EZB-Chefsvolkswirt: Höhere Inflation wichtiger als Finanzstabilität
Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nach den Worten ihres Chefvolkswirts Philip Lane derzeit keine großen Rücksichten auf die Finanzstabilität nehmen.
"Wenn man wie wir sehr niedrige Inflationsraten hat, dann haben das Erreichen des Inflationsziels und die Stabilisierung der Inflationserwartungen hohen Vorrang", sagte Lane in einer vom Internationalen Währungsfonds (IWF) organisierten Diskussion.
Er fügte hinzu: "Der Trade-off zwischen der Geldpolitik und der Sicherung der Finanzstabilität wird wahrscheinlich davon abhängen, wie weit die Inflation von Zielbereich entfernt ist."
Lane sagte, die EZB habe die Finanzstabilität stets im Blick, und es sei schon viel für die grundlegende Stabilität des Bankensystems getan worden. Der Chefvolkswirt räumte ein, dass bei der makroprudenziellen Politik, die nach offizieller EZB-Lesart der vorrangige Akteur beim Umgang mit Finanzstabilitätsrisiken ist, noch viel getan werden müsse.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte am Nachmittag gesagt, dass die EZB im Rahmen der gegenwärtigen Strategieprüfung überlege, ob - und wenn ja - wie sie Finanzstabilitätsrisken künftig in ihrer Geldpolitik berücksichtigen könne. Die makroprudenziellen Instrumente seien noch nicht voll wirksam. Als eine theoretische Option hatte sie eine Bereitschaft der Zentralbank genannt, eine langsamere Rückkehr zu ihrem Ziel zu akzeptieren.
Zuvor hatte Schnabel allerdings darauf hingewiesen, dass die Inflation im Euroraum seit 2014 im Jahresdurchschnitt bei nur 0,8 Prozent liege. Die EZB strebt "mittelfristig" knapp 2 Prozent an.
FRANKFURT (Dow Jones)
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