Schnabel: EZB-Zinserhöhung 2022 unwahrscheinlich - PEPP endet im März
Der Inflationsausblick für den Euroraum spricht nach Aussage von EZB-Direktorin Isabel Schnabel gegen eine Zinsanhebung 2022.
Bei einer EZB-Konferenz sagte Schnabel außerdem, dass das Tempo der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) nach dem voraussichtlichen Ende des Pandemiekaufprogramms PEPP im nächsten Jahr ebenfalls vom Inflationsausblick abhängen werde. Schnabel bekräftigte die Absicht der EZB, erst alle Anleihekäufe zu beenden und dann die Zinsen zu erhöhen.
"Bei unserer jüngsten EZB-Ratssitzung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nach wie vor gute Gründe für die Annahme gibt, dass die Inflation im Euroraum im Laufe des nächsten Jahres deutlich zurückgehen und mittelfristig allmählich wieder unter unser Ziel von 2 Prozent sinken wird", sagte Schnabel laut veröffentlichten Text. Das bedeutet, dass die Bedingungen für eine Zinserhöhung, wie sie in der überarbeiteten Forward Guidance festgelegt sind, im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich nicht erfüllt würden.
Schnabel geht "aus heutiger Sicht" davon aus, dass die EZB das PEPP-Programm Ende März 2022 einstellen wird. Dagegen werde "das Tempo und die Dauer unserer Nettokäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) entscheidend von einer gründlichen Neubewertung der mittelfristigen Inflationsaussichten abhängen". Durch eine schrittweise Verlagerung des Policy-Mix weg von den Anleihekäufen will die EZB laut Schnabel verhindern, dass die Verteilungswirkung der geldpolitischen Maßnahmen zunimmt, und die Risiken für die Finanzstabilität mildern.
Schnabel sprach sich außerdem dafür aus, die Auswirkungen von Anleihekäufen für die Hauspreisentwicklung stärker zu berücksichtigen. Das betreffe sowohl die Preisstabilität als auch die Finanzstabilität. Sie verwies darauf, dass die Hauspreise im Euroraum als Ganzem unangemessen hoch seien und die Kreditaufnahme für den Hauskauf in Deutschland und Frankreich das höchste Niveau seit 2008 erreicht habe.
"In einem institutionellen Umfeld, in dem die makroprudenzielle Politik im Prinzip zwar die erste Verteidigungslinie darstellt, aber noch nicht voll wirksam ist, kann die Geldpolitik vor solchen Entwicklungen nicht die Augen verschließen", sagte die EZB-Direktorin.
FRANKFURT (Dow Jones)
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