US-Notenbankchef Powell: Wirtschaft erholt sich - Währungshüter Bullard rät zu Tapering in 2022
Die US-Wirtschaft hat sich aus Sicht der US-Notenbank Fed in den vergangenen Monaten weiter von ihrem Corona-Einbruch erholt.
Auch die Lage am Arbeitsmarkt habe sich gebessert, heißt es in vorbereiteten Bemerkungen von Fed-Chef Jerome Powell für einen Auftritt vor dem Bankenausschuss des Senats am heutigen Dienstag. Die Ausführungen wurden am späten Montagabend vorab veröffentlicht. Der geldpolitische Ausblick wird nicht direkt angesprochen.
Die Inflation sei gegenwärtig "erhöht". Dies werde in den kommenden Monaten vermutlich so bleiben, bevor sie zurückgehe. Powell erklärte die hohe Inflation von derzeit rund fünf Prozent mit Engpässen in einigen Wirtschaftsbereichen im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung nach dem Corona-Schock. Diese Effekte seien größer ausgefallen und hätten länger angehalten als erwartet. Sie würden aber auch wieder verschwinden, was die Inflation zurückgehen lasse. Sollte sich die Inflation jedoch als hartnäckiger herausstellen, werde die Fed mit all ihren Möglichkeiten reagieren.
Die Federal Reserve steuert gegenwärtig auf eine vorsichtige Straffung ihrer extrem lockeren Geldpolitik zu. Es geht um die milliardenschweren Wertpapierkäufe von aktuell 120 Milliarden US-Dollar je Monat. Vergangene Woche hatte die Fed signalisiert, die Käufe bald zurückführen zu wollen. Neue Zinsprognosen hatten darüber hinaus raschere und häufigere Anhebungen des Leitzinses nahegelegt.
Bullard (Fed) - Notenbank sollte Bilanz schon 2022 schrumpfen
Der US-Währungshüter James Bullard sieht bereits 2022 Spielraum für einen Abbau der krisenbedingt massiv aufgeblähten Bilanz der Notenbank Fed.
Sie sollte damit nach dem anstehenden Herunterfahren der Anleihenkäufe - dem sogenannten Tapering - im nächsten Jahr beginnen, sagte der Chef des Notenbankbezirks St. Louis am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Konjunkturerholung könne schneller verlaufen. Schon jetzt habe die US-Wirtschaft das Niveau von vor der Pandemie übertroffen. "Wir sollten damit beginnen, den Bilanzabbau zuzulassen", sagte Bullard. Dies könne mit dem Ende des Tapering beginnen.
Zunächst will die Fed die Zukäufe von Wertpapieren im Umfang von monatlich 120 Milliarden Dollar verringern, falls sich weitere Fortschritte bei Preisstabilität und Arbeitslosigkeit in etwa so wie erwartet einstellen sollten. Experten erwarten gegen Jahresende den Startschuss. Mitte 2022 könnte der Tapering-Prozess laut Fed-Chef Jerome Powell bereits abgeschlossen sein.
Nach dem Ende - also dem Abschluss des Zukaufprogramms - dürfte die Summe der auf der Fed-Bilanz stehenden Vermögenswerte die 8,5 Billionen Dollar erreicht haben. Laut Bullard besteht kein Grund, sie dann auf diesem Niveau zu belassen. Die Notenbank hatte ihre Bilanz zunächst durch massive Zukäufe zur Stabilisierung der Wirtschaft in und nach der Weltfinanzkrise 2007/09 aufgebläht. 2017 begann sie mit dem Bilanzabbau, indem sie auslaufende Papiere nicht mehr durch neue ersetzte. Mit der Pandemiekrise 2020 musste die Fed wieder als Krisenhelfer einspringen, womit die Bilanzsumme wieder hochgetrieben wurde.
Bullard betonte, in der Fed sei die Diskussion über den Bilanzabbau noch nicht angelaufen. Doch halte er seinen Vorstoß angesichts des überraschend hohen Erholungstempos der Wirtschaft und der anhaltenden Inflationssorgen nicht für verfrüht.
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WASHINGTON (dpa-AFX) /
Washington (Reuters)
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