AURELIUS: "Die Dividende ist ein gewichtiges Argument für die Aktie"
Die AURELIUS-Vorstände Fritz Seemann und Steffen Schiefer über die jüngsten Zukäufe, den erfolgreichen Exit der Studienkreis-Gruppe und die geplanten Ausschüttungen über Dividenden und Aktienrückkaufprogramme.
Der Münchner Beteiligungskonzern AURELIUS hat die Ausschüttung einer Rekorddividende angekündigt. Neben einer Anhebung der Basisdividende um 50 Prozent auf 1,50 Euro je Aktie soll auch die Partizipationsdividende auf 3,50 Euro je Aktie steigen. Damit weist AURELIUS aktuell eine Dividendenrendite von fast 9 Prozent auf. Mit der Erweiterung des Vorstandes um Steffen Schiefer als Finanzvorstand und Fritz Seemann als Vorstand mit Fokus auf die Neuausrichtung von Portfoliotöchtern tragen die Münchner den gestiegenen Anforderungen Rechnung und schaffen zugleich die Basis für ein weiteres nachhaltiges Wachstum.
Finanzen.net: Herr Seemann, gemeinsam mit Herrn Schiefer sind Sie am 1. Dezember in den AURELIUS-Vorstand aufgerückt. Sie verstärken den Vorstand im Bereich Operations, wobei ihr Fokus auf der Neuausrichtung der Portfoliotöchter liegt. Warum hat sich AURELIUS für eine Erweiterung des Vorstandes entschieden und was ändert sich für Sie konkret?
Fritz Seemann: Aurelius ist inzwischen ein Konzern mit über 3 Milliarden Euro Umsatz und derzeit 21 Töchtern. Jedes Jahr kommen rund 6 bis 8 neue Unternehmen hinzu. Der strategische Ansatz ist bei allen gleich. Wir restrukturieren unsere Töchter und bringen sie auf einen langfristigen Wachstumspfad. Durch eine übergeordnete Steuerung dieser Prozesse lassen sich jede Menge Synergien heben. Diese Aufgabe werde ich in Zukunft als Vorstandsmitglied übernehmen. Mein Blickwinkel wird damit ein anderer, die eigentliche Tätigkeit bleibt. Einer der Erfolgsfaktoren von AURELIUS war und ist, dass wir von der Task Force bis zum Vorstand immer sehr nah an unseren Beteiligungen sind. Dadurch sind wir in der Lage Entscheidungen und Veränderungsprozesse zu beschleunigen. Damit das vor dem Hintergrund unseres Wachstums auch in Zukunft so bleibt, war eine Erweiterung des Vorstands notwendig.
Sie sprechen das Portfoliowachstum an. AURELIUS hat im laufenden Jahr bereits sieben Akquisitionen gemeldet. Welche dieser Zukäufe haben aus Ihrer Sicht das größte Potenzial?
Fritz Seemann: Ein großes Potenzial haben alle unsere Töchter, ansonsten wären sie nicht durch unseren strengen Auswahlprozess gekommen. Eine sinnvolle Rangliste lässt sich dafür nicht erstellen. Office Depot zum Beispiel liefert uns aufgrund seiner Größe bereits durch kleine Zuwächse bei Umsatz und Ertrag stattliche Gewinne. Add-on-Akquisitionen, die meist kleinerer Natur sind, wie die Übernahme des Katamaran-Herstellers Privilège für unser Konzernunternehmen HanseYachts, haben das Potenzial durch die richtige Wachstumsstrategie ihren Umsatz in wenigen Jahren zu vervielfachen. Zusätzlich beflügeln sie das Bestandsunternehmen durch einen neuen Marktzugang und die Stärkung der Wettbewerbsposition.
Ende November haben Sie die Übernahme des spanischen Kartonagen- und Vollpappespezialisten Abelan gemeldet. Ist das ein klassischer Sanierungsfall oder eher eine Add-on-Akquisition für die AURELIUS-Tochtergesellschaft Solidus Solutions?
Fritz Seemann: Die Übernahme von Abelan Board Industrial S.l. ist eine Add-on-Akquisition und gleichzeitig Teil einer "Buy and Build"-Strategie im Geschäftsfeld für Verpackungen. Wir haben vor einiger Zeit bereits die Abelan Nord übernommen und in unsere Tochtergesellschaft Solidus Solutions integriert. Zudem prüfen wir derzeit noch weitere Zukäufe in diesem Bereich. Dadurch entsteht nun ein europaweiter Spezialist für moderne Verpackungen. Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Markt in den kommenden Jahren weiter stark wachsen werden und bei unseren Add-on Akquisitionen erhebliche Synergien realisieren können.
