Aareal Bank-Chef: "Das ist der Beginn einer neuen Ära"
Wolf Schumacher, Vorstand der Aarealbank, rechnet als Konsequenz der erwarteten Ergebnisse des Banken-Stresstests eine Konsolidierungswelle unter Europas Geldhäusern.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Am 26. Oktober um 12 Uhr veröffentlicht die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse des europaweiten Banken-Stresstests. Der Chef des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal Bank, Wolf Schumacher, rechnet danach als Folge der verschärften Regulierung mit einer Konsolidierungswelle unter Europas Geldhäusern. Seinem im MDAX gelisteten Institut traut er dabei eine aktive Rolle zu.
Euro am Sonntag: UBS-Aufseher Axel Weber hat sich vor kurzem als erster Chef einer größeren Bank kritisch über den EZB-Stresstest geäußert. Methodisch unzureichend sei der Test und kaum dazu in der Lage, das Vertrauen in die Branche wiederherzustellen. Teilen Sie diese Kritik?
Wolf Schumacher: Was dieses Thema angeht, habe ich derzeit nur einen Wunsch: dass die Testergebnisse auf den Tisch kommen, solide kommuniziert und nicht von allen Seiten zerredet werden. Erstmals bekommen wir eine einheitliche Bewertung der 130 europäischen Banken, die an diesem Test teilnehmen. Das schafft Transparenz und stärkt so das Vertrauen in die gesamte Branche.
In Deutschland gelten vor allem Landesbanken mit großen Schiffsportfolios - HSH Nordbank und NordLB - als Durchfall-Kandidaten. Erwarten Sie, dass deutsche Institute beim Test scheitern werden?
Bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich mich zu dieser Frage nicht äußere. Ich kann nur für die Aareal Bank sprechen. Wir haben ein robustes Geschäftsmodell und sehr solide Kapitalquoten. Sie sehen mich deshalb gelassen, was mein eigenes Haus betrifft. Welche Konsequenzen sich auf längere Sicht für den Bankenmarkt ergeben, bleibt abzuwarten und hängt vom Gesamtbild ab - das ich aber naturgemäß noch nicht kenne.
Rechnen Sie mit einer weiteren Konsolidierung in der Branche?
Wir stehen in ganz Europa tatsächlich vor einer Weggabelung. Mit Abschluss des Stresstests und der Übernahme der Bankenaufsicht durch die EZB Anfang November beginnt einen neue Ära in der Bankenbranche. Etliche Institute werden ihre Geschäftsmodelle noch einmal auf den Prüfstand stellen müssen, und es könnte im Zuge dessen sowie unter dem Eindruck der strengeren Regulierung mittelfristig eine Konsolidierungswelle unter den Banken geben. Das steht uns also erst noch bevor.
Welche Faktoren müssen die Banken künftig besonders berücksichtigen?
Neben der immer schärferen Regulierung müssen sich alle Banken auch mit dauerhaft niedrigen Zinsen und der Digitalisierung auseinandersetzen. Digitalisierung wird vor allem diejenigen Banken treffen, die über ein Filialnetz verfügen, und generell solche Institute, die für neue Wettbewerber aus der digitalen Welt angreifbar sind, weil ihre Dienstleistung technologiebasiert ist und daher langfristig auch von Branchenfremden erbracht werden kann. Die Digitalisierung wird auch ganze Wertschöpfungsketten in den Häusern verändern. Mit dem Niedrigzins sind zum Beispiel diejenigen Banken konfrontiert, die auf der Aktivseite viele Wertpapiere mit hohem Kupon haben, die demnächst auslaufen. Und mit den Auswirkungen der veränderten Regulierung muss sich jede Bank auseinandersetzen - nicht nur, weil die Regeln befolgt werden müssen und die Geschäftsmodelle beeinflussen, sondern auch, weil die Regulierung einen neuen, dauerhaften Kostenblock schafft.
Welche Häuser werden davon besonders betroffen sein?
Vor allem kleinere Institute werden sich diese Regulierungskosten auf Dauer nicht mehr leisten können. Wünschenswert für die gesamte Branche wäre eine Regulierungspause, um einmal umfassend zu analysieren, welche kumulativen Lasten und Konsequenzen sich aus den Regulierungsmaßnahmen ergeben.
Konkret gefragt: Was hat der EZB-Stresstest die Aareal Bank gekostet?
Der Stresstest bindet enorme Kapazitäten, intern und extern. Insgesamt summieren sich unsere Kosten in den ersten beiden Quartalen des Jahres auf rund sechs Millionen Euro. Bei den großen Häusern dürfte es ein Mehrfaches davon gewesen sein. Dieses Geld müssen Sie erst einmal verdienen.
