angebot schaffen, dass auch Kunden mit kleinen monatlichen Sparraten oder Einmalbeträgen die Möglichkeit gibt, ein digital gesteuertes Anlageprodukt zu nutzen. Wir gehen von einem Marktstart mit diesen Mischfonds ab Anfang Juni aus.

Planen Sie darüber hinaus einen weiteren Ausbau der LAIC-Produktpalette?
Für das dritte Quartal 2020 planen wir als weiteren Schritt dann das Angebot einer LAIC-Fondsrente in Verbindung mit einer Versicherungsgesellschaft, um hier insbesondere für die Altersversorgung einer breiten Anlegergruppe ein optimales Produkt anbieten zu können. Darüber hinaus wollen wir ebenfalls im dritten Quartal dieses Jahres einen LAIC-Sparplan dem Markt anbieten.

Parallel zu diesen Angeboten, die im wesentlichen Privatkunden und vermögende Anleger adressieren, haben wir Produkte für institutionelle Kunden entwickelt, die wir ebenfalls ab dem dritten Quartal in den Markt bringen werden.

Welches Volumen streben Sie mit LAIC mit Blick auf die Kennzahl Assets under Management (AuM) in diesem Jahr an?
Unser Ziel für das Jahr 2020 ist das Erreichen von über 100 Mio. Euro AuM im Bereich LAIC. Durch das breite Produktangebot und die initiierten Vertriebspartnerschaften bin ich optimistisch, dass wir dann nach nur neun Monaten nach Marktstart in diesem Jahr bereits zu den Top 10 der digitalen Vermögensverwaltungen gehören werden.

Scalable weist als Marktführer in Deutschland Assets under Management von schätzungsweise zwei Mrd. Euro auf. Sehen Sie für LAIC mittelfristig eine ähnliche Größenordnung als machbar an?
Ja. Unser Wachstum planen wir dabei strukturiert auf zwei Ebenen: Erstens bieten wir Anlegern direkte, digitale und individualisierte Anlagelösungen an. Unser Startangebot - die LAIC - My Portfolio Selection - ergänzen wir, wie geschildet, schrittweise durch weitere LAIC-Produkte. Zweitens wollen wir mit institutionellen Partnern im digitalen Asset-Management wachsen. Nur so ist ein schnelles Wachstum zu realisieren, alles andere wäre mit einem hohen Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden.

Unsere Planung sieht bis Ende 2024 ein AuM-Volumen von über zwei Mrd. Euro in unserer LAIC-Produktpalette vor. Unser mittelfristiges Ziel ist es, uns unter den Top 3 der digitalen Vermögensverwalter in Europa zu positionieren und etablieren.

Herr Plate, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.









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Bildquellen: Gregor Schläger/Lloyd Fonds

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