Auf der Exitseite hat AURELIUS im laufenden Geschäftsjahr bereits drei lukrative Deals mit einem Gesamterlös von über 475 Mio. Euro gemeldet. Zuletzt haben Sie die Studienkreis Gruppe für 71,7 Mio. Euro verkauft. Könnten Sie bitte am Beispiel Studienkreis erläutern, wie eine typische Sanierung á la AURELIUS aussieht?
Fritz Seemann: Sie beginnt mit den richtigen Voraussetzungen. Studienkreis war vor der Übernahme eine gut etablierte Marke in einem interessanten Wachstumsmarkt. Durch falsche Strategieentscheidungen des alten Managements waren jedoch über viele Jahre Verluste angefallen. In der Folge hat sich die Mutter für einen Verkauf entschieden. Aurelius hat ein zweistufiges Konzept entwickelt und umgesetzt, um die Studienkreis Gruppe auf einen Wachstumspfad zu bringen. Zunächst wurden die Prozesse vereinfacht, die Kosten reduziert und die Margen verbessert. In der zweiten Stufe wurden die Werttreiber für das zukünftige Wachstum identifiziert und implementiert. Im Ergebnis haben wir den Umsatz ausgebaut und was noch wichtiger ist, die EBITDA-Marge in den deutlich zweistelligen Bereich gebracht.
Nicht jede Sanierung wird ein Erfolgsfall wie Studienkreis. Wie gehen Sie vor, wenn sich der erhoffte Turnaround auch nach drei oder vier Jahren nicht einstellt?
Fritz Seemann: Die Neustrukturierung ist ein permanent revolvierender Prozess mit dem konstanten Ziel ein langfristiges Wachstum zu erzeugen. Wenn uns dies im ersten Anlauf nicht gelingt, überprüfen wir die Rahmenbedingungen und verändern die Strategie. Der Zeithorizont ist dabei nicht fix. Wir arbeiten an und in unseren Töchtern, solange wir der Meinung sind, dass die Zugehörigkeit zum Aurelius Konzern für das Unternehmen sowie unsere Stakeholder die beste Alternative ist. Sollte sich in diesem Prozess herausstellen, dass ein Verkauf vor Abschluss der Restrukturierung der bessere Weg ist, so suchen wir einen strategischen Partner, dessen Erfolgsaussichten besser sind.
Herr Schiefer, viele CFOs dürften Sie um Ihren neuen Posten als AURELIUS Finanzvorstand beneiden. Schließlich hat die AURELIUS Gruppe keine Geldsorgen, sondern sitzt im Gegenteil auf einem üppigen Finanzpolster. Wie hoch ist dies aktuell konkret und wie legen Sie das Geld bei der aktuellen Zinssituation überhaupt an?
Steffen Schiefer: Der Aurelius Konzern verfügt zum 30. September über 570 Mio. Euro an liquiden Mitteln. Eine lukrative Anlage der liquiden Mittel ist aufgrund der Nullzinspolitik der Notenbanken nur schwer möglich. Daran wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch im kommenden Jahr nichts Wesentliches ändern. Unter anderem deshalb zahlen wir unseren Aktionären eine attraktive Basisdividende plus eine sich an den erfolgreichen Exits orientierende Partizipationsdividende. Zusätzlich kaufen wir Aktien unseres Unternehmens zurück. In 2017 haben wir so bisher in Summe bereits über 270 Mio. Euro ausgeschüttet. Liquiditätsengpässe sind nicht zu erwarten, da auch im kommenden Jahr Verkäufe unsere liquiden Mittel stärken werden.
Sie sprechen die Ausschüttungen an. Der AURELIUS Vorstand schlägt eine Anhebung der Basisdividende um 50 Prozent auf 1,50 Euro je Aktie vor. Wollen Sie damit auch neue Investoren für AURELIUS gewinnen, denen eine attraktive und stabile Ausschüttung wichtig ist?
Steffen Schiefer: Wir wissen, wie wichtig ein kontinuierlicher Kapitalrückfluss für unsere Aktionäre ist. Im aktuellen Nullzinsumfeld ist unsere Dividendenpolitik ein gewichtiges Argument für die Aktie. Mit der dauerhaften Anhebung der Basisdividende unterstreichen wir die nachhaltige Ertragsstärke von AURELIUS. Natürlich freuen wir uns, wenn neue Aktionäre diese Performance honorieren und sich am Aurelius Konzern beteiligen.
Inklusive der Partizipationsdividende aus erfolgreichen Exits in Höhe von 3,50 Euro würden die Gesamtdividende bei 5,00 Euro und die Dividendenrendite damit bei rund 9 Prozent liegen. Wie nachhaltig wäre eine solche Ausschüttung?
Steffen Schiefer: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir regelmäßig sehr gute Dividendenrenditen erzielen können. Natürlich hängt das prozentuale Ergebnis dabei auch vom Kursniveau der Aktie ab. Was die effektive Ausschüttung anbelangt, muss bei unserem Geschäftsmodell deutlich zwischen Basis- und Partizipationsdividende unterschieden werden. Die Basisdividende speist sich vornehmlich aus den operativen Gewinnen unserer Töchter. Die Partizipationsdividende hängt, wie bereits angesprochen, an den Erlösen aus den Verkäufen von Tochtergesellschaften. Die positiven Ergebnisse aus den erfolgreichen Exits dieses Jahres werden gestreckt über mehrere Jahre ausgeschüttet. Dadurch wird sichergestellt, dass in 2018 und auch den Folgejahren nachhaltig attraktive Partizipationsdividenden ausgeschüttet werden können.
Wie ist der Stand des aktuellen Aktienrückkaufprogramms? Planen Sie für 2018 weitere Rückkaufprogramme oder ist auch dies von erfolgreichen Exits abhängig?
Steffen Schiefer: Wir sind im Plan. Zu einem weiteren Aktienrückkaufprogramm ist noch keine Entscheidung getroffen. Natürlich spielen die für 2018 prognostizierten Verkäufe dabei eine entscheidende Rolle. Wir befinden uns derzeit sowohl auf der Kauf- als auch Verkaufsseite in weit fortgeschrittenen Verhandlungen.
Herr Seemann, Herr Schiefer, lassen Sie uns abschließend über Ihre Ziele in Ihrer neuen Position als AURELIUS Vorstand sprechen. Was haben Sie konkret vor?
Fritz Seemann: Die aktuelle Auszeichnung mit dem "Private Equity Turnaround of the Year Award" für den erfolgreichen Exit von Getronics zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In den nächsten Jahren geht es vor allem darum, unser sehr erfolgreiches Geschäftsmodell weiter voranzutreiben und unsere Organisation und unsere Prozesse für unser geplantes Wachstum weiterzuentwickeln. Durch die Verstärkung des Vorstands und den Aufbau des erweiterten Führungskreises haben wir hierzu erste Schritte getan. Diese Strukturen werden wir kontinuierlich optimieren und dabei darauf achten, dass wir weiterhin kurze Kommunikationswege und einen unternehmerischen Ansatz behalten.
Steffen Schiefer: Mit der Erweiterung des Vorstands um zwei weitere Vorstände trägt AURELIUS dem starken Wachstum in den letzten Jahren Rechnung. Nachdem ich bereits seit 2012 als Chief Financial Officer (CFO) die Bereiche interne und externe Rechnungslegung sowie Bewertung, Steuern, Treasury und Revision verantwortet habe, gilt es für mich als Finanzvorstand die kontinuierliche Arbeit der vergangenen Jahre fortzusetzen und auch im Finanzbereich die Strukturen stetig zu optimieren, um den ständig steigenden Anforderungen des Kapitalmarktes wie schon in der Vergangenheit gerecht zu werden.
Herr Seemann, Herr Schiefer, vielen Dank für das Interview.
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Bildquellen: AURELIUS
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25.09.2019 | AURELIUS buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
30.08.2019 | AURELIUS buy | Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA | |
09.08.2018 | AURELIUS buy | Baader Bank | |
27.10.2017 | AURELIUS buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
10.08.2017 | AURELIUS buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.09.2019 | AURELIUS buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
30.08.2019 | AURELIUS buy | Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA | |
09.08.2018 | AURELIUS buy | Baader Bank | |
27.10.2017 | AURELIUS buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
10.08.2017 | AURELIUS buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
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16.08.2013 | Aurelius halten | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
05.02.2013 | Aurelius halten | Warburg Research | |
09.08.2007 | AURELIUS neues Stopp-Limit beachten | Focus Money |
Datum | Rating | Analyst | |
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