Interview

Ecommerce Alliance-CEO: Unser organisches Wachstum finanzieren wir selber

04.10.13 12:57 Uhr

Im Exklusiv-Interview erläutert der Ecommerce Alliance-Chef, Daniel Wild, seine Wachstumspläne für das Unternehmen.

Mit dem Verkauf von pauldirekt wurde die Strategie, das Beteiligungsportfolio deutlich zu reduzieren und schwerpunktmäßig auf Produkte des Mobilfunks zu konzentrieren, konsequent fortgesetzt. Großaktionär und CEO Daniel Wild erwartet in der Spitze organisches Wachstum zwischen 15-20 Prozent. Bis zum Jahr 2018 soll der Umsatz auf zirka 500 Millionen Euro wachsen; für das laufende Jahr erwarten Analysten einen Umsatz von 130 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 0,8 Millionen Euro.

Herr Wild, die Ecommerce Alliance AG hat ihren Konzernumsatz im ersten Halbjahr um rund 29 Millionen auf 42,6 Millionen Euro gesteigert. Welchen Anteil hatte daran Ihre neue Mehrheitsbeteiligung wap telecom?
Daniel Wild: Das Segment Mobile zu dem die Firmen wap-telecom, getmobile und getsmart gehören, erreichte einen Umsatz von 34 Millionen Euro. Dabei ist zu beachten, dass dieses Segment erst ab dem 01.03.2013 konsolidiert wurde, das heißt ohne die Monate Januar 2013 und Februar 2013.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der im Frühjahr mehrheitlich übernommenen wap telecom-Gruppe? Welche Wachstumsraten und EBIT-Margen erwarten Sie für die Tochter im Gesamtjahr bzw. im kommenden Jahr?
Mit der Entwicklung sind wir sehr zufrieden, denn sie entspricht unseren Erwartungen. Organisches Wachstum erwarten wir in den nächsten Jahren von 15-20 Prozent pro Jahr.
Wir können im Segment Mobile sehr viel schneller wachsen, wenn wir den Companies im Bereich Mobile zusätzliche Liquidität für das Working Capital zu Verfügung stellen. Unter einer solchen Voraussetzung sind dann Wachstumsraten von über 50 Prozent erreichbar.
Kurzfristig erwarten wir EBIT-Margen von 1-2 Prozent pro Jahr. Mit zunehmender Größe und zunehmendem Geschäft bei der Vertragsvermittlung und beim Service-Providing der getsmart sind EBIT-Margen von ca. 5 Prozent erreichbar.

Der Mobilfunkmarkt in Deutschland steht vor der Konsolidierung. Welchen Einfluss wird der geplante Zusammenschluss von O2 und E-Plus auf Ihr Geschäft haben?
Wir haben mit beiden Netzbetreibern, die jetzt fusionieren, sehr gute Geschäftsbeziehungen, der Zusammenschluss sollte darauf keinen Einfluss haben.
Neben den Netzbetreibern gibt es noch weitere Anbieter in diesem Bereich wie Debitel-Mobilcom und Drillisch, so dass wir weiter einen dynamischen Wettbewerb erwarten.

Kommen wir auf das Ergebnis im ersten Halbjahr zu sprechen. Dies war maßgeblich beeinflusst durch einen Einmaleffekt aus der Entkonsolidierung der Experience Media GmbH. Könnten Sie uns die Hintergründe bitte kurz erläutern, die zu diesem außerordentlichen Ertrag geführt haben?

Daniel Wild, ecommerce
Neben den erfreulichen operativen Ergebnissen wird das Ergebnis der ECA immer auch von der Entwicklung unserer Finanzbeteiligungen beeinflusst werden. Wie schon vor zwei Jahren angekündigt, haben wir das Ziel, uns jedes Jahr von ein bis zwei Beteiligungen zu trennen. Dieses Ziel haben wir in den vergangen Jahren auch erreicht, in dem wir z.B. netmoms, 52weine, posterjack und pauldirekt verkauft haben. Neben dem positiven Effekt des Liquiditätszuflusses aus diesen Verkäufen haben diese Exits bzw. sowie auch mögliche Abschreibungen einen Einfluss auf unser Ergebnis.
In diesem Halbjahr hat die Entkonsolidierung der Experience Media GmbH mit einem positiven Einmaleffekt das Halbjahresergebnis verbessert, da das in Vorjahren entstandene negative Eigenkapital zu einem Entkonsolidierungewinn geführt hat. Der Verkauf von pauldirekt hat noch keinen Einfluss auf dieses Ergebnis.