Als gewerblicher Immobilienfinanzierer bewegt sich die Aareal Bank in einem wieder härter umkämpften Umfeld. Neue Wettbewerber drängen in den Markt, die Margen sind deutlich unter Druck. Wie stellen Sie sich auf diese veränderte Situation ein?
Während der Finanzkrise waren wir tatsächlich zeitweise fast allein auf weiter Flur unterwegs. Jetzt sind wieder viele Banken in diesem Segment unterwegs. Außerdem hat die veränderte Regulierung, die sogenannten Solvency-II-Regeln, es Versicherern ermöglicht, in den Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung vorzudringen. Dort hat sich das weltweite Transaktionsvolumen in diesem Jahr deutlich erhöht. Die Anlageklasse gilt als attraktiv, als sicherer Hafen. Die Assekuranz, die unter den historisch niedrigen Zinsen leidet, erschließt sich diese Anlageklasse.
Welche Folgen hat das für Ihr Geschäft?
Wir sind in einer neuen Realität angekommen, in der die Kunden von einer wieder deutlich gestiegenen Zahl von Anbietern umworben werden. Und wir spüren einen gewissen Margenruck, bei weitem nicht so stark wie in der Vorkrisenzeit, aber dennoch signifikant: Per 30.6. lag die Bruttomarge noch bei ca. 250 Basispunkten, mittelfristig sehen wir sie eher bei 200 Basispunkten. Wir stellen uns darauf ein, indem wir unserer Linie treu bleiben: selektiv vorgehen, auf fertiggestellte Objekte konzentrieren. Außerdem sind wir durch unsere Drei-Kontinente-Strategie in Europa, USA und Asien gut aufgestellt und können so auf einer geographisch sehr breiten Basis nach attraktiven Geschäftsmöglichkeiten suchen.
Welche Auswirkungen wird der höhere Margendruck auf das Geschäftsergebnis 2014 der Aareal Bank haben?
Die etwas niedrigeren Margen im Neugeschäft drücken tendenziell auf das Zinsergebnis, aber erst zeitverzögert. Gleichzeitig sind für uns aber auch die Refinanzierungsquellen wie Pfandbriefemissionen oder Schuldverschreibungen günstiger geworden, so dass sich bereits im ersten Halbjahr 2014 unser Ergebnis deutlich verbessert hat. Angesichts voller Auftragsbücher rechnen wir damit, dass wir für das Geschäftsjahr 2014 beim Neugeschäft am oberen Ende der anvisierten Spanne von acht bis neun Milliarden Euro herauskommen werden. Beim Konzernbetriebsergebnis bin ich ebenfalls zuversichtlich, dass sich die positive Tendenz auch im restlichen Jahresverlauf fortsetzen wird.
Für 2013 haben Sie erstmals seit Jahren eine Dividende gezahlt, 75 Cent je Aktie. Wie wollen Sie die Aktionäre 2014 an der Ergebnisentwicklung beteiligen?
Generell ist es unser Ziel, bei passenden Rahmenbedingungen 50 Prozent des Überschusses als Dividende auszuzahlen. Grundlage in 2014 wäre der Jahresüberschuss 2013 ohne den einmaligen Zugangsgewinn aus der Corealcredit-Transaktion. Für eine konkrete Aussage zur 2014er Dividende ist es aber noch zu früh. Hierfür müssen erst die Gesamtjahreszahlen final vorliegen und die entsprechenden Gremien darüber befunden haben.
Wenn ich Ihre Kapitalquoten sehe, so erscheint mir, dass Sie überkapitalisiert sind?
Es ist richtig, dass wir sehr solide Kapitalquoten haben. Von daher stellt sich generell die Frage, was wir mit dem möglicherweise vorhandenen überschüssigen Kapital tun. Wir können es für mehr Neugeschäft einsetzen. Wir könnten damit aber auch Zukäufe finanzieren oder es an unsere Aktionäre zurückgeben - zusätzlich zur regulären Dividende über eine Sonderausschüttung. Ein solcher Schritt ist allerdings erst mittelfristig denkbar.
Derzeit steht der gewerbliche Immobilienfinanzierer WestImmo aus dem Nachlass der WestLB zum Verkauf. Wäre der eine gute Ergänzung?
Zu konkreten Zielen kann ich mich nicht äußern. Wir beobachten den Markt ständig. Kommt ein Übernahmeziel, das zu uns passt und einen Mehrwert auch für unsere Aktionäre darstellt, werden wir das im Detail prüfen. Das gilt für unsere beiden Standbeine, die gewerbliche Immobilienfinanzierung und die IT-Dienstleistung. Wir halten für beide immer die Augen offen.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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