Sie erwarten ein deutlich stärkeres zweites Halbjahr – sowohl im Umsatz als auch im Ergebnis. Was macht Sie so zuversichtlich?
Umsatz und Ergebnis werden schon stärker, weil das neue Segment Mobile mit vollen 6 Monaten einfließt, darüber hinaus ist das 2. Halbjahr im Mobilfunkmarkt traditionell durch das Weihnachtsgeschäft bedingt immer das stärkere Halbjahr. Insgesamt läuft das Geschäft in allen Mobilfunkbereichen gut, das margenstärkere Geschäft im Bereich Tablet sehr gut.

Welche EBIT-Margen streben Sie auf Konzernebene mittelfristig an?
Im Bereich Ecommerce Service erzielen wir EBIT-Margen von 10 Prozent und darüber. Dieses Geschäft bauen wir weiter aus. Die Margen im volumenstärkeren Mobilfunkgeschäft steigern wir wie oben beschrieben in den nächsten Jahren auch. Dadurch erwarten mittelfristig EBIT-Margen von 5 Prozent pro Jahr.

Ihre Anteile am Shopping-Club pauldirekt haben Sie im September an die getgoods AG verkauft. Warum haben Sie sich von den Anteilen getrennt?
Hauptgrund für die Trennung von pauldirekt war der strategische Fokus auf die Segmente Mobile und Services. In dem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld hätte uns weiteres aggressives Kundenwachstum zu viel Geld gekostet und vor allem dauerhaft die EBIT- Margen belastet.

Wann wird der Kaufpreis für pauldirekt fließen, ist er im Abschluss per 30.6. bereits enthalten?
Der Kaufpreis ist bereits geflossen, allerdings erst nach dem Stichtag 30.6. Die Transaction wird sich aber erst im zweiten Halbjahr gewinnerhöhend auswirken.

pauldirekt konnte die Erwartungen in den letzten Jahren nicht erfüllen. Woran lag es aus Ihrer Sicht?
Wie oben beschrieben wurden die Kundenakquisitionskosten immer teurer. In Kombination mit dem margenschwachen Geschäftsmodell von pauldirekt waren wir und die anderen Gesellschafter nicht bereit, weitere Investitionen zu tätigen, um eine signifikante Größe zu erreichen.

Wie geht’s es jetzt im Segment Brands weiter? Werden Sie sich auch von den restlichen Beteiligungen trennen, um sich auf die Segmente Mobile und Service zu fokussieren?
Wir haben den strategischen Fokus klar auf die Bereiche Mobile und Service gelegt und daher sind wird grundsätzlich bereit, uns von weiteren Firmen zu trennen. Wir haben es dabei nicht eilig.
Der Zeitpunkt des Verkaufes dieser Firmen richtet sich danach, wenn wir aus unserer Sicht die besten Verkaufspreise erzielt werden können.

Wie ist es aktuell um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Ecommerce-Alliance-Gruppe bestellt? Benötigen Sie für die Umsetzung Ihrer Expansionspläne weiteres Kapital?
Unser organisches Wachstum finanzieren wir selber, um gerade im Segment Mobile stärker zu wachsen, könnten wir zusätzliche finanzielle Mittel einsetzen, diese zusätzlichen Mittel könnten wir sowohl aus Unternehmensverkäufen oder auch durch Kapitalmaßnahmen generieren.

Ecommerce Alliance ist im Entry Standard gelistet. Denken Sie mittelfristig über einen Segmentwechsel in den Geregelten Markt nach?
Ja, mittelfristig streben wir einen Segmentwechsel an.

Welche Schlagzeile(n) würden Sie gerne in fünf Jahren über die Ecommerce Alliance AG lesen?
Im Jahr 2018 ist die ECA mit jenseits der 500 Millionen Euro Umsatz der klare Category Leader im Bereich Smartphone/Tablet Ecommerce.
Die Dividende in dem Jahr 2018 wird nicht nur aufgrund der operativen Gewinne gezahlt, sondern auch aufgrund der erfreulichen Exits aus dem Bereich der Unternehmensbeteiligungen.

Herr Wild, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.

Bildquellen: Ecommerce Alliance